BVB-Chef Watzke rechnet nur noch mit Geisterspielen
Das Wichtigste in Kürze
- Hans-Joachim Watzke rechnet nicht damit, dass in dieser Saison der Fussball-Bundesliga noch Spiele mit Zuschauern ausgetragen werden.
«Wenn wir in dieser Saison nochmal spielen, werden es Geisterspiele sein. Niemand in der Bundesliga geht noch davon aus, dass wir noch Spiele mit Zuschauern haben werden», sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund in einer Sonderausgabe der ARD-«Sportschau» zu den Auswirkungen der Sars-CoV2-Pandemie auf den Fussball.
Wie DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius geht Watzke davon aus, dass die Europäische Fussball-Union (UEFA) am Dienstag vorschlagen wird, die für diesen Sommer geplante paneuropäische Europameisterschaft (12. Juni bis 12. Juli) zu verlegen. «Ich denke, dass es so kommt. Ich hoffe das», sagte Watzke. Der in der Sendung zugeschaltete Curtius, der wie Watzke bei einer Video-Konferenz am Dienstag dabei ist, sagte: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass am 12. Juni das Eröffnungsspiel in Rom stattfindet. Ich rechne mit einer Verlegung der Euro.» Auch das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am 26. März in Spanien werde wohl nicht stattfinden, meinte Curtius. Die offizielle Bestätigung aus Spanien stand am Sonntag aber noch aus.
Nach Informationen des ZDF will die UEFA am Dienstag offenbar eine EM-Verschiebung vorschlagen. Der europäische Dachverband wolle dies zuerst den nationalen Ligen und der Vereinigung der europäischen Clubs (ECA) und dann später allen nationalen europäischem Fussballverbänden empfehlen. Damit würde der Bundesliga und den anderen nationalen europäischen Ligen, die ihren Spielbetrieb vorerst stoppten, ein Freiraum für eine mögliche Fortsetzung ihrer Saison zu einem späteren Zeitpunkt geschaffen.
Die Deutsche Fussball Liga hatte am Freitag den Spielbetrieb in der Bundesliga und der 2. Liga zunächst bis zum 2. April ausgesetzt. Watzke hätte sich durchaus vorstellen können, das Revierderby gegen den FC Schalke 04 am vergangenen Samstag als Geisterspiel durchzuziehen. «Wenn wir das Derby ohne Zuschauer gespielt hätten, wären noch etwas 80 Menschen im Stadion gewesen. Es war eine Abwägung der Interessen.»
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet appellierte an den Fussball, in der Krise wie alle einen Beitrag zu leisten, sieht neben der gesellschaftlichen Bedeutung des Sports aber auch die ökonomische Seite, die mit dem Profigeschäft verbundenen Arbeitsplätze und die Nöte im Amateursport. «Der Fussball hat eine wesentliche Bedeutung für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft», so Laschet. Niemand könne derzeit vorhersagen, «wann wir zur Normalitäten zurückkehren», sagte Laschet.
Watzke stellte klar, dass es ihm nicht darum gehe, bei zu erwartenden Einnahmeverlusten im Fall einer lang andauernden Spielpause, Hilfe vom Steuerzahler einzufordern. «Es schreit niemand aus dem Profigeschäft nach dem Staat», betonte Watzke. Grosse Vereine wie der FC Bayern München oder der BVB würden die Krise schon meistern, weil sie ein genügendes finanzielles Polster hätten. Auf kleine Vereine, vor allem im Amateurbereich könne die Krise jedoch fatale Auswirkungen haben. Selbst einen freiwillige Gehaltsverzicht von gut verdienenden Fussball-Profis schloss Watzke als solidarischen Beitrag nicht aus. «Das könnte ein Thema werden. Aber ich bin da nicht so zuversichtlich.»