Attentat auf Weihnachtsmarkt: Frauen erheben Vorwürfe gegen Taleb A.
Ein saudischer Arzt raste auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg in eine Menschenmenge. Nun berichten Frauen von unangenehmen Erfahrungen mit ihm.
Gegen Taleb A., den mutmasslichen Amokfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt, kommen weitere Vorwürfe ans Licht. Wie «Correctiv» berichtet, schildern mehrere saudische Frauen unangenehme Erfahrungen mit dem 50-jährigen Arzt.
Sie werfen ihm vor, sie unter dem Vorwand der Hilfe kontaktiert und dann bedrängt zu haben. Eine Frau berichtet «Correctiv», Taleb A. habe ihr angeboten, ihr bei der Flucht aus Saudi-Arabien zu helfen.
Doch stattdessen habe er sie mit intimen Fragen und anzüglichen Nachrichten belästigt. Ähnliche Erfahrungen schildern auch andere Frauen gegenüber dem Rechercheteam.
Arzt in forensischer Psychiatrie
Der mutmassliche Täter vom Weihnachtsmarkt lebte seit 2006 in Deutschland und arbeitete als Arzt. Laut «Tagesschau» war er in einer Klinik für forensische Psychiatrie in Bernburg tätig.
Er trat in den sozialen Medien als scharfer Islamkritiker auf und bezeichnete sich selbst als vom Islam abgewandt. Mindestens seit 2016 war er auf Twitter (heute X) aktiv, unterstützte dort wiederholt Positionen der in Teilen gesichert rechtsextremen AfD.
Dort beschrieb er sich als «saudische Militäropposition» und äusserte krude Verschwörungstheorien, wie der MDR berichtet. Unter anderem behauptete er, Deutschland jage saudische Asylsuchende und wolle Europa islamisieren.
Aktivismus und Radikalisierung
2019 berichtete die britische «BBC», dass der Exil-Saudi «Ex-Muslimen bei der Flucht aus der Golfregion» half. Er bezeichnete sich selbst als «Aktivist» und gab an, in Saudi-Arabien seinen Atheismus nicht sicher ausleben zu können.
In den letzten Jahren radikalisierte sich Taleb A. offenbar zunehmend. Auf X postete er immer extremere Ansichten.
Im Dezember 2023 kündigte er laut «Welt» Vergeltung an und schrieb: «Deutschland wird den Preis zahlen müssen. Einen riesigen Preis.»
Warnzeichen vor Amokfahrt auf Weihnachtsmarkt übersehen?
Eine X-Nutzerin erklärte gegenüber «Welt», sie habe schon vor Monaten Beiträge von Taleb A. gemeldet. Einmal sei sogar ein möglicher Anschlagsplan Thema gewesen, sie mache sich nun Vorwürfe, die Polizei nicht informiert zu haben.
Der Kriminologe Professor Dr. Rudolf Egg erklärte gegenüber «Welt», es handle sich bei Taleb A. um eine «komplexe und akzentuierte Persönlichkeit». Die Tat sei ein Akt «expressiver Gewalt» gewesen, bei dem das Töten als Mittel zur Übermittlung einer Botschaft diente.