Taliban an der Macht: USA nur noch mit 5400 Soldaten in Kabul
Das Wichtigste in Kürze
- Die Taliban haben Afghanistan unter ihrer Kontrolle.
- Die Islamisten wollen verhindern, dass noch mehr gebildete Afghanen das Land verlassen.
- Sie drohen mit Konsequenzen, falls im September noch US-Truppen im Land sind.
03.25: Grossbritannien hat seine bis jetzt in Afghanistan verbliebenen Staatsbürger wegen der Gefahr von Anschlägen aufgefordert, sich vom Kabuler Flughafen fernzuhalten.
«Wenn Sie sich beim Flughafen aufhalten, entfernen Sie sich zu einem sicheren Ort und warten Sie auf weitere Hinweise», hiess es auf der Webseite des britischen Aussenministeriums am Mittwoch. Es gebe eine «anhaltende und hohe Gefahr terroristischer Angriffe».
01.15: Die Sicherheitslage in Afghanistan ist seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban weitgehend ruhig. Das geht aus einem wöchentlichen Bericht der UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) hervor, der am Mittwochabend veröffentlicht wurde. In den allermeisten Regionen des Landes sei die Sicherheitssituation im Berichtszeitraum - der Woche nach der Taliban-Machtübernahme - vergleichsweise ruhig.
In dem Bericht hiess es, im Süden seien Zivilistinnen und Zivilisten weiter von Explosionen durch am Strassenrand versteckte Bomben betroffen gewesen oder von Kugeln durch Freudenschüsse in den Provinzhauptstädten.
In der Stadt Dschalalabad im Osten seien Berichten zufolge zwei Zivilisten getötet und sechs weitere im Zuge eines Protests am Nationalfeiertag verletzt worden, hiess es weiter. Lokale Journalisten berichteten, Taliban-Kämpfer hätten das Feuer eröffnet.
Vergangenen Samstag habe es bewaffnete Zusammenstösse zwischen Kämpfern der Taliban und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Bezirk Alingar der Provinz Laghman im Osten gegeben.
23.45: Angesichts des bevorstehenden vollständigen US-Abzugs aus Afghanistan hat Belgien seine Evakuierungsflüge aus Kabul eingestellt. Grund sei die sich verschlechternde Lage in dem Land, schrieb Regierungschef Alexander De Croo am Mittwochabend im Onlinedienst Twitter. Die Entscheidung sei «in Abstimmung mit den europäischen Partnern» getroffen worden.
Paris hatte bereits mitgeteilt, dass die französischen Rettungsflüge am Donnerstagabend eingestellt werden, falls die USA an ihrem Abzugsdatum 31. August festhalten. Die Türkei begann nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Ankara am Mittwoch mit dem Abzug ihrer Soldaten aus Afghanistan.
23.05: Die US-Regierung will auch nach dem 31. August US-Amerikaner und Afghanen bei der Ausreise aus Afghanistan unterstützen. «Wir und die internationale Gemeinschaft erwarten, dass die Menschen, die Afghanistan nach dem Abzug des US-Militärs verlassen wollen, dies auch tun können. Daran arbeiten wir», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, am Mittwochnachmittag (Ortszeit).
Man prüfe eine Reihe von Möglichkeiten, wie man etwa weiter konsularische Unterstützung leisten können.
US-Aussenminister Antony Blinken sprach davon, dass es keine «Frist» für die Bemühungen gebe, ausreisewilligen US-Amerikanern oder Afghanen zu helfen. Die militant-islamistischen Taliban hätten sich verpflichtet, Menschen über den 31. August hinaus sicheres Geleit zu ermöglichen.
22.03: In Afghanistan halten sich nach Angaben des US-Aussenministeriums womöglich noch 1500 ausreisewillige US-Bürger auf. US-Aussenminister Antony Blinken sagte am Mittwoch in Washington, zu Beginn der Evakierungsmission vom Flughafen der Hauptstadt Kabul am 14. August hätten sich bis zu 6000 US-Bürger in Afghanistan befunden, die ausreisen wollten. Rund 4500 von ihnen seien seitdem ausgeflogen worden.
21.55: Angesichts des bevorstehenden vollständigen US-Abzugs aus Afghanistan soll die Bundeswehr-Luftbrücke zur Rettung Schutzbedürftiger aus dem Land laut einem Bericht des «Spiegel» bereits am Donnerstag zu Ende gehen.
