Nach der Zinssenkung der Nationalbank geht’s im Schnellzugstempo zum Anlagenotstand. Jetzt heisst es umsteigen – von Anleihen zu Dividenden-Aktien.
Symbolbild Finanzen
Der US-Börsenguru Warren Buffett stieg Anfang der 1990er-Jahre bei Coca-Cola ein. Über sein Investmentvehikel Berkshire Hathaway kassiert er allein daraus 776 Millionen US-Dollar an Dividende – pro Jahr. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Inflation frisst die Sparzinsen wieder auf.
  • Dividendenstarke Aktien sind Alternativen zu Konten und Anleihen.
  • In der Schweiz und in Europa finden sich viele solide Dividendentitel.
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Wer hat die schwächste Währung? Es ist ein bizarrer Wettbewerb, den sich die grossen Notenbanken liefern. Eine nach der anderen lockert die Zinsschraube so weit, wie es möglich scheint, ohne eine Hyperinflation zu provozieren. Willkommen zurück im Tiefzins-«Paradies» Schweiz! Mit Sparkonten und Anleihen kommen Anlegerinnen und Anleger hier nicht mehr vom Fleck. Worauf sollen sie ausweichen?

Zuverlässige Einnahmen können Schweizer Aktien mit stabilen Dividenden bieten, schreibt Daniel Kalt, UBS-Chefökonom Schweiz auf LinkedIn. Tatsächlich liegt die durchschnittliche Dividendenrendite von Schweizer Aktien bei über 3 Prozent. Damit tragen die Dividenden in der Schweiz zu rund ein Drittel der langjährigen Aktienrendite von knapp 8 Prozent bei – erstaunlich viel.

Signal für volle Kasse

Die Dividende ist der Teil des Gewinns, den Unternehmen an Aktionäre ausschütten. Diese Zahlung erfolgt auch dann, wenn es an den Börsen drunter und drüber geht. Erst recht, weil Unternehmen ihre Dividenden nur ungern kürzen. Denn diese gelten als sensibles Signal für ihre Zahlungsfähigkeit. Während sich der Gewinn mit buchhalterischen Tricks formen lässt, braucht eine Firma wirklich ein eingespieltes Geschäftsmodell und eine volle Kasse, um Jahr für Jahr Dividenden auszuzahlen.

Solide Dividendentitel stellen eine Alternative zu Anleihen dar. Zugespitzt formuliert: Dividenden sind die besseren Zinsen. Und das Beste daran: Anders als Anleihen bilden Dividendenstars zusätzlich einen Puffer gegen die Inflation. Der Grund: Unternehmen erhöhen die Preise für ihre Güter, wenn die Inflation anzieht. So können sie sich höhere Dividendenzahlungen leisten – und allenfalls steigt ihr Börsenkurs.

Finanzstrategie à la Warren Buffett

Der US-Kultinvestor Warren Buffett setzt seit Jahren auf die Dividenden-Strategie. Allein in diesem Jahr dürfte er 6 Milliarden US-Dollar an Dividenden eingestrichen haben – unter anderem mit seiner langjährigen Lieblingsaktie Coca-Cola (Dividendenrendite 2,7 Prozent). Umgekehrt hat seine Berkshire Hathaway selbst noch nie einen Cent für Dividenden verschwendet. Das «Orakel von Omaha» legt die erwirtschafteten freien Mittel lieber wieder an. Damit beflügelt es den Aktienkurs seines Konglomerats. Im Gegensatz zu Dividendenzahlungen fallen darauf meist keine Steuern an.

Von Allreal bis Zurich

Welche Dividendenperlen finden sich aktuell auf dem Markt? Das Chief Investment Office von UBS stuft unter anderem die Aktien von Cembra Money Bank (5,3 Prozent Dividendenrendite), Zurich Insurance Group (5,2 Prozent), Allreal (4,4 Prozent) und Swisscom (4 Prozent) als «Most Prefered» ein. Nach den Landesgrenzen geht’s allerdings noch höher hinaus. Auf der Empfehlungsliste der LGT stechen folgende Papiere hervor: BNP Paribas (7,7 Prozent Dividendenrendite), Renault (7,2 Prozent), Enel (6,6 Prozent).

Wer es sich noch einfacher machen will, kann auch direkt in einen Dividenden-orientierten Anlagefonds investieren – und so sein Risiko weiter reduzieren. Zum Beispiel pickt der Z-Capital Swiss Dividend jeweils Schweizer Aktien, die entweder verlässlich mit Dividenden aufwarten oder sich durch Dividendenwachstum auszeichnen. Seit seiner Auflegung Ende 2012 hat der Fonds den Vergleichsindex SPI abgehängt. Die Dividendenrenditen der investierten Gesellschaften: 3,5 Prozent.

***Zum Autor

Stephan Lehmann-Maldonado bringt zwei seiner Steckenpferde zusammen: die Faszination fürs Wirtschaftsgeschehen und jene für klare Kommunikation.

Finanzen Stephan Lehmann-Maldonado
Stephan Lehmann-Maldonado schreibt auf Nau.ch regelmässig zum Thema Finanzen. - zVg

Schon während seines Finance-Studiums an der Universität Zürich hat er für Wirtschaftsmedien geschrieben. Später hat er sein Wissen in der Bankpraxis und beim Unterrichten von Lernenden vertieft. Heute führt er eine kleine Kommunikationsagentur.

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