Muss Novak Djokovic Australien bald verlassen? Die Anhörung beendet
Kann er bleiben oder muss er gehen: In Melbourne ist die wahrscheinlich finale Anhörung von Novak Djokovic zu Ende gegangen. Nun beraten die Richter.
Das Wichtigste in Kürze
- In Melbourne entscheiden heute drei Bundesrichter über das Schicksal von Djokovic.
- Die grosse Frage: Darf er in Australien bleiben – oder wird er abgeschoben?
Das Theater um Novak Djokovic und sein australisches Visum läuft immer noch. Vor kurzem ist die Anhörung vor den drei Bundesrichtern zu Ende gegangen. Die Verhandlung wurde online übertragen, der Tennisstar war im Livestream nicht zu sehen. Es sollte möglich sein, das Verfahren zur «Lunchtime» abzuschliessen, hiess es zum Auftakt, schliesslich wurde es fast 15 Uhr.
Es ist nicht ganz klar, wie lange es dauern wird, bis die Richter nun zu einer Entscheidung kommen werden. Der oberste Richter James Allsop, sagte, eine Entscheidung werde heute mit Sicherheit nicht mehr vollständig begründet werden können. Man hoffe aber, dass man am «späteren Nachmittag» in der Lage sein könne, anzugeben, was das Gericht vorschlägt zu tun. Zwischen Melbourne und der Schweiz herrscht eine Zeitdifferenz von 10 Stunden.
Entscheiden die Richter darauf, den Visum-Entzug des Einwanderungsministers Rückgängig zu machen, darf der Tennis-Star in Australien bleiben. Es ist laut australischen Medien in diesem Fall sehr unwahrscheinlich, dass die Regierung noch einmal Berufung einlegen würde. Sollten sich die Richter aber auf die Seite des Einwanderungsminister stellen, müsste der Serbe aber das Land verlassen. Zudem würde ihm auch eine dreijährige Einreisesperre drohen.
Spielplan von Australian Open veröffentlicht
Die Zeit für eine Entscheidung drängt: Am morgigen Montag soll Novak Djokovic seine erste Runde am Australian Open absoliveren. Der Spielplans des Turniers wurde am Sonntag zunächst lange hinausgezögert – ist aber nun online.
Djokovic ist dabei und soll in der Rod Laver Arena gegen seinen serbischen Landsmann Miomir Kecmanovic ins Turnier starten. Sollte Djokovic ausreisen müssen, wird er durch einen «Lucky Loser» ersetzt.
Die Anwälte von Djokovic forderten, dass der Serbe bei einer positiven Entscheidung der Richter innerhalb von 30 Minuten freigelassen werde. Der Tennis-Star, der die Nacht in Ausreise-Haft verbrachte, hatte die Anhörung im Büro seiner Anwälte verfolgt. Zahlreiche Anhänger hatten sich vor dem Gerichtsgebäude eingefunden, es waren serbische Fahnen zu sehen und Musik ist zu hören.
Djokovic-Anwalt: «Er hat noch nie Anti-Impf-Stimmung ausgelöst»
Den Anfang vor Gericht machte Djokovics Chef-Anwalt Nick Wood. Er griff den Entscheid des Einwanderungsministers Alex Hawke frontal an. Das Argument, dass der Serbe eine Anti-Impf-Stimmung auslösen könnte, sei nicht bewiesen, so Wood. Der Anwalt kritisierte, dass die Regierung ihre Entscheidung hauptsächlich auf einen Artikel der BBC stütze.
Aus diesem Artikel sei nur unzureichend zitiert worden. Djokovics Aussagen wie etwa «ich will offen bleiben oder «ich bin kein Experte» würden in der Argumentation fehlen. Wichtig: Der Artikel wurde publiziert bevor die ersten Impfungen überhaupt verfügbar waren.
Wood sagte auch, dass Djokovic an keinem Turnier in den letzten zwei Jahren eine Anti-Impf-Stimmung ausgelöst habe. Einzig die Visum-Annulierung der australischen Behörden hätten solche Proteste gefördert und das habe die Regierung fälschlicherweise nicht in Erwägung gezogen.
Der Anwalt konzentrierte sich vor allem auf den Mangel an «Beweisen» für die Auswirkungen der Anwesenheit von Djokovic. Der oberste Richter James Allsop intervenierte und meinte: «Das Wort Beweis sollte nicht irreführen. Man muss vorsichtig sein, wenn man von Beweisen im Sinne eines Rechtsstreits spricht.»
Allsop meinte damit laut dem «Guardian», dass der Minister das Recht habe, sich auf seinen gesunden Menschenverstand zu verlassen. Für den Fall von Djokovic ist diese Aussage ein herber Rückschlag.
Staatsanwalt bezeichnet Djokovic als Gegner von Impfungen
Der Staatsanwalt meinte, man verlasse sich nicht nur auf die öffentlichen Äusserungen von Djokovic, um von einer Impfungsablehnung auszugehen. Es gehe auch um seine Taten: «Es ist die Tatsache, dass er weiterhin nicht geimpft ist – in diesem Stadium der Pandemie.»
Auch zu dem Bericht von «BBC» äusserte sich Stephen Lloyd: «Noch bevor Impfungen verfügbar waren, war seine Position klar dagegen. Sicher liess er offen, dass er seine Meinung ändern könnte. Dennoch war seine öffentlich erklärte Position, dass er die Einnahme von Impfstoffen nicht befürworte.»
An update from Melbourne on Novak Djokovic’s court case. pic.twitter.com/6jAUlyFLZq
— Andrew Macfarlane (@andrewmacfnz) January 16, 2022
Damit bezeichnete Loyd den Tennis-Star indirekt als Impfgegner. Von einer Person in seiner Position sei erwünscht, dass diese die Corona-Schutzmassnahmen fördere. Er habe in Serbien aber gezeigt, dass er eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstelle. Der Tennis-Star gab einen Tag nach dem positiven Corona-Befund ein lange geplantes Interview.
Weiter beschrieb der Staatsanwalt, dass der Tennis-Spieler eine «Ikone für Anti-Impf-Gruppen» in Australien geworden sei. Der Einwanderungsminister sehe ein Risiko, wenn diese Person im derzeitigen Klima im Land bleiben dürfe.
Der Anwalt merkt auch an, dass Djokovic in den Zeugenstand treten und seine Ansichten über Impfungen hätte erläutern könnte. Er hätte damit die Vorwürfe entkräften können, dass er mit seiner Haltung die Anti-Impf-Bewegung anheizt. «Herr Djokovic hat sich aber entschieden, in diesem Verfahren nicht als Zeuge aufzutreten», machte Loyd klar.