Lauberhorn: Braucht es erst eine Tragödie, bevor sich etwas ändert?
Die Weltcup-Rennen auf dem Lauberhorn werden von mehreren schweren Stürzen überschattet. Die Belastung wird selbst für Top-Athleten zu viel. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Mehrere schwere Stürze überschatten die Weltcup-Rennen auf dem Lauberhorn.
- Drei brutale Speed-Rennen auf der längsten Piste im Kalender bringen alle an ihre Grenzen.
- Es braucht dringend ein Umdenken im Weltcup – sonst droht eine Tragödie.
Drei Speed-Rennen auf dem Lauberhorn, drei kapitale Stürze, zwei schwere Verletzungen – und einmal Riesenglück: Die Bilanz des Wengen-Weltcup-Wochenendes liest sich geradezu furchteinflössend. Und sie ist eine Fortsetzung einer – trotz zahlreicher Absagen – körperlich enorm herausfordernden Saison.
Dabei hatte der Weltcup-Zirkus in Wengen sogar noch Glück. Insbesondere der Horror-Sturz von Aleksander Aamodt Kilde im Ziel-S hätte katastrophale Folgen haben können. Der Norweger schlug fast ungebremst in die Bande ein und hatte alle Schutzengel, sich dabei nichts zu brechen.
Das Schlimme daran: Es hatte sich abgezeichnet, dass der Tank beim norwegischen Kraftpaket leer ist. Kilde fuhr schon die letzten 30 Fahrsekunden vor seinem Abflug auf der Rasierklinge, die Kraft fehlte schlussendlich. Natürlich, der Norweger war durch eine Erkrankung geschwächt – aber trotzdem am Start.
Sturz-Serie am Lauberhorn war ein Warnschuss
Und warum? Weil Kilde genau weiss, dass er sich im dicht gestaffelten, überladenen Weltcup-Programm keine Auszeit gönnen kann. Wie seine Rivalen jagt der Norweger der Kristallkugel hinterher, jedes Resultat kann entscheiden. Dann geschwächt ein Marathon-Programm am Lauberhorn zu absolvieren, kann fatale Folgen haben.
FIS-Rennchef Markus Waldner hat den richtigen Ansatz erkannt: Abgesagte Speed-Rennen sollen nicht mehr zwingend nachgeholt werden. Das Weltcup-Programm ist selbst ohne Nachhol-Termine längst am Anschlag – oder darüber hinaus. Das Wengen-Wochenende mit den schweren Stürzen von Marco Kohler, Alexis Pinturault und Kilde ist ein Warnschuss.
Diese Reaktion auf den Warnschuss kann aber nur der erste Schritt sein. Die FIS ist gefordert, den überladenen Weltcup-Kalender zu entschlacken. Wenn selbst Top-Athleten durch das dichte Programm an ihre körperlichen Grenzen kommen, dann läuft definitiv etwas in die falsche Richtung.
Die FIS muss umdenken, und zwar schnell. Hier gibt es keinen Spielraum, denn die Gesundheit und, im schlimmsten Fall, das Leben der Athleten stehen auf dem Spiel. Es darf nicht erst zu einer Tragödie kommen, damit sich etwas ändert. Denn dass sich etwas ändern muss, ist spätestens nach dem Lauberhorn jedem klar.