Trump-Regierung nutzt «Schattenwolf» als Argument gegen Artenschutz
Innovation statt Gesetze: Mit Gentech könnten Arten besser geschützt werden, findet die Trump-Regierung mit Verweis auf den «wiederbelebten» Schattenwolf.

Das Wichtigste in Kürze
- In den USA wurde eine ausgestorbene Wolfsart gentechnisch «wiederbelebt».
- Der Trump-Regierung dient dies als Steilvorlage für den Abbau beim Artenschutz.
- Es gelte, grundlegend umzudenken und wirtschaftliche Vorteile zu priorisieren.
Die Trump-Regierung nutz die angebliche Wiederbelebung des ausgestorbenen Schattenwolfs durch ein Biotech-Unternehmen als Argument, den Schutz gefährdeter Arten zu reduzieren. Colossal Biosciences aus Dallas behauptet, durch Gentechnik drei Schattenwolf-Welpen erschaffen zu haben: Eine Art, die vor über 10'000 Jahren ausgestorben ist.
Viele Wissenschaftler zweifeln jedoch an dieser Behauptung. Doug Burgum, von Donald Trump zum Innenminister ernannt, sieht sich in seinen Ansichten bestätigt: Dass nicht Regulierungen, sondern Innovationen Arten retten können. «Es ist an der Zeit, grundlegend umzudenken, wie wir Artenschutz betreiben», schrieb Burgum auf X.
Trumps Innenminister will «Arten zurückholen»
Burgum hat bereits Gespräche mit dem Unternehmen geführt und diskutiert Möglichkeiten zur Nutzung ihrer Tiere für Bundesnaturschutzprogramme sowie potenzielle Arterhaltungsprojekte. In einer Fragerunde mit Innenministeriums-Mitarbeitenden sagte er: «Wenn wir uns Sorgen machen, eine Art zu verlieren, haben wir jetzt die Möglichkeit, sie zurückzuholen.»

Schon vor der Ankündigung über die «Wiederbelebung» des Schattenwolfs ging die Trump-Regierung bereits gegen den Artenschutz vor. Sie hat begonnen, den seit fünf Jahrzehnten bestehenden Schutz für bedrohte Arten zu untergraben.
Am Montag schickte der «Fish and Wildlife Service», der Burgum untersteht, einen Vorschlag an das Weisse Haus: Es soll neu definiert werden, was es bedeutet, eine Art gemäss dem Gesetz «zu schädigen».

Unterdessen bereiten Republikaner im Kongress massive Kürzungen des Schutzes für Bären, Fledermäuse, Eidechsen und noch nicht ausgestorbene Wolfsarten vor. Sie argumentieren, dass unnötige und übermässige Gesetze die wirtschaftliche Entwicklung behindern und die Rechte von Staaten und privaten Grundbesitzern verletzen.
Arten klonen: Simpel oder zu simpel?
Dank Colossal Biosciences wird Artenschutz für Burgum einigermassen simpel: «Suchen Sie sich ihre Lieblingsart aus und rufen Sie Colossal an.» So wie beim Schattenwolf mithilfe von Grauwolf-DNA ein komplettes Wesen erschaffen werden konnte, könne man auch andere Arten zurückbringen. Denn, so Burgum, der Schattenwolf stimme genetisch mit dem Grauwolf zu 99,999 Prozent überein.

Oder ist das vielleicht etwas zu simpel? Arten sterben aus, weil sie vom Menschen bejagt (und allenfalls auch gegessen) wurden. So wie das Mammut oder der Dodo, zwei Arten, die Colossal Biosciences ebenfalls zurückbringen will. Oder sie sterben aus, weil ihr Lebensraum zu klein wird oder schlicht verschwindet.
«Wiederbelebte» Arten sind nicht 100 Prozent original
Das Aussterben einer Art in Kauf zu nehmen, weil man sie mit Gentechnik wieder zurückholen kann, scheint so wenig zielführend. Erst einmal müsste ja der Lebensraum (noch) vorhanden sein. Genau deshalb sind selbst Mammut-Forscher dagegen, Mammuts für die freie Wildbahn zu erschaffen – es fehlt schlicht der Platz.
Bei geklonten Tieren wäre zudem die genetische Diversität sehr klein, eine Grundvoraussetzung für eine stabile Population. Und es wäre einfach nicht dasselbe: Das gilt auch beim Vorzeigeprojekt Schattenwolf. Denn Grau- und Schattenwölfe stimmen genetisch eben nicht zu 99 und mehr Prozent überein.

Vermutlich sind es eher nur 95 Prozent und die drei Welpen damit keine echten Schattenwölfe. Sogar Mensch und Schimpanse haben mehr genetische Übereinstimmung. Wenn schon nicht bei Wölfen, so sehen wir als Direktbetroffene doch wenigstens hier den Unterschied deutlich.