Transplantationsgesetz: Claude Longchamp rechnet mit Ja
Beim neuen Transplantationsgesetz handelt es sich um eine umstrittene Lösung für den Organmangel. Claude Longchamp klärt auf und gibt eine Einschätzung.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 15. Mai stimmt die Schweiz über das neue Transplantationsgesetz ab.
- Dieses sieht eine «erweiterte Widerspruchslösung» bei der Organspende vor.
- Der Politikwissenschafter Claude Longchamp erwartet ein Ja zur Vorlage.
Die Regeln bei der Organspende dürften sich bald ändern. Das Transplantationsgesetz hat gemäss Einschätzung von Politologe Claude Longchamp gute Chancen, angenommen zu werden.
Bei der Vorlage handelt es sich eigentlich um die «erweiterte Widerspruchslösung» für die Organspende. Sollte das Gesetz tatsächlich angenommen werden, würde jede Person zu einem Spender. Es sei denn, er oder sie habe sich zu Lebzeiten ausdrücklich dagegen entschieden.
Transplantationsgesetz erfüllt Kernforderung einer Initiative
Das sei im Kern eigentlich genau das, was eine Volksinitiative von vor drei Jahren gefordert hatte. Mit Ausnahme eines Artikels: Sollte es unklar sein, was der oder die Verstorbene sich gewünscht hätte, können die Angehörigen entscheiden. Diesen Passus habe das Parlament hinzugefügt. Die Initianten hatten ihr Anliegen daraufhin zurückgezogen.
Die Gegnerschaft des Transplantationsgesetzes habe zwei Hauptargumente. «Es gibt ein Recht auf Selbstbestimmung, es gibt ein Recht auf körperliche Unversehrtheit», so Longchamp. Wenn kein Widerspruch vorliege und Ärzte die Organe «mehr oder weniger» frei entnehmen könnten, würden diese tangiert.
Weiter sei der Hirntod als entscheidendes Kriterium für die Entnahme von Organen umstritten. «Diese Kritik kommt aus kirchlichen und aus konservativen Kreisen», erklärt der Politologe. Sie sei zwar nicht «mainstream», aber bei geschätzt einem Drittel der Bevölkerung vorhanden.
Ziel der Vorlage sei es, gegen den Organmangel in der Schweiz vorzugehen, so Claude Longchamp. «Mit der heutigen Regel, der Bestätigungsregel, haben wir zu wenig Organe.» Der Blick ins Ausland zeige, dass die Widerspruchslösung in dieser Hinsicht wirksam sei. Zudem habe «nur» noch Deutschland als Nachbarland eine Bestätigungslösung.
Wieso glaubt Longchamp an ein klares Ja beim Transplantationsgesetz? «Wir haben schon über ähnliche Vorlagen abgestimmt, wo der medizinische Nutzen gegen konservative, ethische Einwände gestanden ist.» Jedes Mal habe die Schweiz zugunsten des medizinischen Nutzen gestimmt.