EHC Thun zieht sensationell in den Halbfinal ein
Das Wichtigste in Kürze
- Der EHC Thun traf im Viertelfinal des Cups auf den Zweitplatzierten der Swiss League.
- Für ein Wunder musste am Mittwochabend im Grabengut alles zusammenpassen.
Die Cup-Saison startete für den EHC Thun bereits vor zehn Monaten. Im Januar siegten die Thuner erst gegen Freimettigen (2. Liga) und Burgdorf (1. Liga) und sicherten sich den Einzug ins Haupttableau des National Cup.
In der ersten Runde trafen die Berner Oberländer erneut auf ein Team aus der 1. Liga, den HC Vallée de Joux. Nach dem 3:6-Auswärtssieg kam es zum Heimspiel mit den Bellinzona Rockets aus der Swiss League.
Dank furiosen sieben Minuten besiegte man den Oberklassigen und stiess in den Cup-Viertelfinal vor. In eben diesem traf der EHC Thun am Mittwochabend nun auf die GCK Lions.
Der Tabellenzweite der Swiss League setzte sich im Cup gegen seine Ligakonkurrenten Chaux-de-Fonds und Sierre durch. Da sollte der eine Klasse tiefer agierende EHC Thun doch ein Zuckerschlecken werden, oder?
Abtasten im ersten Drittel
Zu Beginn scheinen sich beide Mannschaften noch ein wenig zu finden. Den Thunern merkt man den Respekt an, den Lions das Spiel am Vorabend in Martigny. Wie erwartet lenkt der Oberklassige das Spiel aber früh in die gewünschten Bahnen.
Nach sieben Minuten zeigt Livio Truog einen hübschen Move und bedient Timo Bünzli, der zum 0:1 trifft. Im Anschluss übersteht der EHC Thun eine Unterzahl schadlos und geht mit dem knappen Rückstand in die Pause.
Im zweiten Drittel nimmt das Spiel Schwung auf. Die Thuner verpassen es, in Überzahl den Ausgleich zu erzielen und holen dann ihrerseits eine Strafe durch Luca Wenger. Wenger feierte gestern sein Pflichtspieldebüt für Thun und wird sich sicherlich noch lange an diesen Abend erinnern. Dazu aber später mehr.
Unmittelbar nachdem Wenger aufs Eis zurück kehrt rettet Stephan Küenzi mirakulös. Ein Zürcher Stürmer stochert beim Thuner Goalie nach, die Schiedsrichter pfeifen. Die Zürcher jubeln über ein Tor, die Thuner rechnen mit einem Anspiel vor Küenzi, da das Spiel unterbrochen wurde.
Zur Verwunderung der Zuschauer wie auch der Thuner Mannschaft zählt das Tor aber. GCK liegt nun mit zwei Lengen in Front. Die Berner Oberländer müssen sich kurz schütteln und kämpfen dann munter weiter.
Christen und Spinell gleichen aus für den EHC Thun
Nach 37 Minuten hat Nicola Christen einen Energieanfall. Mit viel Tempo zieht er vors Tor und bezwingt Robin Zumbühl im Zürcher Tor zwischen den Beinen. Die Thuner sind wieder da!
Mit dem Anschlusstreffer hält sich die Mannschaft von Daniel Steiner alle Optionen offen für das letzte Drittel. In eben diesem dauert es nur rund 100 Sekunden, bis der Ausgleich fällt.
Stefan Spinell, ein Arbeiter sondergleichen auf dem Eis, belohnt sich für die vielen Kilometer, die er in jedem Spiel hinlegt. Nun sind die Lions erstmals unter Druck. Mit diesem kommt die junge Mannschaft von Coach Marco Beyer ohne Mühe klar.
Das 17-jährige Supertalent Daniil Ustinkov trifft nach einer sehenswerten Kombination zum 3:2. Weniger als 90 Sekunden später sorgt Nicolas Baechler im Powerplay für die vermeintliche Entscheidung.
Timeout zeigt Wirkung
Die Thuner liegen etwas mehr als zehn Minuten vor dem Ende wieder mit zwei Toren zurück. Steiner reagiert und nimmt sein Timeout. Was der Headcoach seinen Mannen in den 30 Sekunden eingeimpft hat, ist nicht überliefert.
Was aber nun alle wissen: Es hat gewirkt! Kurz darauf agieren die Kyburgstädter in Überzahl. Michael Bärtschi und Marc Scheuner bringen die Scheibe vors Tor, wo Dominik Gyger im Nachsetzen trifft.
Bereits zweieinhalb Minuten vor dem Ende nimmt Steiner seinen Goalie zugunsten eines sechsten Feldspielers raus. Die Lions haben die Chance, ins leere Tor zur treffen, verpassen die definitive Entscheidung aber.
So kommt es, wie es vor der Partie wohl niemand hatte kommen sehen. Gyger netzt zum zweiten Mal an diesem Abend ein. 47 Sekunden vor Schluss kehrt Thun bereits zum zweiten Mal zurück. Was für ein Effort!
Wengers goldener Schuss
Aber, es kommt noch besser: Als sich alle bereits auf die Verlängerung einstellen, passiert den Zürchern eine Unachtsamkeit. Spinell ist hellwach, erobert die Scheibe und spielt zu Wenger. Der Debütant steht «mutterseelenallein» vor Zumbühl.
Wenger lässt sich in bester Stürmermanier nicht zweimal bitten. Mit einem goldenen Schuss zwingt der den Goliath aus Zürich 18 Sekunden vor Ende in die Knie. Das Grabengut kocht!
Der EHC Thun erzielt zwei Tore in der letzten Minute und schmeisst völlig überraschend den Zweiten der Swiss League raus. Mannschaft und Fans freuen sich nach der Sirene über alle Massen. Auf der Zürcher Seite ist Wunden lecken angesagt.
Die Führungsriege um ZSC-Coach Marc Crawford und Sportchef Sven Leuenberger verlässt das Grabengut mit wenig Freude. Dem EHC Thun ist's herzlich egal. Sie schmeissen zum zweiten Mal in dieser Saison einen Oberklassigen raus und stehen im Halbfinal.
In diesem werden die Kyburgstädter entweder auf Basel, Olten oder Ligakonkurrent Seewen treffen. Die Auslosung findet am nächsten Dienstag, der Halbfinal am 28. Dezember statt.
Nun gilt es aber, rasch den Fokus auf die Meisterschaft zu lenken. Am Samstag reist der EHC Arosa ins Berner Oberland, bevor es ebenfalls im heimischen Grabengut zum Derby mit Lyss kommt.