Ukraine-Krieg: Mitarbeiter im AKW Saporischschja verschwunden
Das Wichtigste in Kürze
- Einige der IAEA-Experten bleiben für die Inspektion länger im AKW Saporischschja.
- Sie werden auch die Arbeitsbedingungen der ukrainischen Angestellten untersuchen.
- Diese leiden unter den russischen Besatzern, einige sind sogar verschwunden.
Bereits am Anfang des Ukraine-Kriegs im Februar wurde das Atomkraftwerk in Saporischschja, das grösste Europas, von Russland angegriffen. Seither kontrollieren es die Besatzer, die Techniker sind aber Ukrainer. Regelmässig wird von Beschuss berichtet, die beiden Kriegsparteien geben sich gegenseitig die Schuld daran.
Die Ukraine macht Russland nun weitere Vorwürfe: Laut dem staatlichen AKW-Betreiber werden die ukrainischen Arbeiter und Techniker misshandelt. Das Personal werde von den russischen Besatzern unterdrückt, schreibt Energoatom auf Telegram. Zudem sollen AKW-Angestellte, die Russland nicht wohlgesinnt sind, sogar verschwunden sein.
Einer seiner Arbeitskollegen sei beim Verlassen des Geländes gestoppt worden, berichtet ein AKW-Angestellter gegenüber der «Washington Post». Er habe ihn nie mehr gesehen. Zudem sei die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt, er dürfe sich nur noch in seinem Block aufhalten, das Dach sei tabu. Die russischen Besatzer verböten es auch, Handys mit Kameras auf das Gelände zu bringen.
Am Donnerstag erreichte eine Delegation der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) das umkämpfte AKW. Obwohl die Route der Experten mit beiden Kriegsparteien abgestimmt war, musste der Konvoi mehrmals stoppen.
IAEA-Präsident Rafael Grossi ist zwar am Donnerstag wieder abgereist, wie er auf Twitter mitteilte. Fünf der neun Experten bleiben aber länger als geplant dort. Sie erstellen eine «neutrale technische Begutachtung des Kraftwerks». Dafür werden der Zustand der Anlage und die Arbeitsbedingungen der ukrainischen Arbeiter untersucht.
Aufgrund des Ukraine-Kriegs wächst die Angst vor einer Atom-Katastrophe bei Saporischschja. Beide Seiten warnen davor. Die IAEA-Reise wurde deswegen von vielen Ländern gefordert. Die IAEA werde nirgendwo hingehen, schrieb Grossi von Saporischschja aus, es gebe noch viel zu tun.