WEF: Das bringt der emotionale Selenska-Appell
Am WEF hielt die Frau des ukrainischen Präsidenten am Dienstag eine Rede, die es in sich hat. Doch mit welcher Wirkung?
Das Wichtigste in Kürze
- Olena Selenska forderte andere Länder dazu auf, die Ukraine stärker zu unterstützen.
- Mit ihrem Appell richtete sie sich auch an die Schweiz, so ein Experte.
Am Dienstagmittag trat die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten, Olena Selenska, mit einem emotionalen Appell am WEF an die Weltöffentlichkeit: Sie sprach nicht nur von einem Zehn-Punkte-Plan ihres Ehemannes, der den Ukraine-Krieg beenden könne.
Sie ging auch darauf ein, dass «jeder Mensch das Recht auf Leben» habe. Weiter warnte die First Lady vor einer «Welt, die zusammenbricht». Sie forderte andere Länder dazu auf, die Ukraine stärker zu unterstützen.
Hat ein solcher Aufruf eine Wirkung oder ist alles reine Symbolik? Laut Russland-Experte Ulrich Schmid richtete sich Selenska in «erster Linie an Entscheidungsträger, die auf ein Ende des Kriegs hinarbeiten».
Vor allem aus den USA seien jüngst Signale gekommen, dass man an einem Eindämmen des Konflikts interessiert ist. Schmid ergänzt: «Auch Deutschland ist ein Adressat, weil man in der Ukraine auf die Freigabe von Kampfpanzer-Lieferungen hofft.»
Appell am WEF dürfte Wirkung haben
Militärstratege Albert Stahel sieht das genauso: Es sei gar denkbar, dass der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz im Zuge des Appells die Freigabe von Leopard-2-Kampfpanzern beschliessen werde.
Wie die «Süddeutsche Zeitung» aus Regierungskreisen erfahren haben will, dürfte Scholz nun tatsächlich zu Panzerlieferungen bereit sein. Dies jedoch nur unter Bedingung, dass die USA ihrerseits Panzer des Typs «Abrams» an die Ukraine liefern.
Damit soll eine Spaltung der Nato verhindert werden. Ein entsprechendes Telefonat mit US-Präsident Joe Biden habe bereits stattgefunden. Entschieden habe dieser sich jedoch noch nicht.
Doch nicht nur das: «Der Appell der First Lady ist auch an die Schweiz gerichtet», so Stahel zum Auftritt am WEF.
Ein Beispiel: Spanien möchte Fliegerabwehrgeschütze, die in der Schweiz hergestellt worden sind, an die Ukraine liefern. «Mit diesen defensiven Waffen könnten iranische Drohnen, die Russland gegen ukrainische Infrastruktur einsetzt, abgeschossen werden.»
Doch: Aktuell blockiere das SECO die Lieferung «unter dem Vorwand der Neutralität», so Stahel.
Schliesslich sei es eine offene Frage, «ob die ambitionierten Kriegsziele der Ukraine durchsetzbar sind.» Insbesondere mit Hinblick auf die weitere Offensive, welche Russland zurzeit vorzubereiten scheine.