Britischer Premier Boris Johnson nimmt Amtsgeschäfte wieder auf
Das Wichtigste in Kürze
- Boris Johnson nimmt nach seiner Erkrankung am Coronavirus die Amstgeschäfte auf.
- Zu den Briten sprach er über die Massnahmen im Kampf gegen das Virus.
Der britische Premierminister Boris Johnson hat am Montag nach seiner überstandenen Covid-19-Erkrankung die Amtsgeschäfte wieder aufgenommen. Am Vormittag nahm der 55-Jährige an einer Sitzung mit Kabinettsmitgliedern zur Bekämpfung der Pandemie teil.
Danach äusserte sich ein fitter Johnson öffentlich zu den Massnahmen in Grossbritannien. Vor der Downing Street 10 in London bedankte er sich bei den Briten. Und entschuldigte sich gleich, dass er «länger von meinem Posten weg war, als beabsichtigt».
Die Briten freuts! So reihen sich unter dem Livestream etliche Kommentare wie «willkommen zurück, Boss!» oder «toll Sie so fit zu sehen!».
Druck auf Boris Johnson wächst
Der Druck aus seiner Konservativen Partei und der Wirtschaft auf Boris Johnson wächst. Sie wollen die Ausgangsbeschränkungen lockern.
Dafür sei die Zeit noch nicht reif, sagte am Montag Gesundheitsstaatssekretär Edward Argar dem Nachrichtensender Sky News. «Wir haben grosse Fortschritte gemacht.» Aber das Ziel sei noch nicht erreicht.
Und auch Johnson äusserte sich, er verstehe die Ungeduld, aus der Wirtschaft und sehe die Konsequenzen des Lockdowns. Doch er wolle keine zweite Welle riskieren, was zwangsläufig auch in einem ökonomischen Desaster enden würde. Er werde die Wirtschaft so schnell wie möglich wieder hochfahren. Doch er lehne es ab, die Opfer der Briten wegzuwerfen, einen zweiten grossen Ausbruch und Menschenleben zu riskieren.
Die Ausgangsbeschränkungen gelten seit dem 23. März. Die Briten dürfen ihre Wohnungen kaum noch verlassen. Erlaubt sind der Einkauf wesentlicher Dinge wie Lebensmittel und Medikamente.
Alle Läden, die nicht zur Grundversorgung dienen, sind geschlossen. Sport ist nur einmal am Tag und nur mit Mitgliedern desselben Haushalts erlaubt. Versammlungen von mehr als zwei Personen sind verboten.
Mangel an Tests, Beatmungsgeräten, Klinikpersonal und Schutzausrüstungen
Die Regierung hatte sich anfangs gegen härtere Massnahmen gesträubt. Nach Ansicht von Kritikern ging wertvolle Zeit verloren. In Grossbritannien mangelt es an Tests, Beatmungsgeräten, Klinikpersonal und Schutzausrüstungen.
Experten fürchten, dass es das am schlimmsten von der Pandemie betroffene europäische Land mit Blick auf die Todesquote werden könnte. Kritikern zufolge wurde der staatliche Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) kaputt gespart.
Den offiziellen Statistiken zufolge sind bereits mehr als 20 000 Menschen an den Folgen ihrer Corona-Infektion gestorben. Die tatsächliche Zahl dürfte allerdings deutlich höher liegen, da unter anderem die Opfer in Pflegeheimen nicht mitgezählt wurden.
Johnson hatte sich in den vergangenen zweieinhalb Wochen auf dem offiziellen Landsitz Chequers nahe London von der Lungenkrankheit erholt. Zuvor musste er mehrere Tage auf der Intensivstation verbringen. Er wurde von Aussenminister Dominic Raab vertreten.