FC Basel bekennt Farbe bei Bundesgeldern, viele Vereine zögern
Um den Sport zu retten, spricht der Bund Gratis-Kredite in der Höhe von 115 Millionen. Der FC Basel wird die Gelder beanspruchen. Viele Vereine zögern.
Das Wichtigste in Kürze
- Fussballvereine können Gratisgelder in der Höhe von 115 Millionen beim Bund beantragen.
- Das dringliche Bundesgesetz tritt heute Samstag in Kraft, Gesuche werden bearbeitet.
Vor einem Monat spricht die zuständige Bundesrätin Viola Amherd den Sportvereinen À-fonds-perdu-Kredite in der Höhe von 115 Millionen zu.
Das sportliche Überleben sei mit der finanziellen Unterstützung erstmals gesichert, heisst es. Grosses Aufatmen bei Verantwortlichen und Fans.
Die finanzielle Situation spitzt sich nämlich zu. Die fehlenden Fans in den Stadien schmerzen, es geht bei vielen Clubs ums nackte Überleben.
Die Gratisgelder sind eine Entschädigung für die entgangenen Ticket-Einnahmen. Pro Geisterspiele werden den Clubs zwei Drittel des Ticketings vergütet. Im Gegenzug müssen die Spieler-Löhne über 148'200 Franken um mindestens zwanzig Prozent gekürzt werden. Und es muss Transparenz herrschen.
Wer die Gratisgelder beanspruchen will, muss ein aufwändiges Gesuch stellen. Das ist jetzt möglich.
Zudem gibt es immer noch die Möglichkeit, zinslose Darlehen zu beanspruchen. Eine erste Deadline für die Einreichung dieser Gesuche verstrich am Donnerstag.
Spannend zu sehen also, wer Notgelder nun auch wirklich beanspruchen wird. Nau.ch fragt bei allen Vereinen in der Super League nach.
Der FC Basel bekennt Farbe
Beim FCB ist der Fall klar. Der FC Basel wird die Gelder beanspruchen. Die Bebbi lassen sich die Entschädigung für die Geisterspiele nicht entgehen, werden als Konsequenz also die Löhne der Stars kürzen müssen.
Liga-Krösus YB hingegen hat noch kein Gesuch eingereicht, sagt CEO Wanja Greuel. «Wir befinden uns aktuell noch in der Prüfungsphase, weil wir alle Details in die Analyse miteinbeziehen wollen.»
YB hat das Wasser (als wohl einziger Verein mit Ausnahme von GC) noch nicht am Hals, kann noch von den Einnahmen in der Champions League zehren. Zudem spült der Erfolg in der Europa League gleich weitere Millionen in die Kasse.
In Schweigen hüllt sich FCZ Präsident Ancillo Canepa. Er sagt: «Es ist im Moment noch völlig unklar, unter welchen Bedingungen diese À-fonds-perdu-Beiträge gewährt werden sollen. Deshalb können wir auch keine Stellungnahme dazu abgeben.»
St. Gallen wartet, Luzern will «grösstmögliche Unabhängigkeit» bewahren
Auch der FC St.Gallen zögert noch. Die Ostschweizer begrüssen zwar die Unterstützungsmassnahmen des Bundes, «prüfen das weitere Vorgehen aber intern».
Über Geld sprechen tut man auch in der Innerschweiz nicht wirklich gerne. «Der FC Luzern befindet sich weiterhin in der Prüfung möglicher Konsequenzen dieser Bedingungen.»
Es sei aber in jedem Fall das Ziel von Luzern, «so lange wie möglich den operativen Betrieb aus eigener Kraft finanzieren zu können und damit die grösstmögliche Unabhängigkeit zu bewahren.»
Die Vereine in der Westschweiz und der FC Lugano haben sich verschluckt, wollen nicht öffentlich über Bundesgelder sprechen. Lausanne antwortet erst gar nicht auf die Anfrage.
FC Winterthur hat Eingabe gemacht, GC nicht
Ganz anders in der Challenge League. «Ja, der FC Winterthur hat am Donnerstag die Eingabe für das Darlehen gemacht», bestätigt Geschäftsführer Andreas Mösli. Zahlen gibt er keine bekannt.
Mösli geht davon aus, dass dies die meisten Vereine tun werden. Und vor allem auf die À-fonds-perdu-Kredite werden die wenigsten verzichten. Nau.ch weiss: Der FC Aarau und Schaffhausen werden die Gelder sicher beanspruchen.
Mösli weiter: «Wir sind alle wegen Corona in der Not. Es wäre für mich unverständlich, wenn man keinen Antrag stellen würde.» Ob und wie man das Darlehen dann auch einsetze, sei dann wieder eine andere Frage.
Übrigens: Ob GC Gelder beansprucht, liess Medienchef Adrian Fetscherin offen.
Gesetz tritt heute in Kraft, Geld soll rasch kommen
Das Geld soll rasch fliessen, die Hilfe stünde bereit. «Die Beiträge zur Unterstützung des semiprofessionellen und professionellen Sports sollen möglichst schnell ausbezahlt werden können», schreibt der Bund am Freitag.
Der Bundesrat habe die Verabschiedung der entsprechenden Verordnung beschlossen. So tritt das dringliche Bundesgesetz für Gratisgelder heute Samstag in Kraft.
Damit können die Gesuche der Sportklubs per sofort im Bundesamt für Sport beurteilt werden.
Klar, über Geld spricht keiner gerne. Die Frage sei aber erlaubt: Wird man das Gesuch etwa klammheimlich einreichen?