US-Wahlen: Das erhoffen sich Demokraten hierzulande von Joe Biden

Nau.ch: Nach einer fünftägigen Nervenschlacht um die US-Wahlen hat sich Biden die nötigen Stimmen für die Präsidentschaft geholt. Amerika steht Kopf! Was darf sich die Schweiz von der Wahl Joe Bidens erhoffen?

Liz Voss: Ein zentraler Nutzen für die Schweiz und alle ausserhalb der USA ist die Rückkehr einer stabilen Präsenz ins Weisse Haus. Jemand, der politische Entscheidungen nicht via Threads auf Twitter trifft und bekannt gibt.

Jemand, der rationale Entscheidungen wissenschafts- und Experten basiert trifft. Die Wirtschaft wird besser sein, die Umwelt wird profitieren. Das wird nicht nur die Schweiz und die USA betreffen, sondern alle Länder.

Nau.ch: Biden kündete aber auch an, beispielsweise die Unternehmenssteuern zu erhöhen. Das trifft auch Schweizer Unternehmen je nachdem hart.

Liz Voss: Es wird einen geringen Anstieg der Steuern für Schweizer Unternehmen geben. Allerdings wird Biden für die Stabilität der US-Wirtschaft nützlich sein. Die US-Steuerraten sind per se tiefer, als diejenigen in der Schweiz.

Selbst wenn Biden die Unternehmenssteuern erhöht, werden diese nicht höher sein, als sie hierzulande bereits sind. Wenn Trump sich als Förderer der Wirtschaft und niedriger Steuern pries, ging es um Wall-Street-Händler. Dort gab es in der Tat in den letzten vier Jahren historische Hochs. Aber: Der Lebensstandard in den USA in der gleichen Zeitspanne sank, der «normale» US-Bürger hat nicht profitiert.

Nau.ch: Donald Trump sah sich als Friedens-Präsident. Wird Amerika unter Biden militärisch aktiver werden?

Liz Voss: Nein, ich prognostiziere nicht mehr militärische Handlungen in den nächsten vier Jahren.

Einer von Joe Bidens Söhnen war im Krieg (von Oktober 2008 bis September 2009 im Irakkrieg; Anmerkung der Redaktion). Er versteht den tatsächlichen Einfluss auf Familien, wenn rund um den Erdball Kriege warten.

Trump nannte sich Friedens-Präsident. Aber er war jederzeit am Rande militärischer Interventionen in mehreren Ländern dieser Welt.

Nau.ch: Ist die Freude vieler Amerikaner nach den US-Wahlen so überschwänglich, weil Biden neuer Präsident oder Trump nicht wiedergewählt ist?

Liz Voss: Es ist definitiv eine Kombination aus beidem. Die Situation in den USA war in den letzten vier Jahren extrem belastend. Die Leute sind sehr glücklich, dass dieser Stressfaktor aus ihren Leben verbannt wurde. Joe Biden hat seit fast 50 Jahren einen beruhigenden Einfluss auf die US-Politik.

Wir wissen, dass er sich um die Menschen sorgt. Er kann mit Politikern beider Parteien zusammenarbeiten, um die Nation zu einen. Ich glaube die Leute sind einfach glücklich, jemanden zu haben, der für alle da sein wird.

Nau.ch: Welche Rolle spielt die Wahl von Kamala Harris bei den Jubelorgien?

Liz Voss: Als Frau und Mutter ist es für mich sehr aufregend, eine Frau als Vize-Präsidentin zu haben. Sie widerspiegelt die amerikanische Geschichte in einer sehr typischen Art und Weise.

Ihre Eltern waren Immigranten, sie ist farbig und sie ging auf eine schwarze Universität. Ihre Wahl ist wegweisend. Ich bin sehr glücklich, dieses Team nach den US-Wahlen im Weissen Haus zu haben.