Ukraine-Krieg: Beliebte Profilfoto-App soll für Russland spionieren
Eine neue Profilbild-App aus Russland stürmt trotz Ukraine-Kriegs die Appstore-Charts. Experten warnen, dass Daten direkt ins Moskauer Regierungsviertel wandern.

Das Wichtigste in Kürze
- Die neue russische App «New Profile Pic» stürmt die Download-Charts auch in Europa.
- Sicherheitsexperten warnen davor, dass die Daten direkt nach Moskau wandern würden.
- Die Entwickler wehren sich jetzt und beteuern, keine Daten für Putin zu sammeln.
Trotz Ukraine-Kriegs erfreut sich die neue russische App «New Profile Pic» derzeit grosser Beliebtheit: Mit einer integrierten Gesichtserkennungssoftware lassen sich Selfies in hochaufgelöste Comic-Porträts umwandeln.
#NewProfilePic❤️thank you for your creativity love this pic.twitter.com/QDVpKlotWg
— Nkosazana Daughter (@NkosazanaNzama) May 12, 2022
Doch Sicherheitsexperten warnen vor diesem neusten Social Media-Trend. Der Vorwurf: Die App sammele eine Vielzahl an Daten. Dann schicke sie diese direkt an eine Moskauer Firma, die in einem Gebäude gleich neben dem Verteidigungsministerium ihren Sitz hat.
Daten-Sammlung auch vor Ukraine-Krieg kritisch
Die Firma hinter der App nennt sich Linerock Investments Ltd. und ist in Moskau registriert. Der Apartmentkomplex liegt im Regierungsviertel mit Blick auf den Moskwa-Fluss. Ihre Anteilseigner sind auf Panama eingetragen.
Bei der Installation fordert die App Zugriff auf Ort, Handy-Informationen und Bilder, die man auf Social Media gepostet hat. Man muss zudem zustimmen, dass der Hersteller «bestimmte persönliche Informationen sammelt, die du uns freiwillig zur Verfügung stellst». Darunter Mailadressen, Namen und geteilte Informationen aus sozialen Netzwerken.

Dies sei nötig, damit durch «neuste AI-Technologie» dem Nutzer immer neue Optionen vorgeschlagen werden können. Dazu müsse man auch Gesichtserkennungsmerkmale auf den eigenen Servern für mehrere Wochen speichern. So könnten Bilder schneller bearbeitet werden.
Gegenüber der «Dailymail» warnt ein IT-Sicherheitsexperte davor, derartig detaillierte Daten einfach so einer neuen Firma aus dem Ausland zu überlassen. Auch ohne Ukraine-Krieg gelte: «Die Menge an Informationen, die unter dem Radar gesammelt werden, ist oft viel grösser, als vom Nutzer beabsichtigt.» Das sagt Jake Moore, ein in England bekannter Cybersecurity-Experte.
Entwickler wehren sich
Die Herausgeber haben auf den kritischen Artikel gestern in einem Blogpost reagiert. Sie beteuern darin, dass ihre App sicher sei und die Daten nicht auf russischen Servern gespeichert würden. Stattdessen liegen sie auf den US-Servern von Amazon und Microsoft. Dies sei eine Voraussetzung, damit die AI-Technologie überhaupt funktioniere.
«New Profile Pic» setzt derweil seinen Höhenflug fort. Im Schweizer Apple-Store rangiert die App derzeit auf Rang 5 im Foto und Video-Ranking. Im Google-Playstore finden sich schon über 25'000 Bewertungen.