Olympia 2022: «Das Feuer brennt - das hat Odermatt nicht verdient!»
Das Wichtigste in Kürze
- Die Olympischen Winterspiele in Peking laufen noch bis am Sonntag.
- Die Schweizer Delegation hat bisher zehn Medaillen geholt, das Ziel sind 15.
- Das Olympia-Fieber ist nicht bei allen ausgebrochen.
Das Schweizer Olympia-Team sorgt an den Winterspielen in China für Freude. Bisher hat die Schweiz zehn Medaillen geholt, liegt im Medaillenspiegel auf Platz acht. Sogar vor Russland. Wie stark ist bei Ihnen das Olympische Feuer ausgebrochen? Die Meinungen sind geteilt.
Christoph Böhlen, Stv. Sportchef
«Um eines vorneweg zu nehmen: Ich habe längst resigniert! Olympia 2022 in China, Fussball-WM im gleichen Jahr in Katar (notabene im Winter!). Dazu trägt die spanische Liga ihren Supercup in Saudi-Arabien aus. Und Premier-League-Spiele finden um 13.30 Uhr statt, damit der ‹weltweite Markt› bedient werden kann. Es dreht sich auch im Sport fast alles leider nur noch um Geld und Politik.
Trotzdem: Sobald der erste Wettkampf losgeht, knipst sich mein Olympisches Feuer an. Ich fiebere mit, wenn Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami im speziellen Olympia-Rennanzug um die Medaillen fahren. Mixed-Curling vor leeren Rängen? Kein Spiel verpasst! Und ein Biathlon-Rennen ist auch ohne Zuschauer an Spannung kaum zu überbieten.
Natürlich ist es für die Athleten besonders bitter, wenn man die Freude über den grössten Karriere-Erfolg nicht mit Fans feiern kann. Aber das schmälert ihre Leistungen keineswegs, im Gegenteil. Wer unter solch bizarren Umständen Top-Leistungen abrufen kann, hat eine Medaille mehr als verdient.»
Sind Sie im Olympia-Fieber?
Micha Zbinden, Chefredaktor
«Dass Marco Odermatt den Sieg am Chuenisbärgli emotional höher gewichtet als seine erste Olympische Goldmedaille, ist symptomatisch. Bei seinem Heimsieg in Adelboden haben ihm vor einem Monat 20'000 frenetische Fans zugejubelt. In China fliegen ihm bei seinem Coup gerade eine Handvoll Betreuer um den Hals, weil Fans an den Winterspielen nicht zugelassen sind.
Jan Scherrer bezeichnete es sogar als absurd, dass er auf seinem Karrierehöhepunkt auf der Halfpipe alleine feiern musste. Und das Dosenbier für Beat Feuz mussten gar die Ösis organisieren, weil es keines gab.
Nein, unsere erfolgreichen AthletInnen haben mehr verdient. Man hätte diese Spiele zwingend verschieben müssen. Dazu kommen als Kulisse noch die chinesischen Betreuer in Marsmenschen-Anzügen. Das wird mir leider in schlechter Erinnerung bleiben.»