Ukraine-Krieg: Stadt zerbombt – aber Einwohner vermissen die Russen
Im Ukraine-Krieg wurde die Stadt Kupjansk fast komplett zerstört. Doch noch immer sind viele Einheimische pro-russisch eingestellt – und vermissen die Russen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die ukrainische Stadt Kupjansk wurde durch russische Bomben fast komplett zerstört.
- Nach dem Abzug russischer Truppen werden die Besatzer von Einheimischen «vermisst».
- Denn viele sind pro-russisch eingestellt – trotz erlebter Folter und Inhaftierungen.
Ein Drittel der ukrainischen Stadt Kupjansk wurde im Ukraine-Krieg zerstört. Vor einigen Monaten konnte die nahe an der russischen Grenze liegende Ortschaft zurückerobert werden.
Nach dem Abzug russischer Truppen blieben gerade mal 17'000 von ursprünglich 57'000 Einwohnern übrig. Auch, weil pro-russisch Eingestellte seit der Invasion geflohen sind.
Doch auch bei manch einem Verbliebenen bleibt die Freude über die neugewonnene Freiheit aus. Die Einheimischen «vermissen» die russischen Besatzer. Denn die grosse Mehrheit sei auch nach der Invasion pro-russisch, schreibt «The Economist».
Deshalb befürchten offizielle Stellen, dass Dorfbewohner noch immer Informationen über ukrainische Einsätze an russische Truppen weiterleiten. Diese sind nur zehn Kilometer entfernt stationiert.
Im Ukraine-Krieg: Propaganda-Zeitung als Toilettenpapier
Auch wurden ukrainische Streitkräfte davor gewarnt, Lebensmittel von Landsleuten anzunehmen. Die Angst vor Vergiftung war zu gross.
Bei der Invasion von Kupjansk haben die Russen einen neuen Radiosender gegründet. Auch wurden die russische Verfassung und ihre eigene Propaganda-Zeitung «Charkow Z» herausgegeben. Der Zugang zu Handys, Fernsehen und Internet wurde verwehrt. Doch nicht alle liessen sich von der Propaganda blenden.
So werden Exemplare von «Charkow Z» nicht gelesen, sondern zum Drehen von Zigaretten oder als Toilettenpapier gebraucht.
Doch wer sich öffentlich gegen die Besatzer wehrte, kriegte den Zorn der Russen zu spüren. Inhaftierungen und Folter – Elektroschocks und Scheinhinrichtungen – waren an der Tagesordnung.