Coronavirus: Booster erhöht Corona-Schutz auf das 20-Fache
Im Kampf gegen die vierte Welle des Coronavirus startet der Westen hastig seine Auffrischungskampagnen. Dabei hofft er auf einen Booster-Effekt wie in Israel.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz und andere Länder blasen angesichts der Fallzahlen zur Auffrischungskampagne.
- Ziel ist ein Booster-Effekt wie in Israel, wo eine ruhige Weihnachtszeit möglich scheint.
- Ein sichtbarer Effekt des Boosters scheint erst ab etwa 30 Prozent Drittgeimpften möglich.
Während die vierte Welle des Coronavirus über uns rollt, versuchen Regierungen weltweit, ihrer Bevölkerung eine geruhsame Weihnachtszeit zu ermöglichen. Dabei wird grundsätzlich versucht, die steigenden Fallzahlen ohne Lockdowns in den Griff zu bekommen. Stattdessen soll die dritte Impfung den nachlassenden Schutz der Corona-Vakzine wieder-herstellen.
Zahlen aus Israel scheinen die Hoffnung der Experten zu bestätigen: Die Auffrischungsimpfung kann die vierte Welle brechen. Doch die meisten anderen Länder warten noch auf den Effekt ihrer eigenen, oft erst kürzlich gestarteten Booster-Kampagnen.
Impf-Musterschüler Israel stoppte vierte Welle mit Booster
Seit Juli werden in Israel alle über 60-Jährigen und Risikopatienten zur dritten Impfung aufgerufen. Wenig später wurde sie schrittweise für Jüngere zugänglich. Seit September können sich alle ab zwölf Jahren zum dritten Mal impfen lassen. Inzwischen sind rund 45 Prozent der Israelis dreifach geimpft, die über 60-Jährigen sogar zu 80 Prozent.
Das Resultat: Drei Wochen nach Beginn der Booster-Kampagne gingen in Israel die schweren Covid-19-Fälle zurück. Seit Anfang September sinken auch die täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus wieder. Für Experten ist klar: Das ist der Effekt der Auffrischungsimpfung.
Erst gestern Dienstag hat auch die Schweizer Taskforce Bezug auf eine Studie der Harvard-Universität und des israelischen Clalit-Forschungsinstituts genommen. Sie bescheinigt dreifach geimpften Israelis einen viel höheren Impfschutz als zweifach geimpften. «Zusammengefasst steigt der Schutz gegen Infektion von rund zweifach auf über 20-fach», so die Schweizer Taskforce in ihrer epidemiologischen Lagebeurteilung.
Angenommen, dieser hält wieder mindestens ein paar Monate, blickt Israel verhältnismässig entspannt dem Winter entgegen. Gesundheitsminister Salman Zarka will aber eine vierte Welle nicht ausschliessen.
Coronavirus: Nervosität in Deutschland
In Europa ist man derweil ab der anstehenden Weihnachtszeit eher gestresst als entspannt. In Deutschland werden aktuell gerade noch die Details der Anfang November gestarteten Booster-Kampagne verhandelt. «Boostern nach sechs Monaten sollte die Regel werden, nicht die Ausnahme», sagte Gesundheitsminister Jens Spahn mit Blick auf die Fallzahlen.
Anders als Israel ist Deutschland noch nicht «über den Berg» der vierten Welle, im Gegenteil. Die Neuinfektionen sind mittlerweile auf einem neuen Allzeit-Hoch angekommen: Gestern vermeldete das Robert-Koch-Institut 32'048 Neuansteckungen mit dem Coronavirus. «Die Lage ist teilweise dramatisch, besorgniserregend und alles andere als entwarnend», sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek.
Auch er verweist auf die Entwicklung in Israel. In Deutschland sind aber erst vier Prozent dreifach geimpft. Ein sichtbarer Booster-Effekt dürfte darum frühestens in ein paar Wochen auszumachen sein.
Booster-Kampagnen erst am warmlaufen
Deutschland steht somit stellvertretend für die meisten Staaten in Europa. Grossbritannien und Italien bieten den Booster ab 40 an, Frankreich hat ihn für über 65-Jährige gar zur Pflicht gemacht. Die Fallzahlen steigen aber in allen Ländern noch an.
Auch Staaten mit vergleichsweise hoher Booster-Quote wie Chile (37 Prozent), Island (21 Prozent) oder Grossbritannien (19 Prozent) registrieren zunehmende Neuinfektionen. Stand 15. November haben gemäss der John Hopkins University erst 15 Länder weltweit mehr als 10 Prozent ihrer Bevölkerung eine Auffrischungsimpfung verabreicht.
Einzig Uruguay (37 Prozent) und Saudi-Arabien (29 Prozent) scheinen den Erfolg von Israel kopieren zu können: Die Neuinfektionen haben sich seit Booster-Start im Sommer in beiden Staaten auf tiefem Niveau eingependelt.
Auch in Österreich scheinen die Booster-Impfungen langsam Wirkung zu zeigen. Dies sagt die Epidemiologin der österreichischen Agentur für Gesundheit und Sicherheit, Daniela Schmid.
Demnach ist der Anteil der Impfdurchbrüche unter den symptomatischen Ansteckungen in den letzten vier Wochen unter 40 Prozent gefallen. Vorher befand sich der Wert über mehrere Wochen über 40 Prozent. In Österreich hat bisher rund 9.4 Prozent der Bevölkerung eine Auffrischungsimpfung erhalten.