«Arena» über Coronavirus-Kommunikation von Bund und Medien
Wie schneidet die Kommunikation des Bundesrates ab und wie frei berichten Medien über die Coronavirus-Krise? Diesen Fragen stellte sich die heutige «Arena».
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Nationalrat Alfred Heer fordert ein Ende des Notrechts.
- Medien hätten News des Bundes oft unkritisch vermittelt, kritisiert der Medienexperte.
Wie hat der Bundesrat bisher durch die Corona-Krise hindurch kommuniziert? Und waren die Medien genügend kritisch oder sind sie zu den Lautsprechern der Behörden mutiert? Die «Arena»-Sendung vom Freitagabend stand ganz im Zeichen der Corona-Kommunikation.
Von Moderator Sandro Brotz eingeladen war der Zürcher SVP-Nationalrat Alfred Herr. Sein Standpunkt: Wir befinden uns in einer «de facto Diktatur». Der Bundesrat bestimme heute alles, ohne Kantone und das Parlament in beschränkten Rahmen mitsprechen zu lassen. Der Bundesrat dürfe nun nicht weiter im Notrecht regieren.
Auf der anderen Seite des politischen Spektrums debattierte die Thurgauer Nationalrätin Edith Graf-Litscher (SP) in der «Arena» mit. Sie betonte, dass wir uns in einer ausserordentlichen Lage befinden. Der Bundesrat habe dabei mit Augenmass gehandelt.
Zudem zu Gast der «Arena» war Vinzenz Wyss, Professor für Journalistik der ZHAW. Und David Schärer, Gründungspartner von Rod Kommunikation. Seine Agentur hat die Corona-Kampagne des Bundes mitentwickelt.
Eine erfolgreiche Kampagne. Denn die Plakate mit den BAG-Hinweisen wurde bis zu einer halben Million mal heruntergeladen und ausgedruckt. Nun beginne aber mit dem neuen Normalzustand der schwierigste Teil der Kampagne. Wie bringe man nun die Leute dazu, sich weiterhin an die Regeln zu halten.
Heer rüffelt Bundesrat
Ein Rüffel geht vor allem an die Adresse des Bundesrates. Und zwar kommt er von Heer. Für den Zürcher ist klar: Der Bundesrat behandle «die Bevölkerung wie Kindergärtner».
Von Woche zu Woche werde an der Medienkonferenz des Bundes gepredigt, ob man brav war oder nicht. Dabei würden die Probleme schon bei den Massnahmen des Bundesrates beginnen.
Denn darin sehe er «keinen logischen Sinn». Etwa, warum beispielsweise Zoos zu sind. Die Leute in den Trams aber viel näher aufeinander sitzen. Man müsse doch jetzt mehr aufmachen, damit sich die Leute mehr verteilen würden.
Graf-Litscher nimmt Berset und Co. in Schutz. Berset und Koch hätten Tag und Nacht, sieben Tage die Woche geschuftet. Und dabei immer mit einer ruhigen Art Botschaften vermittelt.
Haben Medien zu wenig kritisch berichtet?
Aber auch die Medien kriegen in der «Arena» ihr Fett weg. Dies vor allem von Wyss. Er kritisiert, dass Medien oft Behördeninfos unkritisch übernommen hätten. Die Einstimmigkeit im Einklang mit den Behörden mache die Menschen skeptisch.
Das schüre den Eindruck, sie stecken alle unter einer Decke. Zudem seien gewisse Debatten von den Medien zu spät aufgegriffen und zu wenig kritische Fragen gestellt worden.
Heer attestiert den Medien hingegen eine Abhängigkeit vom Staat. Die Medien würden nun in der Folge der Corona-Krise gekauft. Das Medienwesen drohe die Gefahr einer schleichenden Verstaatlichung.
«Eine neue Abhängigkeit erachte ich als die grösste Gefahr», so Heer. Zumal die Steuerzahler schliesslich die Medien finanzieren müssten.
Auch hier nimmt Graf-Litscher die Position des Anwalts ein: Von einer Verstaatlichung könne keine Rede sein. Sie habe selbst den Eindruck, dass die Medien ausgewogene und fundierte Berichterstattung gemacht hätten. Aber auch sie gibt Ratschläge: Menschliche Aspekte hätten bisher oft gefehlt.
Lockdown-Demos
Weiter wurde das Thema der Lockdown-Demonstrationen behandelt. Wyss dazu: «Wir begegnen da etwas gefährlichem.» Auf der einen Seite stünden Medien, welche informieren, aber wenig alternative Themen zulassen würden. Auf der anderen Seite gäbe es Leute, die dann skeptisch werden, weil ihre Themen nicht abgedeckt sind.
Solche Leute würden meinen, ihnen würde ein Maulkorb verpasst. Medien hingegen hätten Angst diesen Leuten eine Stimme zu geben. Dies, aus Angst, ins Fahrwasser von Verschwörungstheoretikern zu kommen.