Klimastreik befürwortet eine «grüne» Investmentbank
Das Wichtigste in Kürze
- Bis 2050 soll die Schweiz klimaneutral sein, also netto null Treibhausgase ausstossen.
- Dafür sollen CO2-Speichertechnologien und analoge Lösungen gefördert werden.
- Der Klimastreik bevorzugt aber eine grüne Investmentbank, wie im Parlament vorgeschlagen.
Wie soll die Schweiz ihre Emissionen mindern? Diese Frage beschäftigt Wirtschaft, Finanzplatz, Wissenschaft und Politik schon seit einigen Jahren. Bis 2050 ist das Ziel eine komplett klimaneutrale Schweiz. Bundesrätin Simonetta Sommaruga strebt zudem als Zwischenziel eine Halbierung der Emissionen bis 2030 an.
Der Bundesrat möchte CO2-Speicher- und -Abscheidungstechnologien (CSS) sowie Negativemissionstechnologien (NET) vorantreiben. Insbesondere dort, wo Treibhausgase unvermeidlich sind, etwa bei der Kehrichtverbrennung oder Herstellung von Zement.
Parlamentsmitglieder hingegen schlagen eine grüne Investmentbank vor, die solchen finanziell risikoreichen Technologien den ersten Anschub geben sollen: Der Bund soll Hauptinvestor sein, sich dann mit der Zeit aber zurückziehen.
Wachstum grundlegend hinterfragen
Beide Vorschläge haben das gleiche Ziel, aber werden in ihrer Wirksamkeit vom Klimastreik Schweiz unterschiedlich eingeschätzt. Samuel Lüthi, Mitglied der Arbeitsgruppe Finanzplatz, hält den Vorschlag einer «Swiss Green Investment Bank» für sinnvoller.
«Angesichts dessen, dass aufgrund der Klimakrise fast unsere ganze Wirtschaft umgebaut werden muss, ist die Idee sicher richtig», so Lüthi. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass grüne Technologien – wie etwa Fotovoltaik – beim Durchstarten etwas Hilfe benötigten. Ausreichend wäre die Bank aber nicht, um die Schweiz klimaneutral zu machen, sagt der ETH-Doktorand.
Andere Institutionen, beispielsweise Pensionskassen oder die Nationalbank, würden immer noch Milliarden in Öl, Kohle und Gas investieren. Solche Investitionen müssten aus Sicht des Klimastreiks verboten werden. Und überhaupt müsse der Finanzplatz sich stark verändern, um grün zu werden.
«Grundsätzlich muss auch die Logik von Zins- und Zinseszins zwingend hinterfragt werden», erklärt Lüthi. «Denn dieser Zinsdruck impliziert ja ewiges Wachstum.» Solches Wachstum sei unter Berücksichtigung der «planetaren Grenzen» schlicht unmöglich, hält er fest. Eine grüne Finanzwelt sei aber unabdingbar, um die Wirtschaft «klimagerecht» zu gestalten.
Negativemissionstechnologien «nur für letzte Kilometer des Marathons»
Den Plan des Bundes betrachtet der Klimastreik eher skeptisch, sagt Lüthi weiter. Die Skalierbarkeit von Kompensation und Kompensationstechnologien sei nicht bewiesen. «Daher sollte man CCS und NET nicht als die Lösung sehen, sondern als kleinen Teil davon»: Betrachte man den Weg bis zu Netto Null als Marathon, seien solche Technologien wichtig «für den letzten Kilometer».
Aktuell hätte die Schweiz den Marathon gar nicht gestartet, sondern laufe sogar in die falsche Richtung, führt der Klima- und Wetter-Doktorand aus. Deswegen sei erst einmal wichtig, weniger zu verbrauchen, damit weniger Kehricht verbrannt werden muss. Oder weniger neu zu bauen, damit weniger Zement hergestellt wird.
Befürworten Sie einen grünen Finanzplatz?
Falls aber der Bundesrat Negativemissionstechnologien einsetzen wolle, müsse er «unbedingt sicherstellen, dass sich die Krisenherde nicht einfach verschieben». Viele NET, warnt Lüthi, hätten einen grossen Einfluss auf die Biodiversität und Ökosysteme. Dafür bleibt noch genug Zeit, denn der Bund möchte das Thema erst Ende 2024 mit konkreten Vorschlägen angehen.