Die vergangenen drei Jahrzehnte zählten zu den hochwasserreichsten Perioden in Europa. Das zeigt eine Analyse von Flusshochwassern seit dem Jahr 1500.
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Die Zahl der Hochwasser ist in den letzten dreissig Jahren stark angestiegen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Hochwasserreiche Perioden in Europa häuften sich in den letzten drei Jahrzehnten.
  • Die dadurch verursachten Schäden werden weltweit auf über 100 Milliarden Dollar geschätzt.
  • Die jüngste Periode scheint auch mit einem Temperaturanstieg einherzugehen.
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Die vergangenen drei Jahrzehnte zählten zu den hochwasserreichsten Perioden in Europa. Das zeigt eine Analyse von Flusshochwassern seit dem Jahr 1500. Erstellt und veröffentlicht haben die Analyse internationale Forscher um den Wiener Hochwasserexperten Günter Blöschl im Fachjournal «Nature» veröffentlicht haben.

Der Studie zufolge unterscheiden sich die Fluten heute von jenen früherer Perioden. Der Klimawandel spielt dabei eine Rolle.

Neun hochwasserreiche Perioden seit 1500

Die jährlichen durch Flusshochwasser-Ereignisse verursachten Schäden werden weltweit auf über 100 Milliarden Dollar geschätzt - Tendenz steigend. Die Frage war bisher, wie ungewöhnlich die Flutkatastrophen der vergangenen Jahre im historischen Vergleich waren.

Die Wissenschafter haben daher für ihre Studie Zehntausende historische Dokumente aus dem Zeitraum von 1500 bis 2016 ausgewertet. Daraus erstellten sie eine Datenbank mit 9.576 Hochwasserereignissen für 103 Flüsse in ganz Europa.

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Kein geeigneter Ort für Rollkoffer: Touristen schleppen ihr Gepäck in der Nähe der Rialtobrücke durch eine Strasse. - dpa

In den Aufzeichnungen konnten die Forscher neun hochwasserreiche Perioden in verschiedenen Regionen Europas identifizieren: 1500-1520 (West- und Mitteleuropa), 1560-1580 (West- und Mitteleuropa) und 1590-1640 (Iberische Halbinsel, Südfrankreich).

Danach ging es weiter von 1630-1660 (West- und Mitteleuropa, Norditalien), 1750-1800 (im Grossteil Europas) und 1840-1880 (West- und Südeuropa). Zuletzt noch zwischen 1860-1900 (Ost- und Mitteleuropa), 1910-1940 (Skandinavien) und 1990-2016 (West- und Mitteleuropa). Dabei waren die Hochwasser-Ereignisse speziell in West-, Mittel- und Südeuropa im Zeitraum 1750-1800 am stärksten.

Jüngste Periode scheint mit Temperaturanstieg zu korrelieren

Den Daten zufolge unterscheiden sich allerdings die Hochwasser-Ereignisse derzeit markant von jenen der vergangenen Jahrhunderte. So belegen die Vergleiche mit Rekonstruktionen der damaligen Lufttemperatur, dass die historischen Hochwasserperioden wesentlich kühler waren. Dagegen war der jüngste Zeitraum - 1990 bis 2016 - um etwa 1,4 Grad Celsius wärmer als die Periode davor.

«Unsere Studie zeigt somit erstmals, dass sich die zugrunde liegenden Mechanismen gewandelt haben: Während in den letzten Jahrhunderten Hochwasser vermehrt unter kühlen Bedingungen aufgetreten sind, ist jetzt das Gegenteil der Fall.

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Der Wasserpegel der Seine in Paris hat seinen Höchstwert erreicht. - dpa

Die hydrologischen Bedingungen sind jetzt ganz anders als in der Vergangenheit», liess sich Blöschl im Communiqué zitieren. Er ist Vorstand des Instituts für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität (TU) Wien.

Auch der Zeitpunkt der Hochwasser-Ereignisse innerhalb des Jahres hat sich verschoben: Traten früher 41 Prozent der mitteleuropäischen Überschwemmungen im Sommer auf, sind es aktuell 55 Prozent.

«Alles tun, um den Klimawandel zu bremsen»

Das hängt den Forschern zufolge mit der Veränderung von Niederschlag, Verdunstung und Schneeschmelze zusammen. Sie werten das auch als wichtiges Indiz, mit dem man die Rolle des Klimawandels von anderen Faktoren unterscheiden kann.

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die aktuelle hochwasserreiche Periode möglicherweise andauert. Sie plädieren dafür, Instrumente zur Bewertung des zukünftigen Hochwasserrisikos in allen Ländern Europas miteinzubeziehen.

«Wir müssen alles tun, um den Klimawandel zu bremsen. Aber ganz unabhängig davon werden wir seine Auswirkungen in den nächsten Jahrzehnten weiter spüren», so Blöschl.

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