Der internationale «Fridays for Future»-Zweig skandalisiert mit pro-Palästina-Aussagen in den sozialen Medien. Der Klimastreik Schweiz will sie nicht «werten».
Klimastreik Israel Palästina
Der Klimastreik Schweiz will den Post des internationalen Konto von «Fridays for Future» nicht werten und nimmt mit einem eigenen Statement Stellung zum Nahost-Konflikt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Klimaschutz-Bewegung knatscht es aufgrund des Nahost-Konflikts.
  • Der internationale Zweig von «Fridays for Future» ist explizit pro-Palästina.
  • Andere, nationale Organisationen rufen zu Solidarität mit Opfern auf beiden Seiten auf.
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Seit dem Terror der Hamas in Israel am 7. Oktober haben sich zahlreiche Klimaaktivisten zum Nahost-Konflikt geäussert. Die meisten zeigten sich entsetzt; verurteilten die barbarischen Tötungen und Entführungen und riefen zur Teilnahme an Solidaritätskundgebungen auf.

Doch es gibt auch Aktivistinnen und Aktivisten, die sich mit dem Vorwurf des Antisemitismus konfrontiert sehen. Zu dieser Gruppe gehört auch die bekannteste Klimaaktivistin Greta Thunberg, die schreibt: «Heute streiken wir als Solidarität mit Palästina und Gaza.» Es brauche eine sofortige Waffenruhe, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilistinnen.

Internationaler «Fridays for Future»-Zweig macht mit Antisemitismus auf sich aufmerksam

Diese Aktion ist bei israelischen Klimaaktivisten aber gar nicht gut angekommen. In einem offenen Brief zeigen sie sich «zutiefst verletzt, schockiert und enttäuscht», wie die «Jerusalem Post» berichtet. Die Tweets von Greta Thunberg seien «erschreckend einseitig, schlecht informiert und oberflächlich».

Der internationale Account der von Greta gegründeten «Fridays for Future»-Bewegung geht noch viel weiter. Sie schreiben auf Instagram, dass die westlichen Medien die Bevölkerung einer Gehirnwäsche unterziehe, um pro-Israel zu sein. Die Medien erzählten dabei nicht die ganze Wahrheit und würden Palästinenser entmenschlichen.

Klimastreik Israel Palästina
Der internationale Zweig der Klimastreikbewegung verbreitet «Hamas-Propaganda», sagt der Schweizerische IsraelitischeGemeindebund (SIG). - Screenshot/@fridaysforfuture

Den Grund für diese angebliche systematische Desinformation nennen die Aktivisten hinter dem Account auch: Öffentliche westliche Medien seien nicht unabhängig und neutral. Sie dienten ihren Regierungen dazu, ihre rassistische Agenda durchzusetzen. Diese würden aus dem Genozid in Gaza ordentlich Kapital schlagen, so der Vorwurf.

«Der Post von Fridays for Future ist tatsächlich erschreckend und hat zu Recht Empörung ausgelöst», sagt Jonathan Kreutner. Er ist Generalsekretär beim Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund SIG.

«Es ist nicht nur so, dass Fridays for Future hier Position bezieht, nein, hier wird reinste Hamaspropaganda verbreitet: Terror wird legitimiert, Hass geschürt und darum herum noch zusätzlich eine Verschwörungstheorie geschnürt.»

Schweizer Klimastreik hält sich bedeckt

Der deutsche Ableger hat sich bereits mehrmals von den Aussagen des internationalen Accounts distanziert.

Auch der Schweizer Klimastreik stellt gegenüber Nau.ch klar: «Die Fridays For Future Bewegung ist lose organisiert und alle regionalen, nationalen oder internationalen Gruppen funktionieren unabhängig voneinander. Deshalb ist der Tweet von Klimastreik Schweiz der einzige Post, welcher von der Bewegung legitimiert wurde und für die Schweiz anzuwenden ist.»

Klimastreik Nahost
Die Position von Klimastreik Schweiz zum Nahostkonflikt. - X

Die Statements der anderen Gruppen werte man nicht, «da diese aus anderen Kontexten stammen, welche wir nicht nachempfinden können», sagt ein Aktivist.

Laut Kreutner ist das Statement des Klimastreiks Schweiz unproblematisch: Darin verurteilt der Klimastreik die Hamas und die «Gewalt der Regierung Israels gegen die palästinensische Zivilbevölkerung».

Verfolgen Sie die Geschehnisse in Israel?

Die «Jüdische Allgemeine» ist der Diskrepanz zwischen dem deutschen und dem internationalen Ast der Gruppe auf den Grund gegangen. Sie berichtet, dass die überregionalen Posts von ein paar wenigen Aktivisten gesteuert würden. Die Tweets würden in einer Telegram-Gruppe abgesprochen, die nur rund 50 Mitglieder beinhalte, von denen jedoch nur wenige aktiv seien. Durchsetzen würden sich meist die lautesten, aggressivsten und radikalsten.

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