WM 2022: Shitstorm gegen Murat Yakin und die Nati ist Schwachsinn
Am Tag nach dem 1:6 gegen Portugal an der WM 2022 müssen sich die Nati und Trainer Yakin einiges anhören. Dabei wird viel Positives ausgeblendet. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Ausscheiden an der WM 2022 sorgt in der Schweizer für viel Kritik an Team und Trainer.
- Nach einem schlechten Spiel muss man aber nicht alles schlechtreden.
- Die Nati wird sich souverän für die EM in Deutschland qualifizieren.
Was jetzt alles auf die Nati und Trainer Murat Yakin niederprasselt ist völlig übertrieben und unangebracht. Klar, wir sind nach dem 1:6 gegen Portugal alle schwer enttäuscht.
Aber: Wir dürfen nach einem schwachen Spiel nicht alles vergessen, was in den letzten Monaten unter Yakin alles gut war.
Der Reihe nach: Zuerst schafft die Schweizer Nati die Quali für die WM 2022 in Katar, lässt sogar Europameister Italien hinter sich. Eine super Leistung! Dann bekommen wir eine attraktive, aber auch schwierige Gruppe zugelost. Wir starten optimal, gewinnen das extrem wichtige Auftaktspiel gegen Kamerun.
Im Spiel gegen Brasilien, eine der besten Mannschaften der Welt, zeigen wir defensiv eine Top-Leistung. Und ja: Es fehlte offensiv etwas der Mut. Aber es fehlten auch nur zehn Minuten zum Punktgewinn.
Für das Entscheidungsspiel um Sein oder Nicht-Sein gegen Serbien sind wir auf den Punkt bereit: Wir gewinnen dieses Spiel, weil alle abliefern und die Schweizer Nati die bessere Mannschaft ist.
Gegentore gegen Portugal haben nichts mit dem System zu tun
Damit ist das erste Teil-Ziel erreicht, die Gruppenphase ist überstanden. Dass man vor der WM 2022 aber den Viertelfinal als Ziel ausgibt, ist absolut richtig. Man soll sich hohe Ziele setzen, Stillstand und Genügsamkeit bringen uns nicht weiter.
Also geht die ganze Fussball-Schweiz mit grossen Hoffnungen in das Spiel gegen Portugal.
Die Nati riskiert auch etwas, Murat Yakin stellt die Mannschaft auf eine Dreierkette um. Dieses System ist der Mannschaft bekannt. Und soll auch für die erste Halbzeit nicht als Alibi dienen, denn: Die beiden Gegentore haben rein gar nichts mit dem System zu tun. Diese Diskussion erübrigt sich also.
Jedem Fan müsste vor dem Achtelfinal bewusst gewesen sein, dass nur eine überdurchschnittliche Leistung zum Sieg gereicht hätte. Jeder Spieler hätte gegen Portugal über seine Grenzen hinaus gehen müssen.
Denn: Der Europameister von 2016 verfügt in Breite und Qualität ohne Wenn und Aber über das bessere Kader.
Wo waren die Spritzigkeit und die Aggressivität?
Nach der Enttäuschung vom Dienstag bleibt nur eine Frage offen: Wieso fehlten der Nati die Spritzigkeit und Aggressivität? Also diese Eigenschaften, die uns die Marokkaner Stunden zuvor beim Sieg über Spanien vorgemacht hatten?
Dieser Teil der Leistung muss zwingend analysiert werden, Erklärungen findet man nämlich immer. Zum Beispiel die Tatsache, dass gleich mehrere Spieler eine Erkältung erleiden. Oder, dass die Portugiesen acht frische Kräfte bringen konnten, weil es für sie zuvor gegen Südkorea um nichts mehr ging.
Dazu kommt, dass die Nati im Achtelfinal der WM 2022 als Kollektiv einen unglaublich schwachen Tag einzieht. Das kann allen passieren – nur war in diesem Fall das Timing halt sehr schlecht.
Glas ist halb voll und nicht halb leer
Klar ist die Enttäuschung nach dem 1:6 gross. Aber, und das irritiert: Rund um die Nati scheint jetzt alles schlecht zu sein, zudem trägt der Trainer die Schuld. Und das ist ganz sicher nicht so.
Ich behalte von dieser WM 2022 in Katar die guten Momente unserer Nati in Erinnerung. Und davon gab es mehr als genug – mein Glas ist halb voll und nicht halb leer. Schliesslich waren wir besser als die früh ausgeschiedenen Dänemark, Deutschland oder Belgien.
Ich bin absolut sicher: Wir qualifizieren uns problemlos für die EM in Deutschland. Und dort werden wir viel Freude an unserer Nati um Murat Yakin haben.