Grund sei die immer schlechtere Sicherheitslage am Flughafen von Kabul, berichtete der «Spiegel» am Mittwochabend. Es sei inzwischen fast unmöglich, noch weitere Schutzbedürftige zum Flughafen zu bringen.
Dem Bericht zufolge habe es am Mittwoch mehrfach konkrete Anschlagswarnungen für Gebiete vor allen Toren des militärischen Teils des Flughafens gegeben. Daher hätten internationale Soldaten, darunter auch die der Bundeswehr, von den Toren abgezogen werden müssen. Transporte von Ausreisewilligen mit Bussen aus der Stadt seien kaum noch möglich, weil die Sammelpunkte inzwischen bekannt seien und dort wütende Menschen demonstrierten.
20.00: Die deutsche Botschaft in Kabul hat am Mittwoch vor Schiessereien und Terroranschlägen am Flughafen der afghanischen Hauptstadt gewarnt. «Es kommt sehr häufig zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen an den Gates. Dazu kommen aktuelle Terrorwarnungen», heisst es in einem Schreiben an deutsche Staatsbürger, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Der Zugang zum Flughafen sei kaum noch möglich.
Türkei hat mit Soldaten-Abzug begonnen
19.55: Die Türkei hat mit dem Abzug ihrer Soldaten aus Afghanistan begonnen und damit offenbar ihr Vorhaben aufgegeben, bei der Sicherung des Kabuler Flughafens zu helfen. «Die türkische Armee kehrt in unser Heimatland mit dem Stolz zurück, die ihr anvertrauten Aufgaben erfüllt zu haben», erklärte das Verteidigungsministerium in Ankara am Mittwochabend. Es sei damit begonnen worden, die Soldaten vom Kabuler Flughafen abzuziehen, erklärte das Ministerium.
19.23: Das US-Militär ist derzeit noch mit rund 5400 Soldaten am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul im Einsatz. Das sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Mittwoch in Washington. Zuvor waren es rund 5800 gewesen. Die USA hatten mehrere Hundert ihrer Soldaten ausgeflogen, nachdem Präsident Joe Biden entschieden hatte, vorerst an dem Plan festzuhalten, die Truppen bis 31. August, also kommenden Dienstag, komplett abzuziehen.
Nach Angaben des Pentagon handelte es sich bei den Soldaten, die nun das Land verliessen, unter anderem um Beschäftigte der Zentrale, Spezialisten für Wartungsarbeiten und andere Soldaten, deren Mission am Flughafen abgeschlossen sei.
Kirby betonte am Mittwoch, Ziel sei es, in Kabul möglichst bis zum Schluss Evakuierungsflüge für Schutzbedürftige abzuwickeln, während zugleich schrittweise die amerikanische Truppenpräsenz reduziert werde. Es werde dabei priorisiert, welche militärischen Kräfte vorerst bleiben müssten und welche nicht mehr benötigt würden.
Auf die Frage, wer den Abflug der letzten amerikanischen Flieger - also die Maschinen mit den letzten Soldaten an Bord - absichern werde, erklärte das Pentagon lediglich vage, das US-Militär habe die Fähigkeit, die eigenen Kräfte selbst zu schützen. Konkreter äusserte sich das Ministerium aus taktischen Gründen nicht. Kirby betonte aber, sobald die US-Truppen abgezogen seien, liege die Absicherung des Flughafens nicht mehr in der Verantwortung der USA.
21 Deutsche bei Helikoptereinsatz in Sicherheit gebracht
19.00: Soldaten der Bundeswehr und der US-Streitkräfte haben bei ihrem gemeinsamen Helikoptereinsatz in der afghanischen Hauptstadt Kabul 21 Deutsche in Sicherheit gebracht. Dabei hätten die US-Soldaten ihre eigenen Hubschrauber geflogen und die Bundeswehrsoldaten die Aufstellung an einem Sammelpunkt organisiert, sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn am Mittwoch in Berlin.
