Dorfleben: Schweizer Dörfer, die mit einer Geldprämie locken
Viele Schweizer Dörfer versuchen, der Landflucht und dem Dorfsterben mit Gegenmassnahmen zu entkommen. Mit Prämien soll das Dorfleben wieder aufleben.
Das Wichtigste in Kürze
- Vorreiter der Idee war das Dorf Albinen im Kanton Wallis.
- Mittlerweile finden sich Nachahmer in anderen Kantonen.
Mit dem Dorfleben ist es so eine Sache. Viele Familien träumen von einem Haus im Grünen, in dem die Kinder inmitten der Natur aufwachsen können. Die Digitalisierung und der Trend zum Homeoffice machen es sogar möglich.
Allerdings fehlt gerade jungen Familien häufig das Geld für einen Immobilienkauf, da sie nicht viel ansparen konnten. Dies scheinen auch einige Gemeinden in der Schweiz und im Ausland zu wissen. Sie versuchen, neue Einwohner mit grosszügigen Geldprämien zu locken und so das Dorfleben wieder aufblühen zu lassen.
Für 25'000 Franken nach Albinen VS
Vorreiter war im Jahr 2017 das Dorf Albinen im Kanton Wallis. Das Dorf kann mit idyllischer Lage in 1300 Metern Höhe im Naturpark Pfyn-Finges und einem geschützten Ortsbild punkten. Doch wie in vielen anderen Dörfern der Schweiz reichte das gerade den jüngeren Einwohnern nicht mehr. Sie zogen in die Städte und Agglomerationen.
Darum liess sich Albinen etwas einfallen. Zuzügler sollten eine üppige Prämie für den Hauskauf erhalten, im offiziellen Amtsdeutsch einen Wohnbauförderungsbeitrag. Eine Einzelperson erhielt 25'000 Franken und für Kinder gab es 10'000 Franken extra. Eine vierköpfige Familie bekam so beispielsweise 70'000 Franken gezahlt.
Allerdings war die Auszahlung an Bedingungen geknüpft: So mussten Antragsteller jünger als 45 Jahre sein und insgesamt mindestens 200'000 Franken in einen Hauskauf oder Neubau stecken. Wer vor dem Ablauf von zehn Jahren schon wieder wegzieht, der muss das Geld zurückzahlen.
Die Anfrage war riesig: «Wir hatten Anfragen aus der ganzen Welt», so Beat Jost, Albinens Gemeindepräsident. Insgesamt hat die Gemeinde mittlerweile 880'000 Franken für 38 Erwachsene und elf Kinder bewilligt, die dem Dorfleben neuen Schwung geben.
Dorfleben: Weitere Schweizer Dörfer mit Geldprämie
Inspiriert vom Beispiel Albinen kam das Dorf Zeneggen VS auf eine ähnliche Idee zur Rettung der Dorfschule. Da man hier gezielt Familien anlocken wollte, wurde diesen eine Prämie von 3934 Franken pro Kind angeboten. Die kuriose Zahl entspricht der Postleitzahl von Zeneggen.
2020 kam auch das nur noch 40 Einwohner zählende Dorf Quinten im Kanton St.Gallen auf die Idee einer Geldprämie. Hier sollten es 200 Franken pro Monat und Kind für Familien sein, bis zu einer maximalen Summe von 20'000 Franken.
Allerdings fanden sich hier anders als in Albinen keine Interessenten. Ein Grund dürfte die Tatsache sein, dass sich das kleine Dorf als autofrei bewirbt. Einwohner und Besucher kommen nur zu Fuss oder per Fähre ab Murg SG über den Walensee ins Dorf.
Keine guten Aussichten für Berufstätige. Sie müssen täglich mit dem Auto in die grösseren Orte oder ins gar nicht weit entfernte Zürich pendeln.
Geldprämien im Ausland
Die Zahlung von Geldprämieren für Neubürger ist nichts Neues. Vor allem in Süditalien locken Dörfer immer wieder mit Prämieren oder besonders günstigen Häusern. Kalabrien zahlt Interessenten sogar bis zu 28'000 Euro, um in eines von zehn Dörfern zu ziehen.
Wer die Ruhe auf einer einsamen Insel sucht, der ist auf Antikythera in Griechenland richtig: Die Insel mit nur noch 20 Menschen wirbt mit einem Stück Bauland und 500 Euro im Monat um Zuzügler.