Der Ex-Präsident Barack Obama hat den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump in seiner Rede am Parteitag der Demokraten ungewöhnlich scharf angegriffen.
Parteitag der Demokraten
Dieses von der Democratic National Convention zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt Barack Obama, ehemaliger Präsident der USA, während des Parteitages der US-Demokraten. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Barack Obama hat Donald Trump am Demokraten-Parteitag ungewöhnlich scharf angegriffen.
  • Zudem wurde Joe Bidens Vize, Kamala Harris, offiziell für die US-Wahlen nominiert.
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«Donald Trump ist nicht in den Job hineingewachsen, weil er es nicht kann. Und die Folgen dieses Versagens sind schwerwiegend», sagte Barack Obama beim Parteitag der Demokraten am Mittwochabend (Ortszeit).

«Ich hatte gehofft - im Interesse unseres Landes -, dass Donald Trump etwas Interesse daran zeigen würde, den Job ernstzunehmen; dass er das Gewicht dieses Amtes spüren und etwas Ehrfurcht vor der Demokratie entdecken würde, die ihm anvertraut wurde. Aber er hat es nie getan», so der frühere Präsident.

Der 59-Jährige wollte die Amerikaner aufrufen, mit ihrer Stimmabgabe bei der Wahl am 3. November dafür zu sorgen, «dass die Grundprinzipien unserer Demokratie fortbestehen». «Denn genau das steht jetzt auf dem Spiel. Unsere Demokratie.»

Trump habe die Macht seines Amtes lediglich dafür genutzt, sich selbst und seinen Freunden zu helfen. Die Präsidentschaft habe er behandelt wie «eine weitere Reality-Show, mit der er die Aufmerksamkeit bekommen kann, nach der er sich sehnt», so Obama

Unter Trump seien während der Corona-Pandemie nicht nur 170'000 Amerikaner gestorben, sondern auch Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen. Obama machte den Republikaner zudem dafür verantwortlich, dass die USA in der Welt an Ansehen verloren hätten und die demokratischen Institutionen «wie nie zuvor» bedroht seien.

Obama sprach mit Blick auf die Wahl am 3. November eine düstere Warnung aus: «Diese Regierung hat gezeigt, dass sie unsere Demokratie niederreissen wird, wenn das nötig ist, um zu gewinnen.»

Barack Obama
Barack Obama hat die Ausschreitungen beim US-Kapitol scharf verurteilt und Trump sowie die Republikanische Partei dafür verantwortlich gemacht. - Keystone

Obama hat sich mit Kritik an seinem Nachfolger bislang zurückgehalten, während Trump ihn ständig attackiert. Generell ist es nicht üblich, dass ein Ex-Präsident den Amtsinhaber scharf angreift - auch nicht im Wahlkampf.

Obama verteidigte dies: «Es ist keine normale Zeit. Also möchte ich heute Abend so deutlich, wie ich kann, darüber sprechen, was bei dieser Wahl auf dem Spiel steht.» Es gehe um die Demokratie, warnte Obama. Was in den kommenden 76 Tagen passiere, werde sich auf die folgenden Generationen auswirken.

Trump kontert bei Pressekonferenz

Trump konterte bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus, er sei nur Präsident geworden, weil Obama selbst versagt habe. «Präsident Obama hat keinen guten Job gemacht. Und der Grund, warum ich hier bin, ist wegen Präsident Obama und Joe Biden

Biden war unter Obama Vizepräsident. Der 77-Jährige tritt dieses Jahr bei der Präsidentenwahl am 3. November für die Demokraten gegen Trump (74) an.

Trump sagte, hätten Obama und dessen Vizepräsident Biden bessere Arbeit geleistet, wäre er möglicherweise gar nicht ins Rennen um die Präsidentschaft eingestiegen. «Ich wäre sehr glücklich gewesen, ich habe mein vorheriges Leben sehr genossen.» Obama habe dem Land «Schrecken» hinterlassen, Trump führte aber nicht aus, was er damit meinte.