«Die Operation ist in der Nacht durchgeführt worden», sagte er. Nach früheren Informationen waren Spezialkräfte an dem Einsatz beteiligt. Grösste Sorge mache inzwischen die Anschlagsgefahr bei Evakuierungen aus der Stadt. «Und zwar nicht die Anschlagsgefahr, die von den Taliban ausgeht», sagte Zorn dazu. «Die Taliban gewährleisten im Grunde die Sicherheit, und zwar die Sicherheit rings um den Flugplatz durch ihre Checkpoints, aber auch bei den jeweiligen Konvois, die durchgeführt werden.»
18.40: Journalisten am Kabuler Flughafen soll nach eigenen Angaben am Mittwoch durch US-Soldaten der Zugang in die Stadt verwehrt worden sein.
Der stellvertretende Chefredakteur der deutschen Boulevardzeitung «Bild», Paul Ronzheimer, selbst vor Ort, berichtete auf Twitter: «Unter Androhung von Militärpolizei zwingt US-Militär uns und zehn weitere internationale Journalisten, Flieger nach Doha zu nehmen. Obwohl wir einen gesicherten Weg raus aus dem Airport hatten Richtung Stadt. Krasser Angriff auf die Pressefreiheit.» Im weiteren Verlauf berichtete Ronzheimer, man werde zum Flieger nach Doha eskortiert.
Ähnlich berichtete auf Twitter am Mittwoch eine freischaffende Journalistin, die unter anderem regelmässig für den «Guardian» arbeitete: Sie sei Teil einer Gruppe von Journalisten, die von US-Kräften gezwungen würden, in ein Flugzeug zu steigen. Alles, was man wolle, sei in Kabul zu bleiben. Sie schrieb auch: «Wer kann helfen?»
Chancen für Evakuierungen sinken
17.47: Weniger als eine Woche vor dem Ende der militärisch gesicherten Evakuierungen aus Afghanistan sinken für Tausende Menschen die Chancen auf eine sichere Ausreise. Trotz Bitten europäischer Verbündeter um eine Verlängerung des Einsatzes halten die USA am Truppenabzug bis kommenden Dienstag fest. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete die Entscheidung über den Zeitpunkt als schwieriges Dilemma.
17.44: Die militant-islamistischen Taliban haben in den Verhandlungen mit der Bundesregierung zugesagt, dass Afghanen auch nach dem für den 31. August geplanten US-Truppenabzug das Land verlassen dürfen. Das twitterte der deutsche Verhandlungsführer Markus Potzel am Mittwoch nach Gesprächen mit dem Vizechef des politischen Büros der Taliban in Katar, Schir Mohammed Abbas Staneksai.
Dieser habe ihm versichert, dass Afghanen mit gültigen Ausweisdokumenten nach dem 31. August weiterhin die Möglichkeit haben werden, mit kommerziellen Flügen auszureisen.
Frankreich setzt «dreifaches Sicherheitsnetz» bei Afghanen ein
17.30: Frankreich unterzieht ausreisewillige Afghanen eingehenden Sicherheitschecks: Regierungssprecher Gabriel Attal sagte am Mittwoch nach der ersten regulären Kabinettssitzung nach der Sommerpause, es gebe ein «dreifaches Sicherheitsnetz», um mögliche Gefährder nicht ins Land zu lassen. Er reagierte damit auf Warnungen der Rechtspopulistin Marine Le Pen vor möglichen Risiken durch die Flüchtlinge.
16.34: Ein unbekannter Mann, der behauptet Australier zu sein, wurde in Kabul von den Taliban blutig geschlagen. Er versuchte nach eigenen Angaben, zum Flughafen zu kommen.
In einem Video ist zu sehen, wie dem Mann das Blut über das Gesicht läuft. «Sie haben mich geschlagen… Ich bin ein australischer Bürger», sagt er. Das Video endet, als man hört, wie ein Gewehr geladen und abgeschossen wird.
Ob der mutmassliche Australier es auf einen Evakuierungsflug geschafft hat, ist unklar. Derzeit versuchen alle verzweifelt, aus dem Land zu kommen. Am 31. August werden die US-Truppen Afghanistan verlassen. Viele Länder stoppen ihre Evakuierungsflüge bereits in wenigen Stunden.
Glückskette lanciert Spendenaufruf
16.08: Die Glückskette lanciert einen Spendenaufruf für die Hilfe in Afghanistan. Die Machtübernahme in Afghanistan durch die Taliban habe Panik ausgelöst. Und bringe eine neue Welle von humanitären Bedürfnissen in das bereits angeschlagene Land.
