Schiri-Ikone Collina zu Türkei-Attacke: «Krebs, der Fussball tötet»
Der ehemalige Referee Pierluigi Collina findet nach dem Gewalt-Vorfall in der Türkei gegen einen Schiedsrichter klare Worte. Gewalt könne den Fussball töten.
Das Wichtigste in Kürze
- In der ersten türkischen Liga wird ein Referee von einem Club-Präsidenten attackiert.
- Schiri-Legende Pierluigi Collina findet nach dem Vorfall deutliche Worte.
- Man müsse handeln, «bevor dieser Krebs den Fussball töten wird».
Der ehemalige Star-Schiedsrichter Pierluigi Collina hat den Angriff auf den türkischen Schiedsrichter Halil Umut Meler aufs Schärfste verurteilt und von «schrecklichen Bildern» gesprochen.
In einer Mitteilung bei X, ehemals Twitter, äusserte sich der mittlerweile 63 Jahre alte Italiener am Mittwoch in seiner Funktion als Vorsitzender des Schiedsrichter-Komitees des Fussball-Weltverbandes FIFA.
Viele Fälle in unteren Ligen
Meler sei ein sehr guter Schiedsrichter und ein sehr guter Mann, schrieb Collina. Er habe bei der U20-Weltmeisterschaft in Argentinien Zeit mit Meler verbracht, erklärte Collina.
Der Italiener, der während seiner aktiven Laufbahn selbst zu einem Star wurde, lenkte den Fokus in seiner Mitteilung aber auch auf die vielen vergleichbaren Fälle in unteren Ligen. Diese gelangten nicht an die Öffentlichkeit.
Schrecklicher als die Bilder von Meler sei, zu wissen, dass es Tausende Schiedsrichter auf der ganzen Welt gebe, die verbal und körperlich misshandelt würden, über die aber nicht berichtet werde, schrieb Collina.
Er habe schon im vergangenen Monat bei einem Meeting in London gesagt, dass verbaler und physischer Missbrauch «Krebs» sei, der dem Fussball das Leben kosten könne.
Collina: Etwas unternehmen, bevor es zu spät ist
Nach dem Spiel zwischen MKE Ankaragücü und Çaykur Rizespor war es am Montagabend in der Türkei zu wüsten Szenen gekommen. Rizespor hatte in der siebten Minute der Nachspielzeit das 1:1 erzielt.
Ankaragücüs Präsident Faruk Koca, der mittlerweile seinen Rücktritt erklärte, hatte dem Schiedsrichter nach dem Abpfiff mit der Faust ins Gesicht geschlagen, wie auf Videos zu sehen war. Meler ging daraufhin zu Boden, weitere Beteiligte traten auf ihn ein. Meler konnte das Krankenhaus am Mittwoch wieder verlassen.
«Ein Schiedsrichter kann nicht geschlagen werden, weil er eine Entscheidung getroffen hat, auch wenn sie falsch war. Sein oder ihr Auto kann nicht angezündet werden wegen eines Elfmeters», schrieb Collina.
Und er ergänzte, dass es sich um keine Übertreibung handele, brennende Autos seien in manchen Ländern schon vorgekommen. Und das gar nicht so selten.
«Es liegt in der Verantwortung all derer, die dieses ‹schöne Spiel› lieben, etwas zu unternehmen. Bevor es zu spät ist. Bevor dieser Krebs den Fussball töten wird», schrieb Collina.