US-Wahlen: Kommt es zur höchsten Beteiligung seit über 100 Jahren?
In genau einer Woche könnte der Sieger der US-Wahlen 2020 feststehen. Bereits jetzt haben über 70 Millionen US-Bürger ihre Stimme abgegeben.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 3. November findet in den USA die Präsidentschaftswahl statt.
- Knapp eine Woche vorher haben schon über 70 Millionen US-Amerikaner abgestimmt.
- Ein Forscher glaubt, dass die Wahlbeteiligung so hoch wie zuletzt 1908 sein wird.
Die Wahlkämpfe von Donald Trump und Joe Biden befinden sich auf der Zielgeraden: Noch knapp eine Woche lang werden die beiden Kandidaten versuchen, in den Swing States Wähler zu mobilisieren. Denn genau dort dürfte sich entscheiden, wer am 3. November gewählt wird.
Bereits heute in einer Woche könnte der Sieger der US-Wahlen 2020 feststehen. Sollte es aber in einigen Swing States ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben, könnte sich die Entscheidung hinauszögern. Gerade auch, weil schon eine Vielzahl an US-Bürgern im Voraus ihre Stimme abgegeben haben. Diese dürfen in einigen Staaten jedoch erst nach der Schliessung der Wahllokale am Wahltag gezählt werden.
Schon jetzt haben mehr als 70 Millionen Menschen gewählt, wie aus Daten des «U.S. Elections Project» des Politikwissenschaftlers Michael McDonald von der Universität Florida hervorgeht. Das entspricht gut der Hälfte der Stimmen, die bei den US-Wahlen 2016 abgegeben wurden: An der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren waren gemäss der Wahlkommission FEC insgesamt 137 Millionen Menschen beteiligt.
Forscher prognostiziert 65 Prozent Wahlbeteiligung bei US-Wahlen 2020
McDonald glaubt deswegen, dass dieses Jahr rund 150 Millionen US-Bürger abstimmen werden. Damit würde die Wahlbeteiligung bei 65 Prozent liegen. Das wäre so hoch wie seit 1908 nicht mehr. Vor vier Jahren lag sie noch bei rund 55 Prozent.
Die Möglichkeit des «Early Votings» haben bisher besonders Wähler aus dem Bundesstaat Texas genutzt. Dort haben schon rund 87 Prozent jener Bürger abgestimmt, die auch vor vier Jahren zur Wahl gingen. Auch in den Swing States North Carolina und Florida ist die Wahlbeteiligung bereits hoch.
Wie Daten des Projekts von McDonald zeigen, scheinen bislang erheblich mehr registrierte Demokraten als Republikaner ihre Stimme abgegeben zu haben. Dies muss jedoch noch nicht viel aussagen, denn viele US-Wähler sind keine registrierten Parteimitglieder.
Grossteil der Früh-Wähler hat wohl für Biden gestimmt
Trotzdem vermuten Experten, dass die frühen Wähler zu einem Grossteil für Biden gestimmt haben. Schliesslich hat sein Wahlkampfteam regelmässig zur frühen Stimmabgabe aufgerufen. Gleichzeitig äusserte sich Trump immer wieder kritisch gegenüber der Briefwahl: Ohne fundierte Belege nannte der amtierende US-Präsident Briefwahlstimmen als Mittel für Wahlbetrug.
Diesbezüglich kritisierte er am Dienstag eine möglicherweise mehrere Tage dauernde Stimmauszählung in einigen Bundesstaaten. «Müssen ein Endergebnis am 3. November haben», schrieb Trump in einem Tweet dazu.
Von ebendiesen Briefwahlstimmen sind bisher bei den US-Wahlen 2020 knapp 48 Millionen eingegangen. Das wiederum spricht ebenfalls dafür, dass der Grossteil der abgegebenen Stimmen wohl auf Bidens Konto gehen. Der Grossteil der Trump-Wähler dürfte hingegen erst am 3. November in den Wahllokalen abstimmen gehen.
Enge Ausgangslage in Swing States
In nationalen Umfragen zu den US-Wahlen liegt Biden weiterhin mit konstantem Vorsprung vor Trump. Doch in den für den Wahlsieg ausschlaggebenden Swing States ist das Rennen gemäss Umfragen deutlich enger. Demnach führt Biden in den meisten Swing States, doch die Vorsprünge sind mehrheitlich zu minim, um wirklich aussagekräftig zu sein.
Zudem sahen die Umfragen Trump auch vor vier Jahren hinten, weshalb sein Sieg 2016 für viele eine Überraschung war. Knapp eine Woche vor dem «Tag X» deutet also alles auf einen spannenden Wahltag hin.