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«Versehen»: SRF Deville «gefällt» Beitrag mit «F*ck SVP»

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

Netz-Aktivitäten von Mitarbeitern des SRF sind ein Dauerbrenner. Das zeigt sich auch bei «Deville». Der Satiresendung «gefällt» ein Hasskommentar gegen die SVP.

SRF Deville SVP Like
Das Team von SRF-Satiriker Dominic Deville drückte bei einem Hasskommentar gegen die SVP auf den «Gefällt mir»-Knopf. - Screenshot SRF/Instagram

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Satire-Sendung «Deville» gefällt auf Instagram ein Kommentar gegen die rechte SVP.
  • Dabei habe es sich um ein Versehen gehandelt, beschwört SRF. Das «Like» wurde gelöscht.
  • Sicher ist: Die Netz-Aktivitäten von SRF-Mitarbeitern sind zu einem Politikum geworden.

Immer wieder sorgen politische Äusserungen von SRF-Promis in den sozialen Medien für heftige Reaktionen. So versteckte etwa 10vor10-Moderator Arthur Honegger kürzlich seine Blocher-kritische Haltung nicht einmal im Ansatz.

srf
Dieses politische Meme in Anspielung auf Christoph Blocher brachte SRF-Mann Arthur Honegger viel Ärger ein. - Twitter

Am Leutschenbach ist man sich der Problematik aber offenbar bewusst. Erst vor wenigen Tagen hat SRF seine neuen publizistischen Richtlinien publiziert. Dabei gilt für alle Mitarbeitenden eine «erhöhte Sorgfaltspflicht bei sämtlichen Aktivitäten im Netz».

Besondere Aufmerksamkeit walten lassen sollen die Angestellten beim «Liken» und Weiterverbreiten von Posts auf Twitter, Instagram und Co. Tatsächlich ist genau das nicht immer unproblematisch, wie ein aktueller Fall zeigt.

Deville-Team drückt bei Anti-SVP-Kommentar auf «Gefällt mir»

Dabei geht es um die Satiresendung «Deville». Diese ist auf Instagram aktiv und erfolgreich, zählt mittlerweile fast 22'000 Follower. Am Freitag postete der Account ein Meme von Taskforce-Präsident Martin Ackermann.

Deville Post Ackermann
In einem Meme legt das Deville-Team dem Taskforce-Präsidenten Martin Ackermann erfundene Quotes in den Mund. - Screenshot Instagram srfdeville

Das BAG melde 50'000 Fälle von Homophobie, weil das Referendum gegen die «Ehe für alle» zustandegekommen sei. Der Post sorgte für viele Reaktionen – auch gehässige.

gleichgeschlechtliche ehe
Ab dem 1. Juli 2022 ist die gleichgeschlechtliche Ehe in der Schweiz erlaubt. - Keystone

«Ein rassistisches Land, das Frauen vorschreibt, was sie tragen sollen, ist wohl kaum für die Homoehe», meint ein User. Und versetzt seine Haltung mit dem Hashtag #FuckSVP. Pikant: Dieser eindeutige politische Stellungsbezug «gefällt» dem Team des Chef-Satirikers von SRF.

SRF spricht von einem «Versehen»

Ist das noch neutral oder werden «Gefällt mir»-Angaben so zu einer impliziten politischen Stellungnahme?

Auf Anfrage spricht Tom Schmidlin, Leiter Comedy & Satire bei SRF von einem «Versehen». Die «Gefällt mir»-Angabe sei nach dem Hinweis von Nau.ch «zurückgenommen» worden. Der Like sei nur so zu verstehen gewesen, «dass sich die Redaktion für die Teilnahme an der Diskussion bedankte.»

Sollen SRF-Mitarbeiter auf Twitter & Co. ihre Meinung kundtun?

Dem Inhalt des Kommentars sei dabei zu wenig Beachtung geschenkt worden. «Selbstverständlich unterstützt die Redaktion «Deville» die Haltung des Kommentars nicht», so Schmidlin weiter. Der Account werde «von der Produktionsfirma» betreut.

Mitte-Präsident plädiert für Zurückhaltung

So oder so gibt das Thema mittlerweile längst im Bundeshaus zu reden. Mitte-Präsident Gerhard Pfister sagte letzte Woche gegenüber Nau.ch: «Die Regelungen zeigen, dass die SRF Direktion den Unterschied zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Medien nicht kennt, oder kennen will.»

SRF Gerhard Pfister Social
Mitte-Präsident Gerhard Pfister hat kein Verständnis für die neuen, gelockerten Social-Media-Richtlinien bei SRF. - Keystone

Journalisten eines «gebührenfinanzierten Mediums» seien in ihren Äusserungen im Netz stärker der Ausgewogenheit verpflichtet als Mitarbeitende privater Medien, so Pfister.

Ombudsfrau fordert klare Regeln für Tweets & Co.

Diese Haltung herrscht in weiten Teilen des bürgerlichen Lagers vor. Und selbst Ombudsfrau Esther Girsberger machte sich in der «NZZ am Sonntag» Gedanken darüber.

So sei etwa unklar, ob der «Arena»-Moderator seine Aussagen auf Twitter als Privatperson mache. «Oder unterliegen sie als redaktionelle Beiträge den Programmgrundsätzen und damit unter anderem dem Sachlichkeitsgebot? Sind sie gar Teil des Service public?», fragt sich Girsberger.

schawinski Ombudsstelle
Seit April 2020 leiten Esther Girsberger und Kurt Schöbi als Team die Ombudsstelle der SRG Deutschschweiz. - Keystone

Sie fordert aufgrund der grossen Belastung der Ombudsstelle klare Vorgaben, für was diese noch zuständig sei. Denn heute stütze man sich auf Gesetze «aus dem letzten Jahrhundert».

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