Welcher Rechtsschutz gilt bei Nachbarschaftsstreit?
Ob nächtlicher Lärm oder Rauchschwaden vom Grill: Es kommt schnell zu Reibereien unter Nachbarn. Ein guter Rechtsschutz kann dann Gold wert sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Nachbarschaftsstreitigkeiten sind meist in der Privatrechtsschutzversicherung enthalten.
- Die Zahl der Konflikte steigt seit Jahren kontinuierlich.
Die Schweizer kommen immer weniger mit ihren Nachbarn klar. Schon 2017 hatten zwei Drittel der Befragten in einer «Comparis»-Umfrage gesagt, dass ihre Nachbarn sie nerven. 32 Prozent hatten sogar schon offene Konflikte mit einem Nachbarn.
2020 und 2021 stieg die Zahl der Konflikte noch einmal stark an: Hintergrund war die Corona-Pandemie, als viel mehr Menschen viel mehr Zeit zu Hause verbrachten. Beispiel: Die Rechtsschutzversicherung ARAG der AXA verzeichnete in den ersten vier Monaten von 2021 laut Webseite eine Zunahme um 30 Prozent.
Lärm führt die Hitliste an
Häufigster Streitgrund zwischen Nachbarn ist der Statistik zufolge Lärm: 23 Prozent der Befragten ärgerten sich über laut geführte verbale Auseinandersetzungen und Telefonate. Auf dem zweiten Platz laut «Statista» folgte Geruchsbelästigung in Form von Zigarettenqualm, der in benachbarte Wohnungen zieht (20 Prozent).
Auf den folgenden Plätzen liegen dann wieder Störungen durch Lärm wie kläffende Hunde. Oder Gartengeräte wie der Rasenmäher und laute Musik. Immerhin sieben Prozent fühlten sich durch Sexgeräusche genervt und sechs Prozent störten sich an optischen Beeinträchtigungen wie hässlicher Gartendeko.
Der Rechtsschutz hilft bei Konflikten
Kaum jemand würde den Nachbarn wohl wegen eines Gartenzwergs im Vorgarten vor Gericht zitieren. Doch die Zahl der gerichtlichen Auseinandersetzungen steigt ebenfalls von Jahr zu Jahr.
Hier geht es meist um dauerhafte Lärm- oder Geruchsbelästigung. Spielt der Nachbar ständig spätabends laute Musik oder wirft im Sommer fast jeden Abend den Grill an, ist Zoff vorprogrammiert.
Das Gute: Nachbarschaftskonflikte sind in der Regel beim Rechtsschutz abgedeckt. Wichtig ist dabei ein Blick ins Kleingedruckte vor Vertragsabschluss.
So werden Streitereien unter Nachbarn manchmal von der Privatrechtsschutzversicherung abgedeckt. Manchmal auch von einer Immobilien-Rechtsschutzversicherung, die als zusätzliche Option gebucht werden muss.
Diese ist wiederum manchmal nur für Eigentümer gedacht, die einen Rechtsschutz für die eigene Liegenschaft benötigen. Auseinandersetzungen zwischen Vermieter und Mietern sind jedoch wiederum eine andere Kategorie als Nachbarschaftsstreitigkeiten.
Wartezeit beachten
Ein weiterer wichtiger Punkt beim Rechtsschutz ist die Wartezeit. Zieht ein neuer Nachbar ins Haus nebenan und nervt vom ersten Tag. Beispielsweise mit lauter Musik scheint es verlockend, ihn vor Gericht zu ziehen. Wer jedoch erst dann eine Rechtsschutzversicherung abschliesst, muss zunächst einige Monate Wartezeit berücksichtigen.
Mit dieser schützen sich die Versicherungen vor eben diesem Szenario: Versicherungsnehmer, die sich versichern, weil sie sofort teure Leistungen beanspruchen. Die Wartezeit liegt meist bei drei Monaten.
Hat der Nachbar diese Schonfrist verstreichen lassen, ohne den Lärm zu reduzieren, hat eine Klage umso mehr Aussicht auf Erfolg. Hat er sich jedoch nach zwei-drei Wochen einsichtig gezeigt, steht einer guten Nachbarschaft nichts mehr im Weg.