Amazon-Mitarbeiter (†) klagte in SMS vor Tornado

Carine Meier
Carine Meier

USA,

Bei heftigen Tornados in den USA kamen 14 Fabrikarbeiter ums Leben. Jetzt enthüllen Berichte: Ihre Chefs liessen sie trotz Sturmwarnung nicht nach Hause gehen.

Kerzenfabrik Tornado
Das Gelände der Kerzenfabrik im US-Bundesstaat Kentucky ist nach dem Tornado ein einziger Trümmerhaufen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei den Tornados in den USA kamen acht Fabrikarbeiter und sechs Amazon-Angestellte um.
  • Nun wird Kritik an der Reaktion der Chefs auf die ersten Sturmwarnungen laut.
  • Arbeitern sei mit Kündigung gedroht worden, falls sie die Fabrik evakuieren sollten.

Drohnenaufnahmen aus dem US-Bundesstaat Kentucky zeigen eine schockierende Verwüstung. In der Nacht auf Samstag machten gleich mehrere Tornados Häuser, Fabriken und Lagerhallen dem Erdboden gleich. Bislang sind 74 Todesfälle bestätigt, darunter ein zwei Monate altes Baby.

Mehrere der Toten hatten zum Zeitpunkt des Sturms in Fabriken und Lagerhallen gearbeitet. Nun wird Kritik an den Arbeitsbedingungen und fehlenden Sicherheitsmassnahmen laut.

Tornado USA
Rettungskräfte bahnen sich einen Weg durch eine vollkommen zerstörte Strasse nach dem Tornado im US-Bundesstaat Kentucky. - keystone

So waren acht der Todesopfer Angestellte einer Kerzenfabrik. Überlebende berichten, sie hätten ihre Vorgesetzten gefragt, nach Hause gehen zu dürfen. Zu dieser Zeit zeigten Sturmwarnungen bereits, dass der Tornado direkt auf die Fabrik zuraste.

Manager drohten mit Kündigung

Ein 20-jähriger Fabrikarbeiter sagt gegenüber dem amerikanischen Sender «NBC News»: «Ich habe darum gebeten, gehen zu dürfen, und sie sagten mir, ich würde gefeuert, wenn ich das tue.» Gemeinsam mit 15 anderen habe er verlangt, die Fabrik evakuieren zu dürfen.

Auch nach einer ersten Katastrophenwarnung rund vier Stunden vor der Ankunft des Tornados durften die Arbeiter nicht nach Hause. Stattdessen zählten die Manager noch einmal alle Angestellten durch, um sicherzugehen, dass niemand einfach gegangen war. Wer beim ersten Alarm Schutz in Badezimmern und Korridoren gesucht hatte, wurde aufgefordert, weiterzuarbeiten.

Ein Sprecher der Firma wies diese Anschuldigungen von sich. Die Arbeiter hätten jederzeit gehen können, sagte er zu «NBC News».

Die Kerzenfabrik wurde durch den heftigen Tornado komplett zerstört. Acht Arbeiter kamen ums Leben. Mehrere weitere waren unter den Trümmern gefangen und konnten erst in den folgenden Tagen gerettet werden.

In Amazon-Lagerhaus starben ebenfalls sechs Arbeiter

Weitere sechs Menschen kamen ums Leben, als das Dach eines Amazon-Lagerhauses im Bundesstaat Illinois einstürzte. Angehörige der Todesopfer kritisieren nun die fehlenden Schutzmassnahmen. So wurden die Lagerarbeiter nach den Katastrophenwarnungen in den Toiletten des Gebäudes untergebracht.

Tornado Amazon
Rettungskräfte beim zerstörten Amazon-Lagerhaus im US-Bundesstaat Illinois. - keystone

Jedoch sei dies nicht sofort geschehen, meint die Schwester eines Opfers gegenüber der «BBC». Als der Sturm eintraf, habe ihr Bruder versucht, die letzten Mitarbeiter in Sicherheit zu bringen. «Wenn die Firma den Sturm ernst genommen hätte, hätte er nicht auf diese Art sein Leben riskieren müssen», erklärt sie.

Die Freundin eines weiteren Opfers teilte ihre letzten Nachrichten mit dem Amazon-Angestellten. «Ich werde erst nach dem Sturm zu Hause sein», schreibt er. Auf ihre Frage, was er damit meint, antwortet er: «Amazon lässt uns nicht gehen.» Der 46-Jährige hinterlässt vier Kinder.

Das Mega-Unternehmen hat angekündigt, eine Million US-Dollar an die betroffene Gemeinschaft zu spenden. Am Sonntag drückte bereits Gründer Jeff Bezos den Familien der Verstorbenen sein Beileid aus.

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