Sebastian Hoeness gegen Bayern: Besonnene Töne statt Attacke
Sebastian Hoeness will sich in der Bundesliga einen Namen machen - was irgendwie paradox klingt. Sein erstes Heimspiel als Hoffenheimer Coach bestreitet der gebürtige Münchner und Drittliga-Meister mit dem FC Bayern II ausgerechnet gegen den europäischen Supercup-Gewinner.
Das Wichtigste in Kürze
- Aus der Abteilung Attacke, die Uli Hoeness beim FC Bayern geprägt hat, ist Sebastian Hoeness nicht entsprungen.
Trotz seiner Münchner Vergangenheit und verwandtschaftlicher Beziehung zum langjährigen Manager und Präsidenten des Rekordmeisters.
Seit seinem Amtsantritt bei der TSG 1899 Hoffenheim schlägt der neue Chefcoach besonnene und leise Töne an. Das gilt auch vor der Bundesliga-Partie am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) gegen seinen Ex-Club aus München.
«Freude! Grosse Freude!!» So erklärte der 38-Jährige seine Gefühlslage. Dann spricht er lieber über die Vorbereitung während der Woche. Mit der zweiten Mannschaft der Bayern gewann Sebastian Hoeness in der vergangenen Saison die Drittliga-Meisterschaft und heuerte nach einigem Hin und Her dann in Hoffenheim an.
«Wir sind auf Sebastian Hoeness gekommen, weil wir einen jungen Trainer wollten. Er hatte sehr viel Erfolg mit dem FC Bayern II, mit spektakulärem Fussball, den wir in Hoffenheim wieder haben möchten», sagte TSG-Mäzen Dietmar Hopp diese Woche über den Neffen von Uli Hoeness und Sohn von Dieter Hoeness. Ob die beiden im Stadion sein werden, das weiss Sebastian Hoeness nach eigenen Angaben gar nicht.
Nach dem 8:0-Auftaktsieg der Münchner gegen Schalke 04 weiss er dafür, dass seine Mannschaft aufpassen muss, um gegen den Triple-Sieger nicht auch unter die Räder zu kommen. «Wir wollen mutig sein. Wir wollen ihnen weh tun», sagte Hoffenheims Coach.
6030 Fans dürfen am Sonntag ins Sinsheimer Stadion - und sind gespannt auf den Trainer, der als Kind natürlich Bayern-Fan war. Mit einem 3:2 in Köln war die TSG in der Liga gestartet, aber auch mit einem Zittersieg im Elfmeterschiessen im DFB-Pokal beim Chemnitzer FC. «Wir haben zwei Spiele hinten heraus noch gezogen. Das liegt sicher auch an Sebastian, an der Art und Weise, wie er mit der Mannschaft umgeht und arbeitet», sagte Sportchef Alexander Rosen. «Er hat bisher einen super Eindruck hinterlassen.»
Für Kapitän Benjamin Hübner ist Sebastian Hoeness «ein ruhiger besonnener Typ mit einer klaren Vorstellung von Fussball». Der neue Chef gehört zwar wie sein Hoffenheimer Vor-Vorgänger Julian Nagelsmann der jungen Trainer-Generation an, ist aber ein ganz anderer Typ als der extrovertierte Starcoach. Das zeigt sich schon an Äusserlichkeiten: Während sich Nagelsmann an Spieltagen in immer wieder neuen modischen Outfits zeigte, stand Sebastian Hoeness bei seinem Liga-Debüt im grauen Poloshirt an der Seitenlinie.
«Er ist ein ganz kluger und aufgeschlossener Kopf. Sehr analytisch, auch im Umgang mit anderen Menschen», sagte Ralf Rangnick im «Kicker». 2006/2007 spielte Sebastian Hoeness unter Rangnick in Hoffenheim, nach einer weiteren Station bei Hertha BSC II und einigen Verletzungen beendete er seine aktive Karriere und arbeitete im Nachwuchsbereich unter Rangnick bei RB Leipzig.
Sebastian Hoeness ist einer, der zuhört - und auch bei der immer wiederkehrenden Frage nach seinem berühmten Vater und Onkel geduldig antwortet. «Natürlich hat mich insbesondere mein Vater über die Jahre geprägt», sagte er in einem SWR-Interview. «Als kleiner Steppke sass ich neben ihm, wenn er telefoniert hat, und ich habe aus diesen Gesprächen viel gelernt.»
Emotionale Ausbrüche, wie man sie von Uli Hoeness kennt, hat Sebastian Hoeness bisher in der Öffentlichkeit nicht gezeigt. Verbales Vorpreschen ist auch nicht sein Ding. Ein konkretes Saisonziel haben er und Rosen nicht ausgegeben. «Attacke - wie immer!», meinte der Direktor Profifussball nur mal. Uli Hoeness dürfte das gefallen haben.