US-Magazin veröffentlicht gesamten Chat-Verlauf
Ein Journalist landete versehentlich in einem Chat der US-Regierung. Nun hat das Magazin «The Atlantic» den kompletten Verlauf geteilt.

Das Wichtigste in Kürze
- «The Atlantic» hat den gesamten Chat über die Angriffspläne auf die Huthi-Miliz geteilt.
- Die US-Regierung betont, dass keine klassifizierten Informationen besprochen wurden.
Neue Entwicklung in der Geheimchat-Affäre um die US-Regierung: Das Magazin «The Atlantic» hat jetzt den gesamten Verlauf publiziert.
Konkret besprachen die Chat-Mitglieder Angriffspläne auf die Huthi-Miliz im Jemen. Anfang Woche gerieten zunächst nur einzelne Nachrichten an die Öffentlichkeit. Nun ist also die gesamte Unterhaltung öffentlich – inklusive detaillierter Angaben über die Angriffe auf die Miliz.
Ablauf und Zeitplan des Einsatzes geteilt
In der am 15. März um 11:44 Uhr (Ortszeit) gesendeten Nachricht, die der «Atlantic» jetzt samt Screenshots veröffentlichte, schildert der Pentagon-Chef Pete Hegseth den Ablauf und Zeitplan des bevorstehenden Militäreinsatzes – inklusive Wetter, Startzeiten von F-18-Kampfjets, Drohnen und geplanter Zielangriffe. Wörtlich heisst es unter anderem: «Zielterrorist befindet sich an seinem bekannten Aufenthaltsort.» Eine Reaktion der US-Regierung gab es dazu zunächst nicht.

Hegseth hatte davor vehement bestritten, «Kriegspläne» übermittelt zu haben, und beschimpfte «Atlantik»-Chefredakteur Jeffrey Goldberg, der anscheinend aus Versehen dem Gruppenchat hinzugefügt worden war, als «betrügerischen und diskreditierten sogenannten Journalisten».
Keine klassifizierten Informationen im Chat
Der Chefredakteur von «The Atlantic», Jeffrey Goldberg, wurde nach eigenen Angaben versehentlich in die Signal-Gruppe eingeladen. Sicherheitsberater Mike Waltz soll die Gruppe kreiert haben.
Laut dem Magazin habe die US-Regierung betont, dass im Chat keine klassifizierten Informationen geteilt worden seien. Entsprechend hat man sich letztlich für die Publikation des gesamten Chats entschieden.
Im Chat drin waren mehrere Mitglieder der US-Regierung. Vizepräsident JD Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth und Aussenminister Marco Rubio waren beispielsweise dabei.
Vance nimmt die Publikation des gesamten Chats gelassen. Auf X schreibt er: «Es ist ganz klar, dass Goldberg das, was er hatte, übertrieben angepriesen hat.»
Donald Trump: Panne ist nicht so schlimm
Präsident Donald Trump sprach nach dem Leak von einer «Panne». Allerdings sei diese nicht schlimm – der Militärschlag sei nämlich trotzdem erfolgreich gewesen.
Er gab auch an, dass er nichts von einem solchen Chat wisse. Gleichzeitig kritisierte er das Magazin «The Atlantic», das nach seinen Angaben bald pleitegehen werde.
US-Soldaten in Lebensgefahr?
Demokraten und Fachleute werten die Verbreitung derart konkreter Informationen zu einem unmittelbar bevorstehenden Militärschlag über einen Messenger-Dienst, der nicht ansatzweise den Sicherheitsstandards für den Austausch solcher Informationen genügt, jedoch als kompletten Tabubruch, der jene Soldaten, die an dem Einsatz beteiligt waren, in Lebensgefahr brachte.
So schrieb eine frühere Sprecherin des Verteidigungsministeriums aus der Amtszeit des Demokraten Joe Biden, Sabrina Singh, auf X, Hegseth habe den Ablauf der gesamten Operation und die Flugzeugtypen offengelegt, bevor die Operation überhaupt stattgefunden habe. «Er setzte das Leben unserer Kampfpiloten aufs Spiel. Details wie diese sind geheim. Ich bin absolut fassungslos.»
Interne Diskussion über Aussendarstellung der Angriffe
Die ranghohen Regierungsmitglieder diskutierten in dem Chat auch hitzig, wie die Attacken gegen die Huthi nach aussen hin dargestellt werden sollten – und ob nicht am meisten Europa für seinen Handel davon profitiere, wenn die Schifffahrtsstrassen in der Region wieder sicher gemacht würden.
So schrieb Vance demnach: «Ich hasse es einfach, Europa wieder aus der Klemme zu helfen.» Hegseth antworte: «Ich teile voll deine Abscheu vor dem europäischen Schmarotzen. Das ist erbärmlich.» An anderer Stelle zweifelte Vance offen an, ob sein Chef Trump sich im Klaren sei, wie die Aktion mit Blick auf seinen sonstigen Kurs zu Europa ankomme: «Ich bin mir nicht sicher, ob sich der Präsident bewusst ist, wie sehr dies im Widerspruch zu den aktuellen Botschaften über Europa steht.»