Pflegeinitiative: Die Argumente der Befürworter
Die Pflegeinitiative will dem Mangel an Pflegefachkräften entgegenwirken. Neue Ausbildungsplätze und bessere Arbeitsbedingungen werden gefordert.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz habe man schon längst einen «Pflegenotstand» erreicht.
- Nur mit den in der Initiative geforderten Massnahmen könne man diesen Notstand bekämpfen.
- Der Pflegeberuf sowie dessen Ausbildung sollen attraktiver gestaltet werden.
Für den Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK ist der «Pflegenotstand» in der Schweiz schon längst erreicht. Um diesen zu beheben, lancierten sie erfolgreich die überparteiliche Initiative «Für eine starke Pflege» – die sogenannte «Pflegeinitiative». 120'000 Unterschriften wurden im November 2017 eingereicht.
Ein Ja empfehlen bei dieser Abstimmungsfrage am 28. November 2021 die SP, die GPS und die EVP. Die Mitte erteilt Stimmfreigabe.
Pflegenotstand durch Personalmangel
Den Pflegenotstand begründet das Initiativkomitee vor allem mit statistischen Angaben: 11'700 Pflegestellen in der Schweiz sind unbesetzt, davon 6200 für Fachpersonen. Doch der Tiefpunkt sei noch nicht erreicht.
Die Schweizer Bevölkerung altert – die Gesellschaft macht einen demografischen Schub nach oben durch. Demnach steigt die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen in Zukunft massiv an: Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen zu. In den kommenden acht Jahren braucht es laut Argumentarium der Pflegeinitiative zusätzlich 70'500 Pflegende. Über die Hälfte davon benötigen ausserdem eine Fachausbildung.
Problematisch ist aber nicht nur der Bedarf an neuem Personal. Momentan steigen 40 Prozent der Pflegenden frühzeitig aus ihrem Beruf aus. Der Grund dafür sind oftmals schwierige Arbeitsbedingungen und verhältnismässig niedrige Löhne. Somit müssen auch die momentan gültigen Umstände verbessert werden.
Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative ungenügend
Für das Initiativkomitee genügt der momentane Gegenvorschlag des Bundes nicht. Dieser konzentriert sich nämlich hauptsächlich auf die Ausbildung neuer Pflegefachpersonen. An der «chronischen Überbelastung» der heutigen Pflegenden ändert sich dadurch nichts. Frühzeitige Berufsausstiege und die allgemeinen Arbeitsbedingungen bleiben demnach unberührt.