Pride-Verbot in Ungarn: SVP-Frau will Altersgrenze – Schwule besorgt
Ungarn hat entschieden: Künftig soll es keine Pride-Paraden mehr geben. Diese Massnahme kommt in der Schweiz unterschiedlich gut an.

Das Wichtigste in Kürze
- Viktor Orbán und seine Regierung verbieten die Pride-Parade in Ungarn.
- Pink Cross ist besorgt deswegen – der Hass nehme auch in der Schweiz zu.
- SVP-Frau Vivienne Huber versteht Ungarn – will hierzulande aber kein totales Verbot.
In Ungarn soll künftig keine Pride-Parade mehr stattfinden. Die Regierung um Viktor Orbán hat ein entsprechendes Verbot ausgearbeitet. Am Dienstag stimmte das von der Premier-Partei Fidesz dominierte Parlament dem Vorhaben zu.
Der Anlass der LGBTIQ-Bewegung wurde mit 137 Ja- zu 27 Nein-Stimmen untersagt. Wer trotzdem teilnimmt, soll mit Gesichtserkennung überführt und bestraft werden können.
Im Parlament kam es wegen des Verbots zu kuriosen Szenen – Gegner zündeten nämlich Rauchbomben.

Überraschend kommt dieser magyarische Entscheid indes nicht. Orbán sagte bereits im Februar, dass die Organisatoren sich nicht auf die Parade vorbereiten sollen. Das wäre «verschwendete Zeit und Geld», liess der Regierungschef verlauten.
Das Argument von Orbán und seinen Mitstreitern: Die Pride-Parade gefährdet den Kinderschutz. «Wir lassen die Woke-Ideologie nicht unsere Kinder gefährden», so die klare Ansage des Premiers auf dem Twitter-Nachfolger X.
Pink Cross: Verbot ist «höchst besorgniserregend»
Mit dem Entscheid wenig anfangen kann Pink Cross, der Schweizer Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer.
Geschäftsführer Roman Heggli sagt gegenüber Nau.ch: «Mit seinem Entscheid tritt das ungarische Parlament die Menschenrechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans Menschen mit Füssen.»
Diesen Menschen werde so verboten, für sich und ihre Rechte zu demonstrieren. «Und das in einem europäischen Land!», zeigt sich Heggli schockiert.
Das Signal aus Budapest sei «höchst besorgniserregend», sagt der Pink-Cross-Geschäftsführer weiter.
Er befürchtet, dass es in Europa und den USA auch Nachahmer geben könnte. Deshalb müssen Personen, denen Menschenrechte wichtig sind, sich nun «gegen die Aushöhlung der Demokratie wehren».
Auch in der Schweiz haben es Pride-Paraden nicht einfach, so Heggli. In den letzten Jahren seien solche Anlässe immer wieder von rechtsextremen Gruppierungen angegriffen worden. «Der Hass hat klar zugenommen.»
Heggli fordert: «Niemand muss die Prides gut finden oder daran teilnehmen. Jedoch sind es politische Demonstrationen und müssen entsprechend respektiert werden.»
SVP-Huber: Pride-Parade hat ursprünglichen Sinn verloren
SVP-Politikerin Vivienne Huber kann den Entscheid Budapests hingegen nachvollziehen, wie sie auf Anfrage von Nau.ch sagt.
Sie argumentiert: «Ursprünglich wurden Pride-Paraden ins Leben gerufen, um für die Rechte von homosexuellen Personen zu kämpfen und auf Diskriminierung aufmerksam zu machen.»
Heute sei es so, dass die Anlässe zunehmend «von extremen politischen Kräften» instrumentalisiert werden. Ziel sei es, eine Minderheit in den Vordergrund zu rücken und daraus Vorteile zu ziehen.

Huber war bei zwei Pride-Veranstaltungen in der Schweiz ebenfalls schon vor Ort. Dort habe sie festgestellt, dass die Fetischszene sehr präsent sei.
Das diene nicht unbedingt dem ursprünglichen Anliegen. «Zudem stellt sich mir die Frage, was Kinder bei solch einer Veranstaltung zu suchen haben.»
Die SVP-Politikerin argumentiert also wie Ungarn ebenfalls mit dem Kinderschutz. Ihr Fazit zum Beschluss: «Ich betrachte das Verbot solcher Veranstaltungen als Ausdruck des Schutzes vor einer Ideologisierung der Gesellschaft.»
Nein zu Verbot – aber Ja zu strengeren Regeln
Braucht es auch in der Schweiz ein solches Verbot von Prides?
Roman Heggli von Pink Cross ist vehement dagegen. «Diese zu verbieten, würde bedeuten, die Versammlungs- und Meinungsfreiheit in der Schweiz zu verbieten. Das wäre fatal für die gesamte Gesellschaft.»

Auch die SVP-Politikerin Vivienne Huber spricht sich bei allem Verständnis für Ungarn gegen die drastische Massnahme aus. Sie sei gegen Verbote, so die Aargauerin.
Strengere Regeln könnten aus ihrer Sicht aber auch hierzulande sinnvoll sein, beispielsweise was das Alter betrifft. «Um unsere Kinder vor einer Frühsexualisierung zu schützen, sollte eine Teilnahme erst ab 16 Jahren erlaubt sein.»