Zahl der Toten bei gewaltsamen Protesten in Indien auf mindestens 24 gestiegen
In Indien gehen die Demonstrationen gegen die Reform des Einbürgerungsgesetzes weiter. Inzwischen sind mindestens 24 Personen ums Leben gekommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Demonstranten protestieren in Indien weiterhin gegen die Reform des Einbürgerungsgesetzes.
- Bei den Protesten sind mindestens 24 Menschen ums Leben gekommen.
- Sie halten seit rund zwei Wochen an.
In Indien ist kein Ende der die Proteste gegen die Reform des Einbürgerungsgesetzes in Sicht. Die Zahl der Todesopfer stieg nach Angaben der Polizei auf mindestens 24.
Auch am Samstag gingen wieder tausende Menschen im ganzen Land auf die Strasse, um gegen das vom Oberhaus verabschiedete Staatsbürgerschaftsgesetz zu demonstrieren. Es wird als Verstoss gegen die staatliche Neutralität in religiösen Fragen kritisiert.
Allein seit Freitag gab es im nordöstlichen Bundesstaat Uttar Pradesh 15 Tote bei den Protesten, darunter einen achtjährigen Jungen, der bei einer Panik ums Leben kam. Ein weiterer Demonstrant starb am Samstag nach Zusammenstössen mit der Polizei.
In Patna im östlichen Bundesstaat Bihar wurden drei Demonstranten durch Schüsse verletzt. Sechs weitere wurden bei Zusammenstössen mit Gegendemonstranten durch Steinschleudern verletzt, teilte die Polizei mit.
40 Menschen in Neu Delhi verhaftet
In Neu Delhi wurden 40 Menschen in Gewahrsam genommen, darunter auch Minderjährige, wie die Sicherheitskräfte der Nachrichtenagentur AFP am Samstag sagten. Die meisten von ihnen seien mittlerweile wieder auf freiem Fuss. Am Freitag hatte es in der Hauptstadt Strassenschlachten zwischen der Polizei und Demonstranten gegeben.
In zahlreichen Staaten gingen die Proteste am Samstag weiter. Kundgebungen fanden unter anderem in den Städten Chennai, Delhi, Gurgaon, Kalkutta und Guwahati statt. In der Hauptstadt Neu Delhi hielten Demonstranten bei Tagesanbruch vor Indiens grösster Moschee ihre Handys in die Höhe. Damit brachten sie ihre Ablehnung gegen das neue Staatsbürgerschaftsgesetz zum Ausdruck.
Staatsbürgerschaftsgesetz als Auslöser
Die landesweiten Proteste hatten vor rund zwei Wochen begonnen. Auslöser ist ein am 11. Dezember vom Oberhaus verabschiedetes Staatsbürgerschaftsgesetz. Es sieht für Einwanderer aus Indiens Nachbarstaaten Bangladesch, Pakistan und Afghanistan Vereinfachungen bei der Einbürgerung vor - allerdings nur, wenn sie nicht Muslime sind.
Kritiker halten der hinduistisch-nationalistischen Partei BJP von Regierungschef Narendra Modi vor, mit der Neuregelung Muslime zu diskriminieren. Indien hat eine mehrheitlich hinduistische Bevölkerung von insgesamt 1,3 Milliarden Menschen.
Rund 200 Millionen Muslime leben im Land. Der BJP-Generalsekretär Bhupender Yadav sagte Reportern am Samstag, seine Partei werde «eine Aufklärungskampagne starten» und tausend Kundgebungen abhalten, um «Lügen» über das Gesetz zu zerstreuen.
Die Behörden versuchten unterdessen, die Massenproteste mit allen Mitteln einzudämmen. Sie erliessen Notstandsgesetze, blockierten den Internetzugang und schlossen Geschäfte im ganzen Land. Die Demonstranten wollen jedoch weiter auf die Strasse gehen, bis das Gesetz aufgehoben wird.