Dorfleben: Skurrile Spezialitäten der Schweizer Dörfer
Die Schweiz kann mehr als Käsefondue und Schoggi. Gerade im alltäglichen Dorfleben lassen sich so manche ungewöhnliche Spezialitäten entdecken.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Küche ist von der Kargheit der Alpen geprägt.
- Je nach Region gibt es enorme Unterschiede bei den Spezialitäten.
Touristen ist wohl schon der Schreck in die Glieder gefahren, wenn ihnen in Schweizer Restaurants Cholera angeboten wird. Doch hinter dem schrägen Namen verbirgt sich ein köstlicher Gemüsekuchen. Die Zutaten variieren von Dorf zu Dorf, doch meist stecken Kartoffeln, Lauch, Käse und Äpfel drin.
Hintergrund des Namens ist tatsächlich die gleichnamige Krankheit. Als das Wallis um 1830 von einer Cholera-Epidemie heimgesucht wurde, trauten sich die Einwohner nicht mehr aus den Häusern. Im freiwilligen Lockdown wurde gegessen, was die eigenen Vorräte hergaben: So entstand der Cholera genannte Kuchen.
Von essbaren Hosenknöpfen und Steinen im Dorfleben
Nicht nur die Cholera ist in der Schweiz essbar, auch Hosenknöpfe (Hosechnöpf) sind es. Zumindest in der Region um Thusis in Graubünden. Hier sind die kleinen runden Guetzli fester Bestandteil der Fastenzeit von Fastnacht bis Ostern.
Sie sind nicht mit den Appenzeller Hosenknöpfen zu verwechseln, einem ähnlichen, aber leichterem Gebäckstück. Um die Verwirrung komplett zu machen, heissen diese Hosenknöpfe in Zürich wiederum Geduldszeltli.
In der Schweiz gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Gebäckstücke mit skurrilen Namen. So braucht niemand erschrecken, wenn ihm in Graubünden Totenbeinli serviert werden. Dabei handelt es sich um harte Nussgebäckstücke, die andereswo Nussstängeli heissen. Der Name kommt vermutlich daher, dass sie früher gerne zum Leichenschmaus gereicht wurden.
In Baden im Aargau werden Gästen gerne Steine aufgetischt. Bei den Badener Steinen handelt es sich jedoch um mit Kirsch getränkten Biskuit, der von Schokolade überzogen wird. Der Name leitet sich von der Ruine Stein ab, denn der Legende nach handelt es sich um ihre Steine.
Vermicelles aus dem Tessin
Wer im italienischsprachigen Tessin Vermicelles bestellt, sollte keine Pasta erwarten. Auf den Tisch kommt nämlich eine Crème aus pürierten Kastanien, die optisch an Spaghetti erinnert. Der Name wurde von den italienischen Vermicelli inspiriert, bei denen es sich tatsächlich um Teigwaren handelte. Vermicelles werden vor allem im Herbst nach der Kastanienernte angeboten.
Ähnlich ging es der Saucisson aus der Westschweiz. Der Begriff leitete sich vom französischen Wort Saucisse für Wurst allgemein ab. Im Kanton Waadt wird er für einige ganze bestimmte Rohwürste im Dorfleben genutzt.
Zu den herzhaften Klassikern, die in den waadtländischen Dörfern aufgetischt werden, gehören die Saucisson de Payerne. Bekannt auch als Boutefas. In ihr stecken neben Schweinefleisch und Speck auch Wein oder Schnaps.
Im Vallée de Joux gibt es die Saucisson Frâche mit Kohl und Leber. Und im Kanton Genf die Longeole mit Fenchelsamen.
Dorfleben: Herzhafte Eintöpfe
Weitere Spezialitäten der Schweizer Dörfer sind die herzhaften Eintöpfe, die in den langen Wintern wärmen. Im Kanton Nidwalden ist der Stunggis beliebt, ein Eintopf mit Schweinsvoressen.
Mindestens genauso nahrhaft ist die Bündner Gerstensuppe mit Gerste, Gemüse, Bündnerfleisch und Speck. Ideal, um beim alltäglichen Dorfleben etwas Warmes nach einer harten Arbeit zu geniessen.