Damit soll vor Ort und in Nachbarländern, wo die am stärksten gefährdeten Menschen Zuflucht suchen, lebensnotwendige Hilfe geleistet werden. Das teilte die Glückskette am Mittwoch mit.
14.49: Die Taliban verfügen über eine der am besten bewaffneten Terrorarmeen der Welt. Seit der Machtübernahme sind sie in Besitz von Militärausrüstungen im Wert von Millionen von Franken. Waffen und Fahrzeuge, mit denen die USA Afghanistan ausgestattet hatten.
Darunter befinden sich unter anderem über zwei Millionen Sturmgewehre, Militärfahrzeuge, Kampfflugzeuge und 100'000 Raketen.
Auch knapp 61'000 Hochexplosivgeschosse sind in die Hände der Taliban gelangt, wie der britische «Mirror» schreibt. In einem Propaganda-Video zeigen die Taliban ihre massiven Waffenberge.
14.29: Frankreich hat erneut mehr als 300 Afghanen aus Kabul ausgeflogen. Insgesamt hat Frankreich seit der Machtübernahme der Taliban Mitte August mehr als 2000 Menschen in Sicherheit gebracht.
14.23: Die USA haben zwischen Dienstag- und Mittwochmorgen innert 24 Stunden über 11'000 Menschen aus Afghanisten geflogen. Das teilte das Weisse Haus am Mittwoch in Washington mit.
Im gleichen Zeitraum hätten ausserdem 48 Maschinen internationaler Partner rund 7800 Menschen evakuiert. Insgesamt waren es innerhalb der 24-Stunden-Spanne also etwa 19'000 Menschen.
14.17: Vor dem Hintergrund der Krise in Afghanistan wollen China und Russland ihre Zusammenarbeit stärken. Russlands Präsident Wladimir Putin und der chinesische Staatschef Xi Jinping tauschten sich am Mittwoch telefonisch über die Afghanistan-Lage aus. Das berichtet Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.
13.43: Grossbritannien genehmigt einen Charterflug von Katzen und Hunden aus einem Kabuler Tierheim. Der britische Ex-Soldat Paul Farthing setzte sich für Tiere und Mitarbeiter des Heims ein.
Ex-Soldat darf Tiere evakuieren
Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace schrieb am Mittwoch auf Twitter: «Wenn er mit seinen Tieren kommt, werden wir einen Slot für sein Flugzeug finden.» Farthing will nun rund 140 Hunden und 60 Katzen mit seinen afghanischen Mitarbeitern und deren Familien die Ausreise ermöglichen.
13.00: Am 31. August sollen die US-amerikanischen und europäischen Truppen aus Kabul abgezogen werden. Langsam macht sich Panik breit.
Verzweifelte afghanische Familien warten in einem Kanal am Kabuler Flughafen auf Rettung. Und das unter horrenden Bedingungen: Sie stehen an der Wand zum britischen Evakuierungsgelände mitten in der Kanalisation.
Ein Journalist von «Sky News» berichtet von Menschen, die «knietief in einem mit Abwasser gefüllten Kanal standen». Der Geruch, der aus dem Gebiet kam, sei «unbeschreiblich» gewesen.
11.12: Einem hochrangingen Taliban-Führer zufolge können Afghanen auch in der Zukunft problemlos und in Ruhe das Land verlassen. Der Taliban-Vizechef Mullah Jakub sagte am Dienstagabend in einem Audio-Interview: «Wenn sie für Jobs ins Ausland gehen oder ihr Leben verbessern wollten, können sie später Pässe beantragen.»
Taliban-Vize: Afghanen können «Visa bekommen»
So würden sie Visa bekommen und über legale Wege das Land verlassen können. Niemand werde sie daran hindern. So chaotisch auszureisen wie derzeit sei ein Problem für alle Seiten.
11.07: Gegen aussen wollen die Taliban nach der Machtübernahme in Afghanistan gemässigt auftreten. Doch in Realität begehen die Islamisten weiterhin unvorstellbare Gräueltaten: Der ehemalige Innenminister Masoud Andarabi teilt auf Twitter Bilder von getöteten Kindern und blutüberströmten Senioren.
Er schreibt dazu: «Die Taliban versuchen, über die Menschen zu herrschen, indem sie sie terrorisieren, kleine Kinder und ältere Bürger töten.»
