Mehrere Umweltverbände klagen gegen die EU-Einstufung von Atomkraft und Gas als klimafreundlich. Die Kläger werfen der EU-Kommission «Greenwashing» vor.
Weisen die Herausgeber von europäischen Anleihen nach, dass sie grüne und klimafreundliche Projekte finanzieren, erhalten sie künftig das neue EU-Label.
Weisen die Herausgeber von europäischen Anleihen nach, dass sie grüne und klimafreundliche Projekte finanzieren, erhalten sie künftig das neue EU-Label. - Roland Weihrauch/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehrere Umweltverbände klagen gegen das EU-Label für Atomkraft und Gas.
  • Der EU-Kommission wird «Greenwashing» vorgeworfen.
  • Investitionen in Gas und Atomkraft waren als klimafreundlich eingestuft worden.
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Greenpeace, der deutsche Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der World Wild Fund (WWF) haben mit anderen Gruppen Klagen vor dem Gericht der EU gegen die sogenannte Taxonomie eingereicht, wie die Verbände am Dienstag mitteilten.Mehrere Umweltorganisationen ziehen gegen die EU-Einstufung von Gas und Atomkraft als klimafreundlich vor Gericht.

Das ist eine Art Gütesiegel für nachhaltige Finanzprodukte: Die Europäische Union listet darin Bereiche auf, in die investiert werden kann, um den Klimawandel zu bekämpfen.

«Greenwashing»-Vorwurf

Die Klägerinnen und Kläger werfen der EU-Kommission «Greenwashing» vor, also dass etwas als klimafreundlich gekennzeichnet wird, obwohl es das vielleicht gar nicht ist. Am Dienstag wollten die Gruppen vor dem Gerichtshof mit Bannern gegen die Klimapolitik der EU protestieren.

«Die EU-Kommission darf nicht das Problem als Lösung verkleiden. Atom und Gas können nicht nachhaltig sein», sagte die Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland, Nina Treu.

Während Greenpeace gegen das grüne Label für Atom und Gas vorgehen will, richtet sich die Klage anderer Gruppen speziell gegen die Einstufung von Gas. «Mit der Entscheidung, fossiles Erdgas als klimafreundlich zu klassifizieren, hat sich die EU-Kommission sowohl faktisch als auch rechtlich auf sehr dünnes Eis begeben», sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt.

Greenpeace fordert: Emissionen einsparen, statt sie anschliessend wieder einzufangen.
Greenpeace fordert: Emissionen einsparen, statt sie anschliessend wieder einzufangen. - Maja Hitij/dpa

Seit Anfang Januar werden auch Investitionen in Gas- oder Atomkraftwerke als klimafreundlich eingestuft. Das sorgt seither für Diskussionen und Kritik, da beim Verbrennen von Gas klimaschädliches CO2 ausgestossen wird und bei der Nutzung von Atomenergie radioaktiver Müll entsteht. Österreich und Luxemburg klagen ebenfalls gegen die EU-Taxonomie. Auch andere EU-Staaten standen dem Vorhaben kritisch gegenüber.

Im vergangenen Jahr wurde bereits entschieden, unter anderem die Stromproduktion mit Solarpaneelen, Wasserkraft oder Windkraft als klimafreundlich einzustufen. Zudem wurden Kriterien für zahlreiche andere Wirtschaftsbereiche festgelegt. Unter dem Druck einiger Mitgliedstaaten schlug die für Gesetzesvorschläge zuständige EU-Kommission dann Ende vergangenes Jahr vor, dass auch Geldanlagen in Gas- und Atomkraftwerke unter bestimmten Bedingungen als klimafreundlich gelten sollen.

Frankreich spielt Schlüsselrolle

Eine entscheidende Rolle spielte dabei Frankreich, das in der Atomkraft eine Schlüsseltechnologie für eine CO2-freie Wirtschaft sieht und die Technik gerne auch weiter in andere Länder exportieren will. Deutschland setzte sich im Gegenzug für ein grünes Label für Gas als Übergangstechnologie ein.

Nun muss das Gericht der EU darüber entscheiden, ob die Einstufung für Atomkraft und Gas als klimafreundlich gerechtfertigt ist. Die mündliche Verhandlung wird für das kommende Jahr erwartet. Mit einem Urteil ist allerdings nicht vor dem Jahr 2025 zu rechnen.

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