FIA rutscht in die Krise: Präsident Ben Sulayem vergrault Top-Leute
Die FIA ist in Aufruhr, Vizepräsident Robert Reid wirft Verbandschef Mohammed Ben Sulayem in seinem Rücktrittschreiben schlechte Amtsführung vor.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Präsident der FIA, Mohammed Ben Sulayem, steht zunehmend in der Kritik.
- Sein Vizepräsident Robert Reid trat zurück – und schoss scharf gegen Ben Sulayem.
- Es ist bei weitem nicht der erste Abgang eines Top-Funktionärs unter Ben Sulayems Ägide.
Der Motorsport-Weltverband FIA versinkt unmittelbar vor dem Bahrain-GP im Chaos. Am Donnerstag verkündete Vizepräsident Robert Reid seinen sofortigen Rücktritt. Als Grund nannte der Ex-Rallye-Copilot einen «Kollaps der Führungsstandards» unter dem aktuellen FIA-Präsidenten Mohammed Ben Sulayem.
In seinem Rücktrittsschreiben liess Reid kein gutes Haar an Ben Sulayem – vermied dabei aber dessen Namen. «Im Laufe der Zeit habe ich eine stetige Aushöhlung der Grundsätze erlebt, die wir zu wahren versprochen haben. Entscheidungen werden hinter verschlossenen Türen getroffen, unter Umgehung der Strukturen der FIA», kritisiert er.

Es gehe bei seinem Rücktritt um Werte und Prinzipien, so der Schotte weiter. «Der Motorsport verdient eine Führung, die rechenschaftspflichtig, transparent und mitgliederorientiert ist. Ich kann nicht länger in gutem Glauben Teil eines Systems bleiben, das diese Werte nicht widerspiegelt.»
FIA verliert zahlreiche Top-Funktionäre
Reid war zuletzt von einem Treffen des Welt-Motorsport-Konzils ausgeschlossen worden. Er hatte sich – wie auch der britische Verbandschef David Richards – geweigert, eine neue Verschwiegenheitserklärung zu unterzeichnen. Richards hatte die NDA damals als einen «Maulkorb-Erlass» bezeichnet.

Der Abgang von Reid ist nur der jüngste hochkarätige Rücktritt in der Führungsebene der FIA. Geschäftsführerin Natalie Robyn räumte ihren Posten im Vorjahr nach nur 18 Monaten wegen ähnlicher Bedenken. Formelsport-Direktor Tim Goss, Sport-Direktor Steve Nielsen und die Frauenkommissionsvorsitzende Deborah Mayer traten ebenfalls zurück.
Vorwürfe gegen Ben Sulayem häufen sich
Ben Sulayem stand hinter den kontroversen Regeländerungen zu Piercings und dem «Fluch-Verbot». Er mischte sich 2023 beim Saudi-GP in eine Untersuchung gegen Fernando Alonso ein und soll den Las-Vegas-GP eigenhändig zertifiziert haben. Der Untersuchungs-Leiter der Ethik-Kommission wurde wenig später entlassen ...

Die Krise kommt zu einem höchst ungünstigen Zeitpunkt: In Bahrain steht am Wochenende der mit Spannung erwartete Motoren-Gipfel mit den F1-Verantwortlichen bevor. Ben Sulayem selbst hatte jüngst die V10-Debatte forciert. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird sein Vorschlag aber an den F1-Herstellern abblitzen.