«Simpsons»: Disney streicht in Hongkong Folge wegen Uiguren
Disney zeigt in Hongkong «Simpsons»-Folgen mit China-kritischen Inhalten nicht auf Disney+.
Das Wichtigste in Kürze
- In Hongkong ist eine China-kritische «Simpsons»-Folge von Disney+ verschwunden.
- Es ist nicht die einzige Folge, die in der Sonderverwaltungszone nicht aufrufbar ist.
- Wahrscheinlich handelt es sich um Selbstzensur aus Sorge um das eigene China-Geschäft.
Disney hat in Hongkong die «Simpsons»-Episode «One Angry Lisa» von seinem hauseigenen Streaming-Service Disney+ verschwinden lassen. Wie die «Financial Times» bemerkt hat, ist die im vergangenen Oktober erschienene Folge in der chinesischen Sonderverwaltungszone nicht aufrufbar.
Grund dafür dürfte eine Szene sein, in der Marge Simpson an ihrem Velo-Heimtrainer an einem Sportkurs teilnimmt. Über den Bildschirm ist ihr ein Trainer zugeschaltet, im Hintergrund die Chinesische Mauer – so weit, so gut.
Im Untertitel der «Simpsons»-Folge versteckt steht dann aber: «Seht, die Weltwunder Chinas. Bitcoin-Minen und Zwangsarbeitslager, in denen Kinder Smartphones herstellen.» Eine offensichtliche Anspielung auf die Situation der Uiguren in China.
Die Minderheit der Uiguren wird in China systematisch verfolgt. Es gibt unzählige Berichte über sogenannte «Umerziehungslager», in denen Uiguren interniert und zur Arbeit gezwungen werden.
Disney streicht «Simpsons»-Folge wegen Anspielung auf Tian'anmen-Massaker
Es ist nicht die erste Folge der «Simpsons», die in Hongkong nicht auf Disney+ zu finden ist. 2021 berichtete die «Hong Kong Free Press» («HKFP»), dass eine Episode aus 2005 gestrichen wurde, die auf das Tian'anmen-Massaker anspielt.
Die Kommunistische Partei schlug im Juni 1989 Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking gewaltsam nieder. «Amnesty International» schätzt die Opferzahlen auf mehrere hundert bis mehrere tausend Tote.
Disney zensiert sich wahrscheinlich selbst
Einem Sprecher der Hongkong-Regierung zufolge handelt es sich bei dem ganzen nicht um Zensur. Man habe die Episode nicht entfernen lassen, sagt er gegenüber der «Financial Times».
Bei den verschwundenen Episoden könnte es sich also um einen Akt der Selbstzensur des Konzerns handeln. Auf diesen Schluss kommt Kenny Ng, Professor an der Filmakademie der Hong Kong Baptist-Universität.
Gründe wären etwa Sorgen um das China-Geschäft des Medienkonzerns. Disney lehnte Stellungnahmen auf Anfragen der «HKFP» und der «Financial Times» ab.
Damit wäre Disney in bester Gesellschaft. Es gibt eine ganze Reihe an Organisationen, die China nicht verärgern wollen. Von der Filmindustrie, die Tibeter, Homosexuelle und Nacktheit aus Filmen streicht bis zur NBA, die Manager nach China-kritischen Tweets zurechtweist.