Champions League: «Keine offensichtliche Rechtfertigung» für Chaos

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Frankreich,

Nach den chaotischen Szenen rund um das Champions-League-Finale in Paris hat die britische Regierung ihre Kritik an den französischen Sicherheitskräften erneuert.

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Wegen massiver Probleme beim Einlass hatte sich der Anpfiff des Champions-League-Finals um 36 Minuten verzögert. - Christophe Ena/AP/dpa

«Ich war von diesen Bildern entsetzt, dass die französische Polizei Pfefferspray gegen Fans einsetzte, darunter Kinder und Behinderte», sagte Staatssekretär Chris Philp dem Sender Sky News. «Und von den Bildern, die ich gesehen habe, gab es keine offensichtliche Rechtfertigung für diese Art von Verhalten.» Die Europäische Fussball-Union UEFA müsse dieses Vorgehen dringend untersuchen, forderte Philp aus dem für Sport zuständigen Kulturministerium.

Liverpools Bürgermeisterin: «Widerliches Verhalten»

Ebenso kritisierte Liverpools Bürgermeisterin Joanne Anderson das Vorgehen der französischen Polizei gegen britische Fans beim Finale in Paris als «überaus widerlich». Die Polizei sei «wirklich brutal» vorgegangen, zudem sei die Organisation des Fussballspiels «chaotisch» gewesen, sagte Anderson, die selbst im Stadion war, der BBC. Die Liverpool-Anhänger müssten eine Entschuldigung erhalten. «Unsere Fans wurden in Bezug auf ihr Verhalten stereotypisiert. Ich werde immer wütender, je mehr Geschichten ich höre», sagte Anderson. «Fans müssen mit mehr Respekt behandelt werden.»

Zuvor hatte die Bürgermeisterin (Labour-Partei) bereits angekündigt, sie werde bei der britischen Aussenministerin Liz Truss Antworten der UEFA und beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron eine Untersuchung der Vorfälle einfordern. «Es ist eine Schande, den Fans die Schuld zu geben», twitterte Anderson.

Byrne sieht altes Narrativ

Der Liverpooler Parlamentsabgeordnete Ian Byrne zeigte sich ebenfalls entsetzt. «Wir sind zurück in der Zeit von 1989, als Lügen und Verleumdungen über Hillsborough sehr schnell verbreitet wurden und dieses Narrativ gesetzt wurde», sagte Byrne dem Sender Sky News. Bei der Katastrophe von Hillsborough 1989 wurden 97 Liverpool-Fans getötet und Hunderte verletzt, als zu viele Anhänger während des Halbfinalspiels um den FA Cup zwischen Liverpool und Nottingham Forest im Hillsborough Stadium in Sheffield in einen Block strömten. Die Polizei gab Hooligans die Schuld. Doch später wurde bekannt, dass die Sicherheitskräfte schwere Fehler gemacht hatten.

Byrne (Labour-Partei) sagte mit Blick auf das Finale in Paris, er sei «völlig entsetzt» gewesen. «Da waren Leute, die seit dreieinhalb Stunden (auf den Einlass) warteten, die eingekesselt wurden, gegen die Pfefferspray und Tränengas eingesetzt wurde - dies war ein Fussballanlass», sagte der Politiker. «Die UEFA und die französischen Behörden sollten sich schämen, was am Samstagabend passiert ist.» Liverpool verlor das Endspiel gegen Real Madrid mit 0:1.

Die Polizei in Paris registrierte rund um das Finale zwischen FC Liverpool und Real Madrid mehr als 100 Festnahmen und 230 Verletzte. Die UEFA erklärte das Chaos beim Einlass durch das hohe Aufkommen von Fans ohne gültige Tickets. Die Drehkreuze am Eingang für Liverpool-Fans seien blockiert gewesen, weil Tausende Anhänger mit gefälschten Tickets diese nicht passieren konnten. Die Polizei setzte Tränengas ein. Die Anstosszeit wurde um mehr als eine halbe Stunde verschoben. Fanvertreter kritisieren eine einseitige Darstellung der UEFA.

Frankreichs Sportministerin: Britische Fans Schuld

Frankreichs Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra die Verantwortung vor allem bei den britischen Fussballfans. 30.000 bis 40.000 seien ohne Ticket oder mit gefälschten Tickets zum Stade de France gedrängt und hätten dort für massive Sicherheitsprobleme gesorgt, sagte die Ministerin dem Sender RTL in Paris. Geklärt werden müsse noch, wo die gefälschten Tickets in derart hoher Zahl herkamen. Die Ministerin warf dem FC Liverpool ausserdem vor, sich anders als Real Madrid nicht gut um die Begleitung seiner Fans gekümmert und diese sich selber überlassen zu haben.

Die Ministerin bedauerte den Einsatz von Tränengas, von dem auch unbeteiligte Fans, Familien und Kinder betroffen waren. Zugleich bekräftigte sie, dass Frankreich in der Lage sei, grosse Sportereignisse zu organisieren und verwies etwa auf die Fussball-Europameisterschaft 2016.

Aus dem Geschehen vom Samstagabend müssten alle Lehren gezogen werden, auch in Hinblick auf die Rugby-Weltmeisterschaft 2023 und die Olympischen Spiele 2024 in Frankreich. Gemeinsam mit Innenminister Gérald Darmanin wollte Oudéa-Castéra am Montagvormittag an einer Krisensitzung zur Aufarbeitung des Chaos am Stade de France teilnehmen.

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