Ticker: Chef von Hisbollah-Einheit bei Beirut-Angriff getötet

Nach den Explosionen der Hisbollah-Pager spitzt sich die Lage weiter zu, eine Eskalation droht. Hier im Ticker bleibst du auf dem aktuellen Stand.

Dieses Haus in der libanesischen Hauptstadt Beirut war Ziel des israelischen Angriffs. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Libanon explodierten Kommunikationsmittel der Hisbollah, 37 Personen starben.
  • Die Hisbollah macht Israel verantwortlich und droht mit Vergeltung.
  • Israel führt Luftangriffe durch und kündigt Übungen an der Nordgrenze an.
  • Die neusten Entwicklungen im Ticker.

Die Lage im Nahen Osten spitzt sich weiter zu: Am Dienstag explodierten zuerst Pager der Hisbollah-Mitglieder, am Mittwoch dann Funkgeräte. Mindestens 37 Menschen wurden dabei getötet, über 3000 verletzt.

Die Hisbollah und der Iran machen Israel für die Aktion verantwortlich und kündigen Vergeltung an. Hisbollah-Chef Nasrallah spricht von einer Kriegserklärung Israels, das Land habe rote Linien überschritten.

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Israel hat sich nicht dazu geäussert, am Donnerstag aber massive Luftangriffe durchgeführt. Der Generalstabschef hat zudem Pläne für die Fortsetzung des Krieges genehmigt. Libanesen fürchten deshalb, dass eine Bodenoffensive vorbereitet werden könnte.

Die Entwicklungen vom Donnerstag findest du im gestrigen Ticker, die neusten Informationen gibt es hier.

Mindestens ein Toter nach Israels Angriff in Beirut

15.55: Laut dem israelischen Armeesprecher Daniel Hagari handelt es sich bei dem Toten um den Chef der Elite-Einheit der Hisbollah, Ibrahim Aqil. Er war an der Bombardierung der US-Botschaft in Beirut im Jahr 1983 beteiligt. Der Angriff hatte 63 Menschen getötet.

Ibrahim Akil gehört zu den Gründungsmitgliedern der Hisbollah und wirkte insbesondere im militärischen Flügel der schiitischen Organisation. Die USA hatten ein Kopfgeld in der Höhe von sieben Millionen Dollar (knapp sechs Millionen Franken) auf Akil ausgesetzt. Bereits Anfang der 90er-Jahre hatte Israel versucht, Akil auszuschalten.

Akil wurde Informationen aus Beirut zufolge erst am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen, nachdem er bei der Attacke auf technische Geräte der Hisbollah verletzt worden war.

Ibrahim Aqil war Chef der Elite-Einheit der Hisbollah. - Rewards for Justice

15.43: Bei dem Angriff der israelischen Armee auf ein Ziel in Libanons Hauptstadt Beirut gab es libanesischen Medienberichten zufolge mindestens einen Toten. Der Fernsehsender der Hisbollah, Al-Manar, berichtete von einem Toten und 14 Verletzten, die libanesische Nachrichtenagentur NNA meldete fünf Tote.

Unter den Opfern sollen auch Minderjährige sein. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Israel greift Ziel in Beirut an

15.20: Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge ein Ziel in Libanons Hauptstadt Beirut angegriffen. Weitere Details nannte das Militär zunächst nicht.

Augenzeugen zufolge soll der Angriff einem Ziel in einem südlichen Vorort Beiruts gegolten haben. Es seien zwei Explosionen zu hören gewesen sein. Bilder auf den sozialen Netzwerken zeigen die Zerstörung.

«Mein gesamtes Haus hat gebebt», berichte eine Bewohnerin der Deutschen Presse-Agentur. Auf den Strassen herrschte Panik. Mehrere Krankenwagen waren im Einsatz. Der Fernsehsender der Hisbollah, Al-Manar, berichtete von Verletzten, darunter sollen auch Kinder sein.

13.52: Aus dem Libanon sind nach israelischen Militärangaben erneut zahlreiche Raketen auf den Norden Israels abgefeuert worden. Die Armee registrierte eigenen Angaben zufolge rund 140 Geschosse. Im Norden Israels heulten Warnsirenen. Israelischen Medien zufolge brachen durch den Beschuss Brände aus. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.

Die libanesische Hisbollah-Miliz, die Israel das Existenzrecht abspricht, reklamierte mehrere Angriffe für sich. Die proiranische Gruppe sprach in einigen Fällen von «Salven an Katjuscha-Raketen», die sie Richtung Israel abgeschossen habe.

Anwohner in zahlreichen Orten im Norden Israels sind dazu aufgerufen, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben. Israels Armee hatte am Donnerstag in mehreren Angriffswellen rund 100 Raketenabschussrampen der proiranischen Hisbollah-Miliz im Nachbarland bombardiert.

11.50: Bei einem mutmasslich israelischen Drohnenangriff ist in Syrien Aktivisten zufolge eine Person getötet worden. Der Angriff ereignete sich nahe dem Internationalen Flughafen in der Hauptstadt Damaskus, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete.

Bei dem Opfer soll es sich um einen irakischen Staatsbürger gehandelt haben. Ausserdem sei eine weitere Person verletzt worden. Beide sollen Mitglieder der proiranischen Miliz Kataib Hisbollah aus dem Irak gewesen sein. Das israelische Militär äusserte sich wie gewohnt nicht.

7.40: Angaben der israelischen Cyberabwehr zufolge wollen der Iran und die Hisbollah israelische Zivilisten mit Drohnachrichten einschüchtern. Offenbar wurden Handys landesweit SMS zugeschickt. Diese geben vor, vom Heimatfront-Kommando zu stammen, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

«Verabschieden Sie sich von Ihren Angehörigen», soll in einer SMS stehen, die der Nachrichtenagentur AP vorlag. «Machen Sie sich keine Sorgen, Sie werden sie in der Hölle umarmen.»

Mit den Explosionen der Kommunikationsgeräte wurden auch Hisbollah-Mitglieder mit tiefem Rang getroffen. - keystone

Fast fünf Millionen SMS seien am Mittwochabend an Israelis gesendet worden, hiess es von der Regierung. Die Behörde für Cybersicherheit sprach von einem «plumpen Versuch, die Öffentlichkeit in Panik» zu versetzen.

Die Regierung vermutet, dass der Iran und die Hisbollah per Hackerangriff auf einen Mobilfunkanbieter an die Kundendaten gelangt sind.

6.00: Israel hat den militärischen Druck auf die Hisbollah im Libanon massiv erhöht. In mehreren Angriffswellen bombardierten Kampfflugzeuge rund 100 Raketenabschussrampen der proiranischen Miliz, die mit rund 1000 Abschussrohren bestückt gewesen seien, teilte das israelische Militär am Abend mit. Die Raketenwerfer seien für unmittelbare Angriffe auf Israel vorbereitet gewesen. Libanesische Sicherheitskreise sprachen von einer der schwersten israelischen Angriffswellen seit Beginn des gegenseitigen Beschusses im Oktober.

3.15: Tausende Kommunikationsgeräte von Hisbollah-Mitgliedern explodierten zeitgleich. Laut Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler ging es Israel damit nicht um die Tötung von Kämpfern. «Sondern darum, Chaos und Verunsicherung zu verbreiten und die Organisation zu stören», sagt er gegenüber «Focus».

Zudem habe das Land damit eine wichtige Nachricht an die Terroristen gesendet: «Wir kriegen dich, selbst wenn du nur das kleine Licht in der siebten Reihe bist.» Denn auch Hisbollah-Mitglieder mit tiefem Rang und wenig wichtigen Funktionen waren betroffen.