Dorfleben: Schweizer Mundart, die im Ausland niemand versteht
Das Schweizer Dorfleben ist bis heute von regionalen Dialekten geprägt, mit denen sich Auswärtige schwertun und ausländische Besucher nichts anfangen können.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Mundartbegriffe haben sich aus den Sprachen der Nachbarn eingeschlichen.
- Andere haben sich seit Jahrhunderten kaum entwickelt.
Das vielleicht berühmteste Dialektwort der Schweiz ist Chuchichäschtli. Es wird gerne als Schibboleth benutzt, mit dem sich jemand aus zugehörig zu einer bestimmten regionalen Gruppe beweist. In diesem Fall handelt es sich um die k/ch-Linie im Alemannischen.
Südlich dieser Linie wird das K zum Ch und das Küchenkästchen eben zum Chuchichäschtli.
Das Alemannische Ch im Schweizer Dialekt
Das Ch verleiht zahlreichen Schweizer Mundartbegriffen seinen besonderen Charme. Da wird die Frau dann eher zum Schätzi als zum Chérie und die Stachelbeere zur Chrusle.
Wer etwas mit den Fingernägeln herausklaubt, der chnübelt. Wer dann als Auswärtiger im Dorf gar nichts mehr versteht, der hat ä Chnüppu. Das ist eigentlich ein Knoten und in diesem Fall ein sprichwörtlicher Knoten im Gehirn.
Dorfleben: Lebensmittel als Quelle des Dialektes
Bei Nahrungsmitteln halten sich Dialektformen besonders stark, denn sie gehören fest zum klassischen Dorfleben. Der Tourist aus dem Norden kommt noch mit, wenn ihm Ärdbeeri und Marroni angeboten werden. Doch bei Blauchabis und Röselichöli sieht es schon anders aus. Und wer kann schon ahnen, was sich hinter einem Meertrübeli verbirgt?
Ähnlich sieht es bei der grossen Vielfalt an Gebäckwaren in der Schweiz aus. Da steht der Auswärtige dann auch etwas hilflos in der Bäckerei, wenn er sich zwischen Mütschli und Weggli entscheiden soll.
Allerdings können auch die Schweizer untereinander schonmal aneinander vorbeireden. Die Dialekte in den einzelnen Regionen unterscheiden sich zum Teil stark. Das Apfelkerngehäuse kann je nach Region ein Gürbschi, ein Bätzi oder ein Bütschgi sein.
Das Erbe der französischen Nachbarn
In der mehrsprachigen Schweiz haben sich die Sprachen gegenseitig beeinflusst. So lassen sich dann auch viele Begriffe im deutschsprachigen Schweizer Dorfleben auf die französischen Nachbarn zurückführen.
So mancher entschuldigt sich hier charmant mit «Äxgüsi» (Excusez-moi) und spannt den Baareblii (paraplui) auf, wenn es regnet. Die kleine Handtasche ist in Bern das Ridigüll (réticule) und die Taschenuhr in Basel das Geleretli. Warum, wenn die Taschenuhr doch eine «montre de poche» ist? Ganz einfach: Dahinter steckt die Frage nach der Zeit: «Quelle heure et-il?»
Kuriose Ausdrücke, die es nur in der Schweiz gibt
Jeder Dialekt entwickelt Begriffe, die es in dieser Form in der Hochsprache nicht gibt. SRF nennt hier zum Beispiel das Wort «Hundsverlochete», mit ein völlig missratenes Fest bezeichnet wird.
Im Berndeutsch wird eine solche Veranstaltung als «uneinsichtiger Anlass» bezeichnet. Es handelt sich um ein Treffen, bei dem man spricht, isst und trinkt. Dann nach Hause geht und sich nie wieder daran erinnert.
Wörtlich übersetzt ist damit übrigens ein Hundebegräbnis gemeint! Im Dorfleben noch weit verbreitet.
Und schliesslich können alle noch mitraten, was das Schweizer Kind, wenn es auf die Seiliplampi, Riitiseili oder das Gireizli will. Oder wenn es sich Binätsch zum Essen wünscht.