Auf Twitter schob der Republikaner an Obama und Hillary Clinton gerichtet nach: «Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld.» Dazu veröffentlichte er ein Video, in dem der Obama-Regierung vorgeworfen wird, dass sie aus Verbitterung über die Wahlniederlage alles habe tun wollen, um die Regierung Trumps zu untergraben.

Hillary Clinton warnte am Mittwochabend ihrerseits vor einer Wiederwahl Trumps. «Wählen Sie, als stünden unsere Leben und unsere Lebensgrundlagen auf dem Spiel, denn das tun sie», so Clinton

«Ich wünschte, Donald Trump wäre ein besserer Präsident gewesen. Aber leider ist er, wie er ist», sagte die 72-Jährige. Amerika brauche einen Präsidenten, der im Weissen Haus Mitgefühl, Entschlossenheit und Führungsstärke zeige.

Kamala Harris offiziell nominiert

Ein weiterer Höhepunkt am Parteitag vom Mittwoch war die Nominierung und anschliessende Rede der demokratischen Vize-Kandidatin Kamala Harris, in der sie den Amerikanern ein besseres Land in Aussicht stellen und Trump vorwirft, Tragödien zu instrumentalisieren.

«Wir müssen einen Präsidenten wählen, der etwas anderes, etwas besseres bringt», sagte Harris am Mittwochabend (Ortszeit) in Wilmington (Delaware) beim Parteitag der Demokraten.

«Einen Präsidenten, der uns alle - Schwarze, Weisse, Latinos, Asiaten, Indigene - zusammenbringt, um die Zukunft zu erreichen, die wir uns gemeinsam wünschen.» Sie fügte hinzu: «Lasst uns mit Hoffnung kämpfen.»

Joe Biden
Ein eingespieltes Team: US-Präsident Joe Biden und US-Vizepräsidentin Kamala Harris. - dpa

Die Demokraten hatten Joe Biden am Dienstag bei ihrem Parteitag offiziell als Präsidentschaftskandidaten nominiert, der in die Wahl am 3. November gegen Trump zieht. Biden hat die Senatorin Harris als seine Vize-Kandidatin ausgewählt.

Biden und sie teilten die Vision eines Landes, in dem alle willkommen seien, in dem es keinen Unterschied mache, wie man aussehe, woher man komme oder wen man liebe, sollte Harris sagen.

«Ein Land, in dem wir nicht in jedem Detail einer Meinung sein mögen, aber wir in der grundlegenden Überzeugung vereint sind, dass jeder Mensch von unendlichem Wert ist und Mitgefühl, Würde und Respekt verdient.»

Das heutige Amerika sei davon weit entfernt. «Derzeit haben wir einen Präsidenten, der Tragödien in politische Waffen verwandelt.» Trumps Mangel an Führungsstärke habe Leben und Lebensgrundlagen gekostet.

Joe Biden
Joe Biden verträgt noch etwas Energie: High-Five mit Kamala Harris. - Keystone

Sie fügte hinzu: «Wir sind an einem Wendepunkt angelangt. Das ständige Chaos macht uns hilflos. Die Inkompetenz macht uns Angst.« Harris verwies am Mittwoch darauf, dass das Corona-Virus Angehörige von Minderheiten besonders hart trifft.

«Das ist kein Zufall. Das ist die Folge von strukturellem Rassismus.» Sie fügte hinzu: »Und lassen Sie uns eines klarstellen - es gibt keinen Impfstoff gegen Rassismus. Wir müssen die Arbeit machen.«

Es ist die bislang wichtigste politische Rede der 55-Jährigen. Biden hatte sich vergangene Woche für die Senatorin und Juristin aus Kalifornien als seine mögliche Stellvertreterin entschieden. Im Fall eines Wahlsiegs wäre die heute 55-Jährige die erste Frau und Schwarze im Vizepräsidentenamt.

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