Besonders in der Region Andarab sei die Situation verheerend. Dort hätten die Taliban ungerechtfertigte Hausdurchsuchungen durchgeführt und Menschen ohne Grund festgenommen sowie unschuldige Bürger getötet.
09.53: Russland schickt vier Militärtransportflugzeuge nach Afghanistan zur Rettung von mehr als 500 Menschen aus verschiedenen Ländern. Das teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch der Staatsagentur Tass zufolge mit.
Bei der grossen Evakuierungsmission sollen neben Russen auch Bürger aus der Ukraine und aus Belarus aus Afghanistan fliegen. Auch Personen der zentralasiatischen Republiken Tadschikistan, Usbekistan und Kirgistan sollen evakuiert werden.
08.58: Die Taliban haben den Afghanen bekanntlich verboten, das Land zu verlassen. Nun verweigern sie auch Westlern den Zugang zum Flughafen von Kabul. Das berichten mehrere Augenzeugen gegenüber der US-Zeitung «Politico».
Taliban lassen auch US-Bürger nicht zum Flughafen
«Die Taliban haben jetzt damit begonnen, Menschen aufzuhalten, die versuchen, durch die Flughafen-Tore zu gelangen», so ein Journalist des Blatts. «Nicht nur Afghanen, sondern auch amerikanische Bürger.» Ursprünglich hatte ein Sprecher der Islamisten erklärt, Menschen mit ausländischem Pass ausreisen zu lassen.
Gestern Dienstag richtete die US-Botschaft Berichten zufolge einen letzten Aufruf an ihre Bürger, Afghanistan zu verlassen. Wenig später wurde dieser allerdings widerrufen.
08.28: Die deutsche Regierung plant ein Ende der militärischen Rettungsflüge aus Afghanistan noch vor dem Wochenende. Der letzte Flug der Luftbrücke für deutsche Staatsbürger und gefährdete Ortskräfte könnte bereits am Freitag organisiert werden. Das berichtet die deutsche Presse-Agentur.
Die Regierung reagiert damit auf das Festhalten der USA am Abzugsdatum 31. August. Zunächst hatte das Wirtschaftsmagazin «Business Insider» berichtet.
07.09: Der Militäreinsatz zur Evakuierung westlicher Staatsbürger, afghanischer Ortskräfte und anderer Schutzbedürftiger ist von der Präsenz der US-Truppen abhängig. Biden warnte jedoch vor einer wachsenden Terrorgefahr am Flughafen in Kabul.
Jeder Tag, den man länger dort bleibe, sei ein weiterer Tag, an dem der IS versuche, den Flughafen anzugreifen. Das sagte der US-Präsident. Es gebe die «akute und wachsende Gefahr eines Anschlags». Mit Blick auf die Evakuierungen sagte Biden: «Je früher wir es abschliessen, desto besser.»
IS erklärter Feind der Taliban
Der IS-Ableger vor Ort sei ein erklärter Feind der Taliban, sagte Biden. Mit einem Anschlag auf den Flughafen könnten die Terroristen die Glaubwürdigkeit der Taliban als neue Machthaber erschüttern. Auch ausländische Truppen könnte man treffen, die der Gruppe verhasst sind, so die Logik.
Die Taliban kontrollieren das Gebiet rund um den Flughafen. Die Islamisten hatten Mitte August die Macht in Afghanistan an sich gerissen. Biden ordnete daher für die Evakuierungen eine zeitlich begrenzte Verstärkung der US-Truppen am Flughafen Kabul an.
05.00: Sie haben sich als «neue Taliban, die sich von jenen der 90er Jahren unterscheiden,» inszeniert. Frauen sollen zur Schule und Arbeit gehen können, würden Rechte haben. Doch nun kommt das alte Gesicht der Taliban, jenes vor dem sich viele fürchten, leicht zum Vorschein.
«Frauen sollen zu Hause bleiben», sagte ein Sprecher der Islamisten am Dienstagabend. «Es ist im Moment zu ihrem Vorteil.» Damit könnten sie schlechte Behandlung verhindern. Die Bewegungseinschränkung sei aber nur «temporär, solange die Sicherheitslage fragil ist», so der Sprecher.
Taliban sind nicht «darin ausgebildet, Frauen zu respektieren»
Die Kämpfer seien nicht darin ausgebildet, Frauen zu respektieren, mit ihnen zu sprechen, sagte der Sprecher. «Bis wir die Sicherheit garantieren können, bitten wir Frauen, zu Hause zu bleiben.»
An der Pressekonferenz sagte der Sprecher der Taliban auch, dass es Afghanen nicht mehr erlaubt sei, zu fliehen. «Die Strasse zum Flughafen ist für Afghanen gesperrt, für Ausländer aber offen.» Damit wolle man verhindern, dass die «gebildete Elite» das Land verlässt und der Wiederaufbau schwieriger wird.
Die Amerikaner würden die Ärzte, Ingenieure und Gebildeten aus dem Land bringen. «Wir brauchen diese Leute hier», so der Sprecher. Er wiederholte ein weiteres Mal, dass auch die Zusammenarbeit mit dem Westen in der Vergangenheit vergeben werde.
04.45: Die Taliban pochen darauf, dass die westlichen Soldaten wie versprochen das Land bis zum 31. August zu verlassen. Bis dann könnten die Länder weiterhin ihre Staatsangehörigen evakuieren.
Taliban drohen mit Konsequenzen für US-Truppen im September
Doch danach würden die Taliban den Leuten nicht mehr erlauben, das Land zu verlassen. «Wir werden eine andere Position beziehen», so ein Sprecher auf einer Pressekonferenz. Sollten die ausländischen Soldaten im September immer noch in Afghanistan sein, drohen die Islamisten mit «Konsequenzen».
US-Präsident Joe Biden hat am Dienstagabend angekündigt, dass er den Abzugs-Plan einhalten wolle. Die Truppen sollen bis Ende August alle das Land verlassen haben.
01.15: Das US-Militär hat seine Truppenpräsenz am Flughafen Kabul nach eigenen Angaben um «mehrere Hundert» Soldatinnen und Soldaten reduziert. Dies sei bei einem laufenden Einsatz Teil der normalen Entscheidungsgewalt des örtlichen Kommandeurs, erklärte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby.
Es handle sich dabei um Beschäftigte der Zentrale, Spezialisten für Wartungsarbeiten und Soldaten, deren Mission am Flughafen abgeschlossen sei. Dies erklärte er am Dienstag (Ortszeit). Das US-Militär hatte dort zuletzt rund 5800 Soldaten im Einsatz.
23.45: Nach der Machtübernahme der Taliban friert die Weltbank neue Auszahlungen für ihre Hilfs- und Entwicklungsprojekte in Afghanistan vorerst ein. «Wir sind tief besorgt angesichts der Lage in Afghanistan und der Auswirkungen auf die Entwicklung des Landes, insbesondere für Frauen.» Dies erklärte ein Sprecher der Weltbank am Dienstag (Ortszeit).
Weltbank will verhindern, dass Gelder in die Hände der Taliban fallen
Das weitere Vorgehen werde mit der internationalen Gemeinschaft und Partnern der Entwicklungszusammenarbeit abgestimmt werden. Es gehe darum, Wege zu finden, wie die in Afghanistan mit harter Arbeit erzielten Fortschritte bewahrt werden könnten. Undauch darum, wie man die Menschen dort weiter unterstützen könne, erklärte der Sprecher der internationalen Organisation weiter.
Die Weltbank war für Afghanistan - eines der ärmsten Länder der Welt - bislang ein wichtiger Geldgeber für Entwicklungsprojekte. Sie unterstützte Afghanistan von 2002 bis April dieses Jahres nach eigenen Angaben mit Hilfen von fast fünf Milliarden US-Dollar
23.05: Die USA wollen ihre Truppen nach Angaben von US-Präsident Joe Biden nach Möglichkeit bis zum 31. August aus Afghanistan abzuziehen. Mit Blick auf den Evakuierungseinsatz sagte Biden am Dienstag im Weissen Haus: «Je früher wir es abschliessen, desto besser.»
Jeder weiterer Tag in Kabul erhöhe das Risiko für die US-Truppen, betonte Biden nach einer Videoschalte der G7-Staats- und Regierungschefs. Dabei verwies er ausdrücklich auf die Gefahr eines Angriffs durch einen örtlichen Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat. Dieser ist auch mit den Taliban verfeindet. Das US-Militär hat für den Evakuierungseinsatz rund 5800 Soldaten am Flughafen in Kabul.