Wie die Bundesliga in Corona-Zeiten mit Dauerkarten umgeht

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Deutschland,

Noch ist es nur eine Hoffnung, dass im Herbst wieder Fans in die Stadien der Fussball-Bundesliga dürfen. Eine Vollauslastung scheint aber utopisch. Die schwierigsten Fragen: Wer darf ins Stadion. Wie sieht die Lösung für die Dauerkarten aus?

Zumindest Pappfiguren durften bei den Bundesliga-Geisterspielen schon ins Stadion. Foto: Marius Becker/dpa
Zumindest Pappfiguren durften bei den Bundesliga-Geisterspielen schon ins Stadion. Foto: Marius Becker/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Es bleibt fast nichts so, wie es Dauerkartenbesitzer der Fussball-Bundesliga seit Jahren oder gar Jahrzehnten kennen.

Der Einlass ins Stadion ist alles andere als garantiert, der gewohnte Sitz- oder Stehplatz wird vielleicht ohnehin nicht vergeben. Das emotionale Fachsimpeln mit dem immer gleichen Nachbarn fällt wahrscheinlich aus. Die Ticket-Vergabe für die angestrebte Teil-Rückkehr der Fans in der neuen Saison erweist sich in der Corona-Krise als komplexes Problem. Besitzer von Dauerkarten haben Vorrechte. Es gibt jedoch Befürchtungen, dass es keine gerechte Lösung geben wird. Die Clubs verfahren unterschiedlich, nach und nach geben sie Informationen zu ihren Konzepten bekannt.

Für Unruhe sorgt dabei der 1. FC Köln. Kritik ruft hervor, dass Dauerkarteninhaber, die auf eine Erstattung verzichten, bevorzugt berücksichtigt werden. Wenn weniger Plätze erlaubt als nachgefragt sind, soll der Zugang unter diesen Fans per Los ermittelt werden.

Über «Erpressung» und eine «Frechheit» regen sich Fans auf, ein Rechtsanwalt ordnet ein: «Diese Regelung so zu machen, ist in jedem Fall verbraucherunfreundlich», kritisierte Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und benannte bei der Kölner Variante als Problem: «Derjenige, der weniger Geld hat, wird dazu weniger bereit sein und derjenige, der mehr Geld hat, dem ist das vielleicht egal und der darf hinterher ins Stadion

Eine Vollauslastung schon im Herbst scheint utopisch, die neue Saison der Bundesliga soll am 18. September starten. Für die Teil-Rückkehr der Fans weckte auch die Politik Hoffnung, die Deutsche Fussball Liga hatte zuletzt einen Leitfaden dafür vorgelegt. Wie sie die Karten verteilen, entscheiden aber die Clubs.

«Ich hab' so ein bisschen die Hoffnung, wenn wir es gewährleisten könnten, dass wir allen Dauerkarteninhabern Zutritt zu den Spielen gewähren, dann wäre uns eine grosse Sorge genommen, dass wir irgendein Auswahlverfahren durchführen müssen», sagte der Vorstandsvorsitzende von Mainz, Stefan Hofmann, im SWR, nach etwas mehr als 13.000 Dauerkarten im letzten Jahr: «Mit dieser Zahl kämen wir in etwa hin.»

Die DFL geht jedoch davon aus, dass anfangs die Nachfrage das Angebot oft deutlich übersteigt und viele Clubs nicht alle Dauerkartenkunden mit Tickets versorgen können. Sie empfiehlt, «faire» Konzepte zu entwickeln. «Dabei sollten jedoch diskriminierungsfreie, sachliche und objektiv nachvollziehbare Standards gelten», heisst es.

Der 1. FC Köln verteidigt seine Entscheidung damit, dass es «unfair» wäre, «wenn ein Fan, der seinen Verzicht auf eine Erstattung erklärt und damit ein finanzielles Risiko in Kauf genommen hat, nicht ins Stadion kann, während ein anderer Glück hatte», wie FC-Mediendirektor Tobias Kaufmann erklärte. Verbraucherschützer Bradler fordert, dass alle Dauerkartenbesitzer die gleichen Rechte haben sollten, die Spiele zu sehen. Dass in Köln die Anhänger mit dem Kauf aussetzen können, ohne den Anspruch zu verlieren, sei «natürlich auch eine gute Lösung», urteilte der Verbraucherschützer.

Die Tickets bringen den Clubs normalerweise planbare Einnahmen. 520,1 Millionen Euro listet der DFL-Wirtschaftsreport vor allem durch die Ticketverkäufe auf, vom Gesamtertrag sind das aber nur 12,9 Prozent. «Fakt ist jedoch auch, dass auch Druck auf Sponsoring und Merchandising auftritt, wenn weniger Leute ins Stadion gehen», sagte Sportökonom Frank Daumann von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Von im Schnitt 42.738 Zuschauern pro Spiel waren in der Saison 2018/19 fast 60 Prozent Dauerkartenbesitzer.

Für die kommende Spielzeit hat Borussia Mönchengladbach seinen Weg so festgelegt, dass die Abonnements erst ab der Rückrunde gültig sind und 50 Prozent des Preises für eine gesamte Saison kosten. «Dieser Preis gilt für alle Heimspiele der Rückrunde, unabhängig davon, ob es acht oder neun sein werden», schreibt der Verein.

Der FC Bayern verkauft wie andere Clubs, darunter Stuttgart und Hoffenheim, angesichts der Ungewissheit derzeit keine Saisontickets. Bei einer Teil-Rückkehr haben die treuen Fans bei Tageskarten exklusive Rechte, bei einer zu grossen Bewerberzahl werde gelost, schreiben die Bayern. Ähnlich plant es etwa der VfB Stuttgart.

Auch beim 1. FC Union Berlin, der mit der Idee zur Vollauslastung vorgeprescht war, läuft der Verkauf noch nicht. Ebenso wenig wie in Dortmund, dem Zuschauerkrösus. Beim BVB sind Fans momentan noch in Abstimmung mit dem Verein über das Konzept.

Für Fans ist die Teilzulassung ein sensibles und schwieriges Thema. Ein abgestimmtes Meinungsbild bei der Interessengemeinschaft «Unsere Kurve» gebe es nicht, sagte Sprecher Rainer Vollmer und äusserte sich deswegen lediglich als Vorsitzender des Schalker Fanclubs Niederberg Knappen: «Es gibt keine gerechte Lösung», lautet seine Meinung: «Jeder Verein macht eine individuelle Lösung, damit wird das Ganze undurchschaubar. Es gibt Fragen über Fragen, die glaube ich nicht gelöst werden.» Kölner Ultras sind nicht die einzigen, die ankündigten, für eine Teil-Zulassung der Zuschauer nicht zur Verfügung zu stehen.

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