«Arena» lehnt Juso-Gast wegen Verbänden ab
SRF lehnt den Wunschkandidaten der Juso zur Teilnahme an der «Arena» zur 99-Prozent-Initiative ab, weil er als Unternehmer dafür ist, anders als die Verbände.
Das Wichtigste in Kürze
- Unternehmer Hannes Gassert hätte auf der Pro-Seite in der «Arena» stehen sollen.
- Doch das SRF lehnt diesen Vorschlag der Juso ab.
- Er vertrete als Unternehmer eine andere Position als die Wirtschafts-Verbände.
Am Freitag wird in der SRF «Arena» über die 99-Prozent-Initiative debattiert. Moderator Sandro Brotz teilt auf Twitter die Gästeliste mit: Vier Gäste auf der Pro-Seite, vier geben Kontra.
Die Abstimmungs-#srfarena zur Initiative Kapitalbesteuerung (#99ProzentInitiative):
— Sandro Brotz (@SandroBrotz) August 31, 2021
Pro@RonjaJansen
@KPrelicz @DominicTaeubert #MichaelGraff @al_zuerich
Kontra@B_Haeberli #MarcelDettling #MonikaRühl @economiesuisse @RaphaelTobler
(BR #UeliMaurer hat leider #käluscht)
Doch mit dieser Liste ist Ronja Jansen ganz und gar nicht zufrieden. Denn eigentlich sollte an der Seite der Juso-Präsidentin Hannes Gassert darlegen, weshalb er als Unternehmer die Initiative unterstütze. Doch SRF strich ihn von der Gästeliste.
Unternehmer teilt Meinung von Unternehmer-Verband nicht
«Economiesuisse, der Gewerbeverband, sowie die Schweizerischen Verbände für Startups lehnen die Initiative ab. Der KMU-Verband positioniert sich nicht. Auf der Pro-Seite einen Unternehmer zuzulassen, würde das Bild entsprechend verzerren», erklärt SRF die Ablehnung von Gassert.
Diese Argumentation leuchtet vielen nicht ein. Nick Glättli (SP) findet diese Herangehensweise bei Parteimitgliedern sinnvoll. Doch hier werde nicht die Mitgliedschaft in einer Organisation beanstandet, sondern dass er allgemein Unternehmer sei. «Hätte dann beim Waffengesetz niemand das Ja vertreten dürfen, der ein Gewehr zuhause hat?»
Twitter-User graben Beispiele aus, wie etwa die «Arena» zur Selbstbestimmungs-Initiative mit Magdalena Martullo-Blocher. Sie war zu diesem Zeitpunkt im Vorstand von Economiesuisse – der Verband war gegen die Initiative.
Die Situation sei nicht vergleichbar, da beide Seiten damit einverstanden gewesen seien, wendet Moderator Brotz ein. Die Frage, ob sich jemand von der Gegenseite denn diesmal gegen Gassert ausgesprochen habe, lässt SRF unbeantwortet.
Unternehmer und IT-Spezialist Gassert scheint bei SRF einen schweren Stand zu haben. Das Team von «10vor10» habe ihm bei einer Gelegenheit gesagt, er sei «mehr so eine Figur im Hintergrund».
Nun springt Konjunkturforscher Michael Graff von der ETH Zürich für in ein. Dieser ist Mitglied der Konferenz des Lehrkörpers (KdL), die Stellungnahmen zu Vernehmlassungen verfasst. Das scheint SRF diesmal nicht zu stören, denn eingeladen ist er als Mitglied der Alternativen Linken.
SRF erklärt Prozedere bei Gäste-Auswahl der «Arena»
SRF erklärt auf Anfrage, wie die Auswahl der Studio-Gäste zustande kommt: «Bei Abstimmungssendungen können die Parteien und Komitees Vorschläge machen, wer sie im Studio vertreten soll. Die Redaktion gibt diesen Vorschlägen statt, sofern keine inhaltlichen, journalistischen Einwände bestehen.»
In Abstimmungssendungen sollen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer eine eigene Meinung bilden und sich möglichst gut orientieren können. Daher besetze der Sender nicht gegen Partei- oder Verbandsparolen. Dass vorgeschlagene Gäste nicht eingeladen werden, sei «keine Seltenheit und kommt immer wieder vor».