EM 2024: Braucht es die Motz-Regel auch in der Super League?
An der EM 2024 dürfen nur noch Captains beim Schiri diskutieren. Nun zieht die Bundesliga nach. Braucht es die Motz-Regel auch in der Schweiz? Das sagt Nau.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Bundesliga übernimmt wohl die Motz-Regel von der EM.
- Nur noch Captains dürfen diskutieren, für andere Spieler gibt es Gelb.
- Auch in der Super League könnte sie eingeführt werden. Das Pro/Contra von Nau.ch.
An der EM 2024 dürfen nur noch Mannschaftskapitäne mit den Schiedsrichtern diskutieren. Nun will die Bundesliga nachziehen. Wie die «SportBild» berichtet, wurde der Entschluss bereits im Rahmen einer DFB-Sitzung gefällt.
Die brennende Frage für Schweizer Fussball-Fans: Kommt die Regel auch in die Super League? Bis jetzt ist noch nichts entschieden. Aber ...
Die Uefa erklärte letzten Freitag, auch in ihren Clubwettbewerben auf die Captain-Regel zu setzen. Also zum Beispiel in der Champions League. Man habe bereits Anfragen nationaler Verbände erhalten, wie eben der Bundesliga.
Ob die Super League nachzieht, dieser Entscheid wird nächste Woche gefällt. Diskussionen zwischen Liga und dem Schiedsrichter-Ressort laufen. Saisonstart ist am 20. Juli.
Ist die neue Reklamier-Regel Fluch oder Segen? Auf der Nau.ch-Sportredaktion ist man sich uneinig.
Andrea Schüpbach, Sportredaktor
«Bei der EM 2024 steht der Fussball im Vordergrund. Das wünsche ich mir auch für die Super League, wo bisher viel zu viel diskutiert wurde!
Grundsätzlich bin ich kein Fan von neuen Regeln. Ganz ehrlich: ich hasse sie. Bei der neueingeführten Motz-Regel sieht das aber für einmal anders aus.
Selten wurde eine Regel so reibungsfrei ein- und umgesetzt. Rudelbildungen in hitzigen Phasen sind an der EM kaum zu sehen. Gibt es Fragen, so werden diese im 1:1-Austausch mit dem Captain geklärt.
Erklären, Ansichten austauschen, verstehen. Das ist der Sinn des Diskutierens mit dem Schiedsrichter. Wenn gefühlt 22 Spieler auf einen Schiedsrichter einreden, ist sowas unmöglich.
Im Vorrunden-Spiel England – Serbien eilte der Serbe Milinkovic-Savic nach einem Pfiff zum Schiri Orsato hin. Er geigte ihm kurz die Meinung – bis Captain Mitrovic dazwischengeht und seinen Teamkollegen wegweist. Mitrovic bewahrt Milinkovic-Savic damit von einer Gelben.
Die Situation zeigt: Viele Spieler scheinen die Nicht-Motz-Regel begriffen zu haben. Und setzen sie auch um. Eine befürchtete Karten-Flut bleibt aus.
Hand aufs Herz: Hat an dieser EM irgendjemand wild gestikulierende Spieler, die zum Schiri stürmen und sich minutenlang beschweren, vermisst?»
Mathias Kainz, Sportredaktor
«Ich kann absolut nachvollziehen, dass man die fast schon theatralische Aufregung der Spieler etwas eindämmen möchte. Und sicherlich gibt es Situationen, in denen es die Profis mit ihren rudelbildnerischen Tendenzen übertreiben. Nicht jede Gelbe Karte, nicht jeder Freistosspfiff ist einer mittleren Mannschaftsversammlung würdig.
Aber muss man den Fussball wirklich totregulieren? Ist es zwingend notwendig, jedes noch so kleine Stückchen Emotion per Regelbuch-Ergänzung zu verbannen?
Die Regelhüter arbeiten schon seit einer Ewigkeit daran, das Geschehen auf dem Platz zu sterilisieren. Ein Spieler zieht sich nach einem emotionalen Treffer in der Euphorie das Trikot über den Kopf? Pech gehabt, dafür gibt es eine Gelbe Karte.
Und spätestens seit der Einführung des VAR ist ohnehin praktisch jede Emotion im Spielgeschehen zumindest schaumgebremst: Natürlich kann man das eben erzielte Traumtor feiern. Aber was, wenn aus dem Video-Raum, hunderte Kilometer entfernt, gleich das «No Goal» kommt? Lieber erst mal abwarten.
Sind die Motz-Trauben rund um kontroverse Schiri-Pfiffe die schönste Emotion auf dem Platz? Mitnichten, ganz im Gegenteil – sie sind, per se, eine Unart, und die Schiedsrichter dürften durchaus durchgreifen. Aber viel Emotion ist auf dem Platz nicht mehr erlaubt – wenigstens das könnte man Spielern und Fans doch lassen.»