Iran: Amnesty International berichtet über Folter an Kindern
Laut Amnesty International werden im Iran auch Kinder gefoltert, die nicht älter als zwölf Jahre sind. Dafür werden unter anderem auch Elektroschocks genutzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Amnesty International inhaftiert und foltert der Iran wegen der Proteste auch Kinder.
- Dabei ist die Rede von Schlägen, Elektroschocks und sexueller Gewalt.
- Die Menschenrechtler forderten eine Freilassung der inhaftierten Kinder.
Amnesty International hat grausame Folter an Kindern und Jugendlichen im Iran dokumentiert. Demonstranten seien Schlägen, Auspeitschungen und Elektroschocks durch Geheimdienste und Sicherheitsbehörden ausgesetzt.
Weiter würden Vergewaltigungen und andere sexuelle Gewalt dazukommen. Dies berichtete die Menschenrechtsorganisation in einem in der Nacht auf Donnerstag veröffentlichten Bericht.
Laut Amnesty International zielte die Gewalt darauf, die Jugend des Landes zu unterdrücken und ihren Protest zu brechen. Dieter Karg, Iran-Experte bei Amnesty in Deutschland, sagte laut Mitteilung: «Es ist abscheulich, dass Beamte ihre Macht auf diese Weise gegenüber schutzbedürftigen und verängstigten Kinder missbrauchen. Ihnen und ihren Familien schwere Schmerzen und Ängste zufügen und sie mit schweren körperlichen und seelischen Narben zurücklassen.»
Amnesty International dokumentiert Gewalt
Amnesty dokumentierte Gewalt vom Zeitpunkt der Festnahme. Kinder und Jugendliche wurden in den Gefängnistransportern geschlagen und in den Haftanstalten gefoltert. Dazu zählten auch Elektroschocks an Genitalien, die erzwungene Verabreichung unbekannter Tabletten sowie schwere Drohungen. Bevor sie freigelassen wurden, drohten Staatsbeamte den Kindern oft mit der Verhaftung ihrer Verwandten, falls sie sich beschwerten.
Laut Amnesty International wurden auch Kinder gefoltert, die nicht älter als zwölf Jahre alt waren. Ihren Bericht zufolge stützen die Menschenrechtler auf Zeugenaussagen Dutzender Inhaftierter und Angehöriger. Angesichts der überwiegend jungen Protestteilnehmer geht Amnesty davon aus, dass Tausende Kinder inhaftiert waren.
Erst vor wenigen Tagen hatte Irans Justiz offenbart, dass mindestens 22'000 Demonstranten festgenommen worden waren. Ein Grossteil der Protestteilnehmer soll inzwischen freigekommen sein. Genaue Zahlen gibt es von staatlicher Seite nicht.
Amnesty International forderte Freilassung der inhaftierten Kinder
Auslöser der jüngsten Protestwelle im Iran war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Die 22-Jährige wurde Mitte September von den Sittenwächtern wegen Verstosses gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen. Wenige Tage später starb sie im Polizeigewahrsam.
Zu Beginn richteten sich die Proteste noch gegen die Kopftuchpflicht. Später forderten die Demonstranten den Sturz der Islamischen Republik. Inzwischen zeigt sich die politische und geistliche Führung wieder selbstbewusst.
Vor allem die junge Generation protestierte kürzlich. Der Grossteil soll nicht älter als 25 Jahre gewesen sein. Seit der Protestwelle im Herbst steht Irans Führung unter Druck wie noch nie seit der Islamischen Revolution 1979.
Auch Monate nach den Aufständen setzen viele Frauen ihren Protest in anderer Form fort. Etwa durch das demonstrative Ignorieren der Kopftuchpflicht.
Amnesty forderte eine Freilassung der inhaftierten Kinder und appellierte an die internationale Staatengemeinschaft: «Wir fordern alle Staaten wie auch die Bundesregierung auf, universelle Gerichtsbarkeit über iranische Beamte auszuüben. Da es keine Aussicht auf wirksame unparteiische Untersuchungen der Folter von Kindern in Iran gibt.» Das sagte Dieter Karg von Amnesty.