Roaming

Roaming-Frust: Bei Salt gehören Slowenien und Co. nicht zu Europa

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Slowenien,

Salt wirbt für günstige Abos mit unlimitiertem Internet in Europa. Blöd nur: Beim Anbieter ist Europa weniger weit gefasst als bei der Konkurrenz.

Salt
Bei Salt sind weniger Länder beim Europa-Tarif eingeschlossen als bei Sunrise und Swisscom. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Salt schliesst Slowenien, Kroatien und weitere Länder aus dem Europa-Roaming aus.
  • Ein Telekom-Experte kritisiert das Vorgehen als «nicht kundenfreundlich».
  • Salt erklärt Einschränkung mit Vertragsbedingungen für einzelne Länder.

Vor seinen Ferien hat Nau.ch-Leser Felix Keller* noch mit seinem Handyabo angegeben: «Ich habe imfall überall in Europa unlimitiert Internet!» Doch nachdem der Nachtzug die Grenze von Österreich nach Slowenien überquert, wird er eines besseren belehrt.

Die Whatsapp-Nachrichten werden nicht mehr zugestellt, der Instagram-Feed lädt nicht mehr. In Slowenien herrscht aber keineswegs ein Funkloch.

Nur wenige Minuten später erhält Keller ein SMS vom Anbieter Salt, in dem er über die Tarife informiert wird. Statt wie in Österreich ein «unbegrenzt inbegriffen» zu erhalten, wird er auf einen Tagespass aufmerksam gemacht.

Dieser kostet stolze 9.95 Franken für 24 Stunden!

Das gleiche Bild zeigt sich wenige Tage später, als der Nau.ch-Leser nach Kroatien weiterfährt.

Auch dort heisst es: unlimitiertes Netz? Pustekuchen. In seinen Ferien ist er auf die Gunst der öffentlichen WLAN-Hotspots angewiesen.

Auch Baltikum gehört nicht zu Europa

Tatsächlich sind weder Slowenien noch Kroatien in der «Europa-Zone» von Salt inbegriffen. Im Gegensatz zu den Mitbewerbern Sunrise und Swisscom. Gleiches gilt für Bulgarien, Estland, Lettland und Litauen. EU-Mitgliedschaft hin oder her.

Telekom-Experte Ralf Beyeler von Moneyland kennt das Ärgernis. Er sagt zu Nau.ch: «Wenn ich ein Abo abschliesse, in dem Roaming in Europa dabei ist, dann denke ich, dass alle EU-Länder abgedeckt sind.» Das Vorgehen von Salt bezeichnet er als «nicht kundenfreundlich».

Salt
Diese Angebote sind nicht in allen Ländern gültig. - Screenshot Moneyland

Diese Strategie ist für Beyeler «nicht nachvollziehbar», zumal Salt sowohl in der Europazone zu den teuersten Anbietern gehöre. Bei den EU-Ländern, die bei dem Anbieter nicht zu Europa gehören, sei Salt nochmals teurer. «Ich kann mir das nur so vorstellen, dass Salt damit den Gewinn optimieren möchte.»

«Eigenheit von Salt»

Weiter sagt der Experte: «Dass die Europazone nur aus 21 EU-Ländern (und ein paar weiteren Ländern wie Grossbritannien) besteht, ist eine Eigenheit bei Salt.» Davon betroffen sind auch die Angebote Lidl Connect und Post Mobile, bei denen der Vertrag ebenfalls mit Salt abgeschlossen wird.

Auf Anfrage von Nau.ch nimmt der Anbieter Stellung: Man biete «ein Angebot ‹pro Zone› und nicht ‹pro Land› an». Die genannten EU-Länder gehören demnach nicht zur «Europe»-Zone, sondern zur «Travel»-Zone.

Warst du schon einmal in den Ferien und hattest kein Internet?

Salt erklärt: «Leider erlauben uns die Verträge für Länder wie die Balkanstaaten nicht, diese in die günstigere ‹Europe›-Zone einzuordnen.» Für jedes Land müsse eine eigene Vereinbarung getroffen werden. «Durch die Nichteinbeziehung in der ‹Europe›-Zone können wir weiterhin allen Kundinnen und Kunden attraktive Tarife für den europäischen Raum anbieten.»

Ralf Beyeler weist darauf hin, dass unter Umständen ein «wesentlicher Vertragsirrtum» vorliegen könnte. Er empfiehlt daher, sich an die zuständige Ombudsstelle Ombudscom zu wenden.

Ombudsstelle fordert Transparenz auf Website

Deren Ombudsmann bestätigt, dass diese schon mehrere Male ähnliche Fälle von Salt behandelt habe. Wenn die Ländereinschränkung nicht genug transparent ausgewiesen werden, werde der Anbieter darauf hingewiesen. Mit der Aufforderung, die Website zu ändern. Die Mittel zur Durchsetzung hat Ombudscom allerdings nicht.

Salt sagt zur Kritik: «Unserer Meinung nach sind wir sehr transparent über die in den Abos enthaltenen Länder.» Sowohl online, in den Filialen und am Telefon. «Online können Kundinnen und Kunden durch einen Klick auf das i-Symbol leicht sehen, welche Länder im Abo enthalten sind.»

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So wirbt Salt aktuell für seine Abos in Europa. - Screenshot Salt

Salt verzeichne nur eine «geringe Anzahl» an Beschwerden und Kündigungen in diesem Zusammenhang. «Dies wiederum belegt, dass unsere Kundinnen und Kunden die Informationen allgemein gut verstehen.»

Eine vergleichbare Einschränkung gibt es gemäss Moneyland nur beim weniger bekannten Anbieter Mucho Mobile. Dieser hat auf eine Anfrage von Nau.ch bislang nicht reagiert.

* Name von der Redaktion geändert.

Kommentare

User #4911 (nicht angemeldet)

Mit einer esim kann man das leicht umgehen.

User #1037 (nicht angemeldet)

SALT tricky, denen muss man immer 2x auf die Finger schauen.

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