Israel: Amnesty-Bericht beschreibt Folter von Palästinensern
Einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zufolge foltert Israel palästinensische Gefangene. Das Land äussert sich nicht hierzu.
Das Wichtigste in Kürze
- Amnesty International wirft Israel vor, palästinensische Gefangene zu misshandeln.
- Einem aktuellen Bericht zufolge hätten 27 ehemalige Gefangene von Folter berichtet.
- Unter anderem gehe es um Schläge, Isolation, Hunger und stundenlanges Verharren auf Knien.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft Israel vor, palästinensische Gefangene aus dem Gazastreifen zu misshandeln und zu foltern. Den Häftlingen würden ausserdem über lange Zeiträume hindurch jeder Kontakt zu ihren Angehörigen sowie der Zugang zu Anwälten verwehrt. So heisst es in einem jüngsten Bericht der Organisation.
Unter den Gefangenen seien auch unbewaffnete Zivilisten. Diese habe das Militär bei seinen Einsätzen im abgeriegelten Küstengebiet aus für sie nicht ersichtlichen Gründen festgenommen. Dann seien sie in israelische Gefängnisse oder Lager gebracht worden.
Folter und grausame Behandlung
Der Bericht stützt sich auf die Befragung von 27 ehemaligen palästinensischen Gefangenen, unter ihnen fünf Frauen und ein 14-jähriger Junge. Alle hätten von Folter und anderer grausamer Behandlung durch das israelische Verhör- und Wachpersonal berichtet.
Der Bericht zitiert einen 57-jährigen Kinderarzt, den das Militär im Dezember des Vorjahres im Al-Ahli-Krankenhaus in der Stadt Gaza festnahm. Er verbrachte seiner Schilderung zufolge 45 Tage im berüchtigten israelischen Militärlager Sde Teiman nahe Beerscheba. Er habe dort hungern müssen, sei mehrfach geschlagen und zu stundenlangem Verharren auf den Knien gezwungen worden.
Internationalen Konventionen greifen nicht bei Hamas?
Israel äusserte sich nicht zu den Vorwürfen des Berichts. In früheren Fällen, in denen den Behörden Folter und Misshandlung von palästinensischen Gefangenen vorgeworfen wurden, bestritt das Land jegliches Fehlverhalten.
Zugleich sind lange Haftzeiten ohne gerichtliche Überprüfung und Anklage sowie die Isolierung von Gefangenen durch israelische Gesetze gedeckt. Selbes gilt für das Verwehren der Kontaktaufnahme mit Angehörigen und Anwälten. Immer unter der Voraussetzung, dass es sich um Angehörige der islamistischen Hamas handelt.
Das Gesetz behandelt diese als «illegale Kombattanten», auf die internationale Konventionen nicht anzuwenden seien.
Nach Ausbruch des Gaza-Kriegs verschärfte Israel das diesbezügliche Gesetz, sodass noch längere Festhaltungen ohne richterliche Überprüfung möglich sind. Der Bericht ruft Israel dazu auf, diese Praktiken zu beenden.