Coronavirus stürzt Irans Tourismus in die Krise

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Iran,

Die Coronavirus-Epidemie im Iran belastet die ohnehin schon gebeutelte Tourismusbranche des Landes. Auch deutsche Reiseanbieter ziehen sich zurück.

Menschen mit Schutzmasken in der Innenstadt von Teheran: Die Coronavirus-Epidemie im Iran stürzt den Tourismus des Landes in eine neue Krise. Foto: Ahmad Halabisaz/XinHua/dpa
Menschen mit Schutzmasken in der Innenstadt von Teheran: Die Coronavirus-Epidemie im Iran stürzt den Tourismus des Landes in eine neue Krise. Foto: Ahmad Halabisaz/XinHua/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ruinen von «Persepolis» oder die Persischen Gärten - sie zählen nicht nur zum Unesco-Weltkulturerbe, sondern locken auch Millionen Touristen in den Iran.

Durch den Ausbruch einer Coronavirus-Epidemie ist der Tourismus des Landes nun aber in eine tiefe Krise gestürzt.

«Mit Blick auf den Corona-Ausbruch ist dieses Jahr ein Dürrejahr für den Tourismus», sagte Dschawad Musawi, Direktor für Tourismus in der iranischen Organisation für Kulturerbe, Handwerk und Tourismus laut der iranischen Wirtschaftszeitung «Eghtesad-e Donja».

Dabei ist es nicht allein das Coronavirus, das dem Iran-Tourismus zusetzt. Bereits vor einem Monat litt die Branche unter den Folgen der Spannungen mit den USA. «Unsere gesamte Frühjahrssaison ist zusammengebrochen. Alle haben storniert aufgrund der letzten Ereignisse», sagt Herbert Kössner. Seit fast 10 Jahren lebt der Reiseunternehmer im Iran. Durch den Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine Anfang Januar mit 176 Toten war das Geschäft erheblich eingebrochen. Bis zu 70 Prozent der Auslandsreisen in den Iran seien kurzfristig storniert worden, meldete damals der iranische Tourismusverband.

Auch deutsche Tourismus-Firmen meiden seitdem das Land. Der Reiseanbieter Studiosus teilte auf seiner Internetseite mit, dass infolge der militärischen Spannungen sowie der Epidemie alle bis Ende April bestehenden Iran-Reisen abgesagt wurden. Erst ab September seien neue Reisen vorgesehen - ob diese möglich sind, will der Veranstalter dann zwei Monate vorher prüfen. Die Entscheidung folge auch einem Hinweis aus dem Auswärtigen Amt, das auf seiner Internetseite rät, geplante Reisen in den Iran zu verschieben oder sorgfältig abzuwägen.

Iran ist ein rohstoffreiches Land, wird aber wegen seines umstrittenen Atomprogramms sanktioniert. Die Regierung setzte deshalb zunehmend auf Tourismus. Bis 2025 wolle man jährlich 20 Millionen Gäste in das Land locken und damit auch weniger abhängig werden von industriellen Wirtschaftszweigen wie der Öl-Branche. Auch Kössner hat den grossen Boom miterlebt. «Die Welle der Touristen hat das Land überschwemmt. Es war so überraschend, dass niemand darauf vorbereitet war. Alles war plötzlich ausverkauft».

Insbesondere 2018 stiegen die Reisen in den Iran gegenüber dem Vorjahr rasant an, wie Zahlen der Weltorganisation für Tourismus zeigen, einer Institution der Vereinten Nationen. Demnach bereisten 2018 etwa 7,29 Millionen ausländische Besucher den Iran - das waren rund 50 Prozent mehr als 2017.

Mit dieser Entwicklung ist es jetzt erstmal vorbei. «Die Touristen brauchen nur die Nachrichten zu verfolgen und schon ist der Iran-Trip vom Tisch», sagte eine Mitarbeiterin eines auf Auslandstouristen spezialisierten Unternehmens in Teheran. Hotelbesitzer sehen das ähnlich. Viele Reservierungen seien seit dem Abschuss der Passagiermaschine storniert worden, auch von europäischen Reisegruppen, sagte ein Hotelbesitzer in Irans Hauptstadt der Deutschen Presse-Agentur.

Einen hohen und möglicherweise stärkeren Einfluss auf das Geschäft könnte nun auch der Ausbruch der Epidemie haben. Dieser trifft Irans Tourismusbranche knapp einen Monat vor dem persischen Neujahrsfest «Norus», der Hauptreisezeit innerhalb Irans. Der Wirtschaftszeitung «Eghtesad-e Donja» zufolge blieben in Maschhad, der zweitgrössten Stadt Irans, aus Sorge vor dem neuartigen Coronavirus 90 Prozent der Hotels leer. Unterdessen schlossen auch die Nachbarländer Irak, Türkei und Afghanistan vorübergehend die Grenzen. Der Flugverkehr in den Iran wurde eingeschränkt.

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