Studien zu Kinderkrankheit im Zusammenhang mit Covid-19 erschienen
Im April wurde erstmals von einem Syndrom bei Kindern im Zusammenhang mit dem Coronavirus gewarnt. Nun wurden zwei Studien zu der Kinderkrankheit publiziert.
Das Wichtigste in Kürze
- Im April wurde vor einem Syndrom bei Kindern im Zusammenhang mit dem Coronavirus gewarnt.
- Nun haben US-Forschende zwei ausführliche Studien dazu veröffentlicht.
US-Forscher haben zwei ausführlichere Studien zu einem Syndrom veröffentlicht, das im Zusammenhang mit Coronavirus-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen auftritt. Die am Montag im Fachblatt «New England Journal of Medicine» veröffentlichten Untersuchungen beleuchten das sogenannte pädiatrische entzündliche Multisystem-Syndrom, abgekürzt MIS-C.
Die Wissenschaftler werteten dazu die Krankenakten von knapp 300 Kindern und jungen Menschen unter 21 Jahren aus. Diese wurden zwischen März und Mai in den USA behandelt. Bei allen war eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus festgestellt worden oder es bestand der dringende Verdacht einer solchen Infektion.
Grossbritannien hatte Ende April vor dem Syndrom bei Kindern im Zusammenhang mit Sars-CoV-2 gewarnt. Im Mai schloss sich auch die US-Gesundheitsbehörde CDC der Warnung an.
Weltweit wurden rund 1000 Fälle des Syndroms registriert. Dies schrieb Michael Levin vom Londoner Imperial College in einem Kommentar zu den US-Studien.
Das Europäische Zentrum für Seuchenprävention und -kontrolle meldete bis zum 15. Mai 230 Fälle in Europa. Jeweils ein Kind in Frankreich und Grossbritannien starb demnach an der Kinderkrankheit.
Kinderkrankheit tritt einige Wochen nach Corona-Infektion auf
Die nun veröffentlichten US-Studien zeigen, dass das Syndrom erst einige Wochen nach einer Corona-Infektion auftritt. Bei der Studie auf nationaler Ebene vergingen meist 25 Tage. In der New Yorker Studie traten die Fälle einen Monat nach dem Höhepunkt der Pandemie in der US-Metropole auf.
Als weiteres Ergebnis ihrer Untersuchungen legten die Wissenschaftler dar, dass MIS-C nur sehr selten auftritt: Zwei von 100'000 Menschen unter 21 Jahren litten demnach an der Kinderkrankheit. Schwarze Kinder sowie Kinder mit hispanischen oder indischen Wurzeln litten häufiger als weisse Kinder am Syndrom. Dies wurde auch bereits in Europa beobachtet.
Das häufigste Symptom sind nicht Atemwegsbeschwerden wie bei Covid-19: Vielmehr litten mehr als 80 Prozent der Patienten unter Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen und Durchfall. Viele Betroffene hatten auch Hautausschlag, insbesondere die Kinder ab vier oder fünf Jahren.
Alle Betroffenen hatten den Studien zufolge Fieber, oft mehr als vier oder fünf Tage lang. Bei 80 Prozent der Betroffenen traten Herz-Kreislaufprobelme auf. Acht bis neun Prozent der Kinder entwickelten ein Aneurysma an den Herzarterien, also eine potenziell gefährliche Erweiterung der Arterien.
80 Prozent mit Behandlung auf Intensivstation
In 80 Prozent der untersuchten Fälle erfolgte eine Behandlung auf der Intensivstation, 20 Prozent der Patienten wurden beatmet. Die Todesrate lag bei zwei Prozent.
Bei den ersten Fällen der Kinderkrankheit hatten Mediziner auf Ähnlichkeiten mit dem Kawasaki-Syndrom hingewiesen. Bei dem treten insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern Entzündungsreaktionen an Blutgefässen und mitunter Herzprobleme auf. Die neuen US-Studien bestätigen, dass es Gemeinsamkeiten zwischen MIS-C und Kawasaki gibt. Allerdings leiden unter MIS-C in der Regel ältere Kinder und die Entzündungsreaktionen fallen heftiger aus.
Weiterhin nicht abschliessend geklärt ist die Ursache von MIS-C. Es wird vermutet, dass sich dahinter eine Überreaktion des Immunsystems verbirgt. Eine genauere Erforschung der Ursachen könne möglicherweise auch bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das neuartige Coronavirus helfen.
Ebenso bei der Behandlung von Entzündungsreaktionen bei erwachsenen Covid-19-Patienten. Dies legte der Infektiologe Levin in seinem Kommentar zu den US-Studien